"Wir können zwischen Palästina und der Hamas unterscheiden" – Irischer Premier exklusiv bei Euronews

"Wir können zwischen Palästina und der Hamas unterscheiden" – Irischer Premier exklusiv bei Euronews

Irland hat neben Spanien, Norwegen und bald auch Slowenien erklärt, dass es Palästina als Staat anerkennt. Dies sei der einzige glaubwürdige Weg zu Frieden und Sicherheit für die Israelis und Palästinenser, so der Premierminister.

In einem exklusiven Interview mit Euronews sagt das irische Staatsoberhaupt, der sogenannte Taoiseach, Simon Harris, die Palästinenser hätten ein legitimes Recht auf einen eigenen Staat und eine Zukunft, die von Erfolg und nicht von Leid geprägt sei.

Harris begründet die Entscheidung "weil wir die Hoffnung, den Traum und das Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung am Leben erhalten müssen, während andere leider daran arbeiten, dies zu untergraben." Irland hätte es viel lieber gesehen, wenn die Zwei-Staaten-Lösung im Rahmen eines Friedensprozesses gesucht worden wäre. "Das war ja auch das, was unser Regierungsprogramm ursprünglich vorsah. Aber wir können nicht ewig warten", betont Harris im Gespräch mit Euronews.

Seit den Osloer Vereinbarungen sei eine "schrecklich lange Zeit" vergangen, so Harris und bezieht sich auf den Kompromiss zwischen Israel und Palästina, der am 13. September 1993 eingegangen und 1995 konkretisiert worden war. Hier wurde eigentlich festgelegt, dass sich Israel und Palästina gegenseitig anerkannen und friedlich nebeneinander existieren. Israel sollte sich aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland zurückziehen und die Palästinenser dort zunächst selbst verwalten.

"Jetzt müssen wir mehr denn je unsere Stimme erheben und auf die Bedeutung einer Zwei-Staaten-Lösung hinweisen, denn das ist letztlich das, was die Menschen in Israel, das palästinensische Volk und die gesamte Region verdienen", sagt Harris.

Wen meinen Sie, wer untergräbt die Zwei-Staaten-Lösung?

Simon Harris vermutet im Euronews-Interview, dass sich die Netanjahu-Regierung in "irgendeiner Form" für die Zwei-Staaten-Lösung einsetzt. "Wir haben viel Rhetorik und Kommentare in diesem Zusammenhang gehört. Ich denke, die Notwendigkeit der Zwei-Staaten-Lösung war der weit verbreitete Konsens, der sich über viele, viele Jahre hinweg herausgebildet hatte. Ich denke, in den letzten Wochen und Monaten gab es viele Bemühungen, diese Hoffnung zu zerstören", sagt Harris.

Der irische Premier betont, dass es angesichts der "unglaublichen, skrupellosen humanitären Katastrophe", die sich in Echtzeit im Gazastreifen abspiele, besonders wichtig sei, "dass wir die gemäßigten Stimmen sowohl in Palästina als auch in Israel stärken."

Die Hamas ist nicht Palästina. Und wir sind in der Lage, zwischen den beiden zu unterscheiden.

Er betonte das besonders, da es eine Menge absichtlicher Falschdarstellungen dazu gebe, dass Irland und andere Palästina als Staats anerkennen wollen: "Es geht nicht um die Hamas. Wir verabscheuen die Hamas, sie ist eine Terrororganisation. Sie bietet dem palästinensischen Volk keine Zukunft. Sie ist eine Gefahr und eine Bedrohung für die Israelis und das palästinensische Volk. Was am 7. Oktober geschah, war ein verabscheuungswürdiges, abscheuliches terroristisches Massaker. Alle Geiseln sollten bedingungslos freigelassen werden."

Simon Harris ergänzte: "Die Iren wissen besser als die meisten anderen, wie es ist, wenn eine terroristische Organisation in vielerlei Hinsicht die eigene Identität an sich reißt. Die Hamas ist nicht Palästina. Und wir sind in der Lage, zwischen den beiden zu unterscheiden."

Israel ruft Botschafter aus Irland und Norwegen ab

Israel hat auf die Bekenntnisse, Palästina als eigenen Staat anzuerkennen, seine Botschafter in Irland und Norwegen zu weiteren Konsultationen abberufen. Israel hat erklärt, der Schritt der Anerkennung untergrabe die Souveränität und Sicherheit Israels.

Die Euronews-Reporterin Shona Murray berichtet aus Dublin und sagt, "Palästinensische Beamte begrüßten die Entscheidung und erklärten, sie erkenne die eigenständige nationale Identität der Palästinenser und ihr Recht auf Selbstbestimmung an."