Japan: Warme Temperaturen lassen frühe Kirschblüten blühen

Vorgeschmack auf traditionelles Kirschblütenfest im Frühling

Zum Frühling in Japan gehören nicht nur das warme Wetter und die aufblühende Natur, sondern auch das populäre Kirschblütenfest, auch Hanami genannt. Die ersten Blüten geben gerade bereits einen Vorgeschmack darauf. Doch was genau steckt hinter dieser japanischen Tradition, die jedes Jahr Millionen von Besuchern anzieht?

In mehreren japanischen Städten herrscht gerade ungewöhnlich warmes Wetter, bei dem Einheimische und Touristen die ersten Kirschblüten bewundern konnten. In der Stadt Isesaki stiegen die Temperaturen auf sommerliche 25 Grad. Auch in Kawaz und Shizuokoa bestaunten die Menschen bereits die "Kawazu-zakura" - eine Kirschblütensorte, die normalerweise im Februar blüht und den Menschen einen Vorgeschmack auf die nahende Kirschblütenzeit "Sakura" gibt: Unter Sakura versteht man die japanische Kirschblüte im Frühjahr, die Jahr für Jahr Millionen Menschen verzaubert. Sie blüht in der Regel zwei Monate später als die Winter-Kirschblüte, die die Menschen bereits jetzt genießen. Gerade erst hat die Japan Meteorological Corporation ein Update für die Sakura-Vorhersage 2024 veröffentlicht. Demnach wird die traditionelle Kirschblüte an den meisten Reisezielen in Japan ungefähr zur gleichen Zeit wie in den vergangenen Jahren blühen, nämlich rund um den 23. März 2024.

Auch wenn die Blütenpracht durch Bilder auf Instagram und Co. für viele im Vordergrund steht, steckt hinter der japanischen Kirschblütenzeit jedoch viel mehr als ein bloß visuelles Ereignis. Das traditionelle Kirschblütenfest, das je nach Region und Wetterbedingungen in der Regel von März bis Anfang April stattfindet, hat für Japaner eine tiefere symbolische Bedeutung, die fest mit ihrer Kultur verknüpft ist. Hanami, was auf deutsch soviel bedeutet wie "das Betrachten der Kirschblüten", hat in Japan eine lange Tradition, die im gesamten Land einen besonderen Stellenwert hat. Tokio, Kyoto und Osaka sind nur einige der Städte, die während der Kirschblütenzeit erstrahlen. Wir erklären, was die Blütenpracht so besonders macht, wie sie begangen wird und woher die Tradition um die japanische Kirschblüte rührt.

Kirschblüten haben in der japanischen Kultur eine große Anziehungskraft: sie symbolisieren für die Japaner Erneuerung, die Vergänglichkeit des Daseins, d das Wesentliche des Augenblicks und vieles mehr.
Kirschblüten haben in der japanischen Kultur eine große Anziehungskraft: sie symbolisieren für die Japaner Erneuerung, die Vergänglichkeit des Daseins, d das Wesentliche des Augenblicks und vieles mehr.

Das Fest der Kirschblüte ist für Japaner mehr als nur eine schöner Augenschmaus nach den langen Monaten des Winters. Die Blütezeit der Kirschbäume symbolisiert für die Japaner die Vergänglichkeit des Lebens - und ist zugleich Aufforderung, die Schönheit des Augenblicks umso mehr wertzuschätzen. Hanami, das Betrachten der Kirschblüten, ist außerdem ein Erlebnis, das man traditionell gemeinsam genießt: Familie, Freunde und Kollegen kommen dafür in den Parks zusammen und picknicken zusammen unter den blühenden Kirschbäumen. Daneben steht die Kirschblüte symbolisch für den Neubeginn, da die Blütezeit den Beginn des Frühlings markiert.

Aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die japanische Kultur hat die Kirschblüte auch in der japanischen Kunst und Literatur ihren festen Platz und ist Thema in vielen Gemälden, Gedichten und Geschichten.

Bänke unter blühenden Kirschbäumen während Hanami am Shinobazu-Teich im Ueno-Park. Der Park gilt als der beste Ort in Tokio für die Kirschblüte.
Bänke unter blühenden Kirschbäumen während Hanami am Shinobazu-Teich im Ueno-Park. Der Park gilt als der beste Ort in Tokio für die Kirschblüte.

Zur Kirschblütenzeit finden im ganzen Land Feste und Festivals statt. Mit Partys, gutem Essen und Sake, dem japanischen Reiswein, begehen die Menschen die besondere Saison. Viele Japaner genießen die rosaweiße Farbenpracht der Blüten mit ausgedehnten Picknicks. Besonders beliebte Treffpunkte für die Kirschblütenzeit sind für die Japaner Parks wie der Ueno-Park in Tokio oder der Maruyama-Park in Kyoto. Am Abend werden die Baumkronen häufig angestrahlt.

Auch viele Touristen reisen in dieser Zeit nach Japan, um die außergewöhnliche Atmosphäre des Spektakels zu genießen. Da die genauen Daten von Jahr zu Jahr variieren, sollten Touristen ihre Reise rechtzeitig planen und sich früh genug informieren, um den Höhepunkt der Blüte nicht zu verpassen. Besonders populär ist etwa Osaka, um Kirschblüten zu sehen. Der Schlosspark von Osaka, in dem mehr als 4000 Kirschbäume stehen, gilt als einer der beliebtesten Orte für die Feier der Kirschblüte.

Natürlich hat die Kirschblütenzeit auch eine kommerzielle Seite: So gibt es viele spezielle Souvenirs, Restaurantspecials und auch zahlreiche rosa Sondereditionen von diversen Lebensmitteln.

Der Ursprung des Kirschblütenfestes liegt im 8. Jahrhundert, als das Betrachten der schönen Blüten noch aristkratischen Kreisen vorbehalten war. Damals war das Müßiggehen in der Natur ein Vorrecht des japanischen Hofadels, im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich das Adelsprivileg dann zur gesellschaftlichen Tradition.

Die Dauer der Kirschblütenzeit variiert je nach Wetter und Region. Die ersten Kirschblüten blühen in der Regel ab Ende März im Süden des Landes, wo die Temperaturen eher steigen, und dehnt sich bis Anfang Mai über das ganze Land bis nach Hokkaido im Norden aus. In der Regel dauert es dabei eine Woche, bis die volle Kirschblüte sich entfaltet - die Blütezeit beträgt dann eine weitere Woche.

Für Tokio wurde dieses Jahr etwa vorausgesagt, dass die Kirschblüten am 23. März zu blühen beginnen und am 30. März ihre volle Blüte erreichen. In Kyoto werden die ersten Blüten am 24. März erwartet, zwei Tage früher als üblich, und der Höhepunkt der Blütezeit wird am 1. April erreicht, etwa drei Tage früher als üblich.