Nach Kampfjet-Abschuss: Stoltenberg fordert mehr Patriot-Luftabwehrsysteme für die Ukraine

Nach Kampfjet-Abschuss: Stoltenberg fordert mehr Patriot-Luftabwehrsysteme für die Ukraine

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Mitgliedsstaaten aufgefordert, der Ukraine mehr Patriot-Raketensysteme zu übergeben. In einer Videoansprache in Brüssel sagte Stoltenberg, dass „bald neue Ankündigungen zu den Luftverteidigungsfähigkeiten der Ukraine“ veröffentlicht werden.

„Die NATO hat die vorhandenen Fähigkeiten im gesamten Bündnis kartiert und es gibt Systeme, die der Ukraine zur Verfügung gestellt werden können“, sagte Stoltenberg gegenüber Reportern nach einem Online-Treffen der NATO-Verteidigungsminister, an dem der ukrainischen Präsident Selenskyj aus der Ferne teilnahm.

Die russische Luftwaffe ist weitaus schlagkräftiger als die der Ukraine, doch hochentwickelte Raketensysteme der westlichen Partner Kiews stellen eine große Bedrohung für Russland dar.

Ukraine bittet um Patriot-Luftabwehrsysteme

Kiew wünscht die Lieferung von mindestens sieben Patriot-Batterien. Stoltenberg lehnte es ab, zu sagen, welche NATO-Staaten über Luftverteidigungssysteme verfügen oder wie viele verfügbar sein könnten. Stoltenberg betonte, dass es sich dabei um vertrauliche Informationen handelt. Er betonte jedoch, dass er erwarte, dass die Länder bald neue Unterstützungserklärungen abgeben, nicht nur für Patriot-Batterien.

„Die Verbündeten müssen tief in ihre Bestände hineinschauen und die Lieferung von Raketen, Artillerie und Munition beschleunigen. Die Ukraine nutzt die Waffen, die wir ihr zur Verfügung stellen, um die russischen Kampffähigkeiten zu zerstören. Das macht uns alle sicherer“, sagte er.

Die Herstellung von Patriot-Raketenbatterien kann bis zu zwei Jahren dauern, sodass Länder, die über solche Batterien verfügen, aus Sicherheitsgründen möglicherweise davor zurückschrecken, sich der Gefahr auszusetzen, ihre eigene Luftabwehr entscheidend zu schwächen. Deutschland hatte insgesamt zwölf Batterien, lieferte aber drei an die Ukraine. Polen, das an die Ukraine grenzt, verfügt nur über zwei und benötigt sie für seine eigene Verteidigung.

Griechenland, die Niederlande, Rumänien und Spanien verfügen ebenfalls über das Patriot-System. Ein großer Vorteil der Bereitstellung der in den USA hergestellten Systeme besteht neben ihrer Wirksamkeit darin, dass ukrainische Truppen bereits in deren Einsatz geschult sind.

Stoltenberg: Kiew darf westliche Waffen auch "außerhalb der Ukraine" nutzen

Stoltenberg verteidigte das Recht Kiews, die westlichen Rüstungslieferungen zu nutzen, um „legitime militärische Ziele außerhalb der Ukraine“, also über Russland, anzugreifen. Am Freitag gab Kiew bekannt, einen Überschallbomber vom Typ Tu-22M3 mehr als 300 km von der Frontlinie entfernt abgeschossen zu haben. Russland wies dies zurück. Das Flugzeug sei aufgrund eines technischen Defekts abgestürzt.

Beobachter bezeichneten es als bemerkenswert, dass ukrainische und russische Medien behaupten, der Bomber sei nicht von einem westlichen, sondern von einem von der Sowjetunion entwickelten S-200-System abgeschossen wurde. Die S-200 hatte ursprünglich eine Reichweite von knapp unter 300 km. Militärexperten gehen davon aus, dass die Ukraine ihre alten Systeme irgendwie modernisiert hat. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, dass der Bomber näher an ukrainischen Stellungen getroffen wurde, es aber geschafft hat, weit in russisches Territorium zurückzukehren, bevor er abstürzte.

In einem Interview mit dem ukrainischen Dienst der BBC verwies der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrill Budanow darauf, dass Überschallbomber vom Typ Tu-22M3 in der Sowjetunion hergestellte ballistische Kh-22-Raketen einsetzen. Sie sind zwar leistungsstark und schwer abzufangen, haben aber eine geringe Zielgenauigkeit, da sie ursprünglich für den Transport von Atomraketen gedacht waren. Militärexperten erklären damit auch die vielen zivile Zerstörungen, insbesondere in der Region Odessa.

Nach russischen Angaben dient die Tu-22M3 auch als Trägerflugzeug für die neuesten Hyperschallraketen „Kinzhal“ und „Tsirkon“. Es wird jedoch angenommen, dass diese nur in unbedeutenden Mengen verfügbar sind.

USA berichten über umfangreiche chinesisch-russische Rüstungskooperation

Laut einer Einschätzung der USA hat China die Verkäufe von Werkzeugmaschinen, Mikroelektronik und anderen Technologien an Russland gesteigert. Diese Technologien werden von Russland zur Herstellung von Raketen, Panzern, Flugzeugen und anderen Waffen für den Krieg gegen die Ukraine genutzt.

Zwei hochrangige Beamte der Biden-Regierung, die namentlich nicht genannt werden wollten, erklärten, dass im Jahr 2023 etwa 90 % der russischen Mikroelektronik aus China stammten und dass Russland diese zur Herstellung von Raketen, Panzern und Flugzeugen verwendet hat.

Chinesische und russische Unternehmen hätten auch daran gearbeitet, gemeinsam Drohnen in Russland zu produzieren, und chinesische Unternehmen belieferten Russland wahrscheinlich mit Nitrozellulose, die zur Herstellung von Munition verwendet werde, sowie optischen Komponenten für den Einsatz in russischen Panzern und gepanzerten Fahrzeugen und Turbojet-Triebwerke für Marschflugkörper.

Peking arbeitet auch mit Russland bei der Verbesserung der Satelliten- und anderen weltraumgestützten Fähigkeiten für den Einsatz in der Ukraine zusammen. Dies sei eine Entwicklung, die längerfristig die Bedrohung, die Russland für ganz Europa darstellt, erhöhen könnte. Die Beamten verwiesen auch auf amerikanische Geheimdiensterkenntnisse, denen zufolge China Russland Satellitenaufnahmen für den Krieg gegen die Ukraine liefert.