Indien zeigt demonstrativ seine Freundschaft zu Putin - aus Angst vor China

Indiens Präsident Narenda Modi (links) und Wladimir Putin (rechts)
 - Copyright: picture alliance/Zumapress/Gavriil Grigorov/Kremlin Pool
Indiens Präsident Narenda Modi (links) und Wladimir Putin (rechts) - Copyright: picture alliance/Zumapress/Gavriil Grigorov/Kremlin Pool

Als Indiens Premierminister am Dienstag in Moskau eintraf, begrüßte er Russlands bekanntlich kühlen Präsidenten Wladimir Putin mit einer überschwänglichen Bärenumarmung. Damit dürfte er die USA, Indiens wichtigsten geopolitischen Verbündeten, verärgert haben. Denn die USA hatte zuvor wegen Putins Einmarsch in der Ukraine Druck auf Neu-Delhi ausgeübt und gefordert, dass Indien seine Beziehungen zu Russland lockern solle.

Doch Premierminister Narendra Modi ist aus Angst vor China - einem wichtigen Verbündeten Russlands - bereit, den Zorn der Amerikaner zu riskieren, um Putin näherzukommen. "Neu-Delhi sieht Moskau als einen wichtigen Puffer in ihren Beziehungen aufgrund der starken Beziehungen Moskaus zu Peking", sagte Sarang Shidore, Analyst am Quincy Institute, zu Business Insider (BI). "Es ist nicht in Russlands Interesse, dass China und Indien aneinandergeraten, also könnte es bis zu einem gewissen Grad als Bremser fungieren."

Indien ignoriert den Druck der USA, die Beziehungen zu Russland zu kappen

Während des Kalten Krieges gehörte die Sowjetunion zu den wichtigsten Verbündeten Indiens, und der Kreml leistete militärische Unterstützung während der Auseinandersetzungen Indiens mit Pakistan. Seitdem sind die Beziehungen eng geblieben, werden aber durch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges erneut auf die Probe gestellt.

Die USA haben versucht, Indien davon zu überzeugen, sich an ihrer Kampagne zur Isolierung Russlands wegen der Invasion in der Ukraine zu beteiligen - bis dato allerdings mit wenig Erfolg. "Russland ist einer der ältesten strategischen Partner Indiens, und Neu-Delhi möchte diese Beziehung ungeachtet der diplomatischen Isolierung Russlands nach dem Krieg in der Ukraine aufrechterhalten", sagte Rahul Bhatia, Analyst bei der Eurasia Group, zu BI.

Indien hat seine Einkäufe russischer Waren, darunter Öl und Düngemittel, zu reduzierten Preisen erhöht, nachdem die USA Sanktionen gegen Russland verhängt hatten. Un das Land kauft weiterhin russische Rüstungsgüter, wobei man davon ausgeht, dass rund 70 Prozent seiner Waffensysteme aus russischer Produktion stammen und sein Militär in Bezug auf Ersatzteile und Upgrades auf den Kreml angewiesen ist. "Eine harte Haltung gegenüber Russland könnte sowohl wirtschaftliche als auch sicherheitspolitische Folgen für Indien haben", so Richard Rossow, Analyst am Center for Strategic and International Studies.

Chinas Bedrohung für Indien nimmt zu

Die Drohungen des chinesischen Staatschefs Xi Jinping sind ein weiterer Schlüsselfaktor für Modis Entschlossenheit, den Druck der USA zu ignorieren und gute Beziehungen zu Putin aufrechtzuerhalten.

Chinas regionale Macht wächst, und sie bedroht Indien, die andere große Wirtschaftsmacht Asiens. Im Jahr 2020 führte ein lange schwelender Grenzstreit zu tödlichen Zusammenstößen zwischen indischen und chinesischen Truppen. China hat seine Präsenz im Indischen Ozean verstärkt, und die beiden Länder ringen um Einfluss in der Region.

Nach der Invasion in der Ukraine hat China seine Beziehungen zu Russland verstärkt, in der Hoffnung, dass ein russischer Sieg die Macht der USA schwächt und seine eigene globale Macht stärkt. Es ist diese Freundschaft, zwischen die Modi einen Keil zu treiben versucht. "Es besteht eine reale Chance auf künftige Konflikte, und Indien würde es vorziehen, zu vermeiden, dass Russland fortschrittliche militärische Ausrüstung nach China exportiert", so Rossow.

Einige indische Analysten glauben, dass China langfristig eine größere Bedrohung für Russland darstellt als die Nato und dass Indien dies ausnutzen könnte. "Das russisch-chinesische 'Bündnis' ist möglicherweise nur von kurzer Dauer, und die historischen Konflikte zwischen den beiden Ländern, z. B. über die lange Grenze und die unterentwickelten natürlichen Ressourcen im Osten Russlands, werden wieder aufflammen und neue Spannungen auslösen", so Morrow.

Doch im Moment macht sich Modi Sorgen um Russlands neue "grenzenlose" Partnerschaft, und er hofft wahrscheinlich auf ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges. Durch die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu Putin hofft er, die Folgen des Krieges in Grenzen halten zu können.

"Der Krieg nützt seinen Interessen überhaupt nicht. Der Krieg öffnet auch die Tür zur Legitimierung von Verletzungen der territorialen Integrität und gefährdet ein Prinzip, das Neu-Delhi stark unterstützt hat", so Shidore.

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