Idris Elba als letzte Hoffnung: Das sind die Streaming-Tipps der Woche
Apple lässt Idris Elba in Echtzeit gegen Flugzeug-Terroristen ankämpfen. Derweil schickt Netflix Henry Cavill letztmalig als Geralt von Riva durch den "The Witcher"-Kosmos. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche bereithält, verrät die Übersicht.
Das Konzept von "24" war so einfach wie genial: Dem Anti-Terror-Agenten Jack Bauer (Kiefer Sutherland) blieben jeweils 24 Stunden Zeit, einen Anschlag zu verhindern. Der Clou: Serien- und Echtzeit waren identisch. Mit der Thriller-Serie "Hijack" tritt Apple nun in die Fußstapfen der einstigen TV-Revolution - und macht doch alles ganz anders. Was Netflix, Prime Video und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
"Hijack", Apple TV+
Stopften die "24"-Macher die ihnen zur Verfügung stehende Zeit mit Verschwörungen, Anschlägen, Verfolgungsjagden und Entführungen zu, geht das Apple-Original "Hijack" bedachter vor. Dabei wäre das in Echtzeit erzählte Szenario der sieben einstündigen Folgen geradezu prädestiniert für Hochspannung.
Ein Flug von Dubai nach London wird von einer Gruppe Terroristen gekapert, das Schicksal der Passagiere ist ungewiss. Während sich an Bord zunehmend Verzweiflung breitmacht, bleibt einer ganz ruhig: Sam (Idris Elba). Er verdient sein Geld als Verhandlungsführer. Im Flugzeug versucht er daher, mit den Entführern ins Gespräch zu kommen. Wie spitzfindig er die Kriminellen um den Finger zu wickeln, gehört neben der Präsenz von Hauptdarsteller Idris Elba zu den Stärken von "Hijack".
Trotzdem schöpft das Apple-Original sein Potenzial nicht ganz aus. Zwar ist es wohltuend, dass die Echtzeit-Situation nicht mit effekthascherischen Countdowns künstlich hochgejazzt wird. Ein wenig mehr Suspense hätte dem dialoglastigen Skript aber gutgetan. Stattdessen verfängt sich "Hijack" trotz der spannenden Ausgangslage immer wieder in Längen. Fans von Idris Elba dürften sich an dem Thrill, der am 28. Juni bei Apple TV+ startet, allerdings erfreuen.
"The Witcher", Staffel 3, Netflix
"Ich werde mein Medaillon und meine Schwerter niederlegen": Mit diesem kurzen, aber einschneidenden Satz wandte sich Henry Cavill im Oktober 2022 via Social Media an seine Fans. Fortan war klar, dass sich der Hollywoodstar nach Staffel drei des Fantasy-Serienhits "The Witcher" von seiner ikonischen Rolle als Hexer Geralt von Riva verabschieden wird. Liam Hemsworth folgt Cavill in Staffel vier nach.
Die Fans stellte die hochkarätige Nachfolge aber nur bedingt zufrieden. Stattdessen quittierten sie die Nachricht mit großer Enttäuschung. Umgehend starteten sie eine Petition, die die Absetzung der Drehbuchautoren fordert und gleichzeitig eine Weiterbeschäftigung von Cavill. Mehr als 315.000 Unterzeichner unterstützen den Vorstoß. Die Erfolgsaussichten dürften allerdings gering sein.
Vor den neuen Episoden übt sich der Streamer in Zurückhaltung, einzig der Trailer deutet auf einen epischen Abschied hin. "Niemals werde ich Ciri verlassen", kündigt Geralt von Riva darin bedeutungsschwanger an. Intensive bis brutale Kampfszenen wechseln sich in dem knapp zweieinhalb minütigen Vorgeschmack mit bildgewaltigen Locations ab. "Zum ersten Mal verstehe ich, was wahre Angst bedeutet", muss sich der Hexer eingestehen. Die erste Ausgabe der dritten Staffel erscheint am 29. Juni bei Netflix, die zweite Ausgabe ist ab dem 27. Juli auf dem Streamingdienst abrufbar.
"I'm A Virgo", Prime Video
Rollen im oscar-prämierten Drama "Moonlight" (2016), der Stephen-King-Serienadaption "Mr. Mercedes" (ab 2017) und in der hochgelobten Netflix-Serie "When They See Us" (2019) sprechen für sich: Jharrel Jerome hat trotz seiner erst 25 Jahren bereits Eindruck in Hollywood hinterlassen. Nicht umsonst prophezeit so mancher Experte dem US-Amerikaner, er könne einmal zu den ganz Großen im Filmbusiness gehören.
Immerhin in Sachen Körpergröße macht Jerome in der neuen Prime-Video-Serie "I'm A Virgo" nichts vor. Als wäre die Kindheit und Jugend für einen Normalo nicht schon schwer genug, ist die Sache für Cootie (Jerome) ungleich komplizierter: Der vier Meter große Teenie wurde seine ganze Kindheit vor der Außenwelt versteckt. Doch dann bricht Cootie in der ungewöhnlichen Coming-of-Age-Serie (ab 23. Juni, Prime Video) aus seinem goldenen Käfig aus. Ihn erwarten jede Menge Aufmerksamkeit, falsche Freunde - und womöglich seine erste große Liebe.
"Eldorado - Alles, was die Nazis hassen", Netflix
Die Grausamkeit der Nazis, der Holocaust und Euthanasie waren schon oft Thema von Dokumentationen. Das Schicksal queerer Menschen im Umbruch zwischen Weimarer Republik und Nazideutschland wurde bis dato indes vernachlässigt. "Eldorado - Alles, was die Nazis hassen" (ab 28. Juni, Netflix) unter Regie von Benjamin Cantu füllt diese Leerstelle. Im Zentrum des Films steht das titelgebende Eldorado, ein bekanntes Transvestitenlokal im Berlin der 1920er-Jahre.
Die Geschichte des Eldorados und das Schicksal seiner schillernden Besucherinnen und Angestellten erzählt die Doku anhand berührender Biografien: Da ist etwa die transsexuelle Toni Ebel, die im Club auf Charlotte Charlaque, eine amerikanisch-deutsche jüdische Intellektuelle, trifft. Zusammen mit Dorchen Richter sind sie drei der ersten Menschen weltweit, die in der Praxis des Sexologen Magnus Hirschfeld eine Geschlechtsangleichung überleben.
Aus heutiger Sicht klingt es befremdlich, wenn der Film in einer Mischung aus Archivaufnahmen und Spielszenen eröffnet, dass das öffentliche Tragen von Kleidern des anderen Geschlechts nur mit einer ärztlichen Genehmigung erlaubt war. Außerdem führten die Nazis Paragraf 175 des deutschen Strafgesetzbuches ein: er illegalisiert sexuelle Beziehungen zwischen zwei Männern. Erst 1994 wird der Paragraf abgeschafft. Doch ein Blick nach Ungarn reicht, um die Angst der LGBTIQ*-Community vor einer erneuten Entrechtung zu verstehen. Umso wichtiger erscheint dieser Film, der die Geschichten der Betroffenen erzählt, von denen manche in ein bitter-süßes Happy End münden.
"Tom Clancy's Jack Ryan", Staffel 4, Prime Video
Eigentlich müsste sich Jack Ryan (John Krasinski) dringend die Frage stellen, ob es das alles wert ist. Kaum hat er, mit unorthodoxen Methoden, in der dritten Staffel von "Tom Clancy's Jack Ryan" gerade noch so einen Atomkrieg verhindert, tut sich der nächste Höllenschlund auf. In der vierten und letzten Staffel der Action-Agenten-Serie muss er sich nicht nur rechtfertigen, sondern auch noch in der CIA aufräumen und eine unheilvolle Allianz zwischen einem Drogenkartell und Terrororganisationen verhindern.
Die Menschen sind schlecht, und die Welt ist am Abgrund: Für den CIA-Analysten Jack Ryan (John Krasinski) wird der Job nicht einfacher. Er ist in der Zwischenzeit interimsmäßig zum Vize-Chef des US-Geheimdienstes aufgestiegen und steckt mitten in einem Sumpf aus Korruption, Gier und Angst.
Die Guten hier, die Bösen da: So einfach ist das nicht mehr in der modernen Welt. Die Grenzen verschwimmen, für nationale und persönliche Interessen wird über Leichen gegangen. Ryan muss immer wieder moralische Grauzonen vermessen. Verpackt als rasanter und actionreicher Spionagethriller zeigt "Tom Clancy's Jack Ryan" ab 30. Juni bei Prime Video was passiert, wenn sich Politik, organisiertes Verbrechen und Terror zusammenschließen und wenn schier unendliche finanzielle Mittel auf tödlichen Hass treffen.