Kommentar: Die Olympischen Spiele werden zur Putin-Show

Russische Sportler sollen an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris teilnehmen – daran basteln internationale Sportfunktionäre. Und das trotz des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Überraschen sollte das nicht: Nun gesellt sich Gleiches zum Gleichen. Korrupt sucht korrupt, negativ meidet positiv. Das sieht man daran, wie sich Russlands Präsident Wladimir Putin gerade wieder hocharbeitet.

Sind lange befreundet: Thomas Bach (links), Wladimir Putin (Mitte) und Dmitry Medvedev (rechts) während der Winterspiele 2014 in Sotschi
Sind lange befreundet: Thomas Bach (links), Wladimir Putin (Mitte) und Dmitry Medvedev (rechts) während der Winterspiele 2014 in Sotschi.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Was macht eigentlich… Wladimir Putin? Der ist natürlich nach wie vor im Geschäft, immer mehr hört man vom russischen Präsidenten. In der vergangenen Nacht schickte er Drohnen zur Eine-Million-Stadt Odessa und ließ deren Hafen angreifen; was man halt so macht, als Kriegsverbrecher, für den der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl erlassen hat.

Den Befehl dazu hat er womöglich vom Flieger aus gegeben, denn Putin ist auf Reisen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wurde er empfangen, mit Militärflugzeugen, die Rauch in den Farben der russischen Fahne abließen. Mit Soldaten auf Kamelen und Pferden entlang der Fahrroute, überall russische Fahnen. Was man halt so macht, als Gastgeber, wenn man jemanden empfängt, mit dem man gute Geschäfte abschließt.

Die VAE haben weniger Probleme mit Diktatoren, werden sie doch selber von Männern dieses Typs regiert. Für Putin bedeutet das eine Aufwertung. Im Westen mag er als Paria gelten (außer für Ungarns Victor Orbán, aber das spricht eben auch Bände), in anderen Ländern, meist aufstrebenden, die auf Grund ihres Vermögens nach mehr Einfluss streben und diesen jenseits der USA oder China oder der EU suchen, ist der Lügenverbrecher aus dem Kreml indes ein Player, den man zu nutzen sucht. Und wegen der Sanktionen gegen seine Kriegsführung lässt sich auch guter Handel mit ihm treiben. Man muss nur skrupellos genug sein.

Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Abdullah bin Zayid Al Nahyan (r), Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, der Wladimir Putin, Präsident von Russland, bei seiner Ankunft am internationalen Flughafen in Abu Dhabi begrüßt.
Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Abdullah bin Zayid Al Nahyan (r), Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, der Wladimir Putin, Präsident von Russland, bei seiner Ankunft am internationalen Flughafen in Abu Dhabi begrüßt.

Von dieser Sorte gibt es Einige, und sie tun sich in diesen Tagen zusammen. Da darf ein bestimmter Mann nicht fehlen.

Hallo, hier ist die Waschanlage

Thomas Bach war früher einmal Sportler, das vergisst man direkt. Er wuchs in Tauberbischofsheim auf und ging zum Fechten. Seit gefühlten Menschengedenken führt er die Geschicke des Internationen Olympischen Komitees (IOC) und hat die Organisation ganz auf seine Person zugeschnitten. Er ist der Pate der Ringe. Mit Putin ist er natürlich seit Jahren befreundet, solche Leute ziehen sich gegenseitig an. Und da dem Kremlpotentaten es nicht schmeckt, international wegen seiner militärischen Eskapaden geschnitten zu werden, sucht er Zuflucht beim Sport. Denn das Funktionärsleben des internationalen Profisports ist die Fortsetzung des politischen Machtmissbrauchs mit athletischen Mitteln. Sport in diesem Rahmen dient nur dem Geldverdienen und dem Aufpolieren mieser Herrschaft. Daher gehen Bach und Putin in diesem Sinne durch dick und dünn.

Ersterem scheint es egal zu sein, wie es ukrainischen Sportlern ergeht, die auf einer friedlichen Bühne wie den Olympischen Spielen russischen Wettbewerbern entgegentreten müssen. Die russische Gesellschaft, so tragisch es klingt, steht hinter dem Angriffskrieg. Oder er ist ihr egal. Sie lässt jedenfalls Putin agieren. Auch lässt sich in Russland schwer zwischen Militärangehörigen und Sportlertum trennen.

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Infografik: Frieden mit Putin? Für Ukraine kaum denkbar | Statista
Infografik: Frieden mit Putin? Für Ukraine kaum denkbar | Statista

Sind wir farbenblind?

Also versucht es Bach mit einem Trick. Russische Athleten sollen in neutralen Farben antreten. Und überhaupt, sind die Spiele nicht unpolitisch, ein Hort des Austauschs, des Friedens?

Nein, das sind sie alles nicht. Die Spiele sind eine Geldmaschine. Den gleichen Senf à la "Mit Olympia kann man Prozesse anstoßen" haben wir in China gehört und gesehen, was geschah: nämlich nichts. Wenn Russen an den Spielen teilnehmen, nimmt Putin daran teil und wird es entsprechend ausschlachten. Seinen Krieg gegen die Ukraine kommuniziert er mittlerweile als ein "Problem" und tut, als wäre er nur peripher daran beteiligt. Dabei ist er Alleintäter.

Gegen Putin ist es schwer anzustänkern. Ihm das Handwerk zu legen, ihn für seine Taten zur Verantwortung zu ziehen, bleibt ein fernes Unterfangen. Bei Bach aber liegen die Dinge anders. Er ist Deutscher, die Bundesregierung hat ihm sogar einen Diplomatenpass ausgestellt. Solch ein Pate versteht nur eine Sprache, und zwar die des Drucks.

Wenn wir schon Putin nicht in die ihm zustehenden Grenzen weisen können, warum versuchen wir es nicht mit Bach? Die Politik muss ihn ächten und bannen. Sich den Spielen abwenden. Denn mit diesem Kram ist kein Staat zu machen.

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