Kommentar: Donald Trump ist der beste Dealmaker

Hat sich der selbsternannte Dealmaker mit dem Helsinki-Gipfel verzockt? (Bild: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa)
Hat sich der selbsternannte Dealmaker mit dem Helsinki-Gipfel verzockt? (Bild: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa)

Versprecher sind inklusive. Der US-Präsident liefert der Welt ein unschlagbares Unterhaltungspaket. Wäre sie eine Showbühne.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Zu Beginn dieser Woche wachten die Amerikaner auf und fragten sich, ob sie einen Verräter an die Spitze ihres Landes gewählt haben. Sie mussten ihrem Präsidenten zuhören, wie er mehr seinem Buddy glauben wollte als den eigenen Geheimdiensten – es ging um die Einmischung russischer Agenten in die vergangenen US-Präsidentschaftswahlen, welche just Trump spektakulär und knapp ins Amt hievten. Trumps Buddy Wladimir Putin, im Nebenberuf Präsident in Russland, verneinte dies und meinte gar, die Ermittlungen gegen Russen in dieser Angelegenheit würden ihn “kein bisschen” interessieren. Damit hakte Trump das Thema ab. Meinte er wohl.

Doch dieser Deal des besten Dealmakers aller Zeiten, zumindest in Trumps eigener Vorstellung, erwies sich als Rohrkrepierer.

Nur vollends Verdepperte argwöhnen nicht, dass der Kreml ein schmutziges Spiel mit den US-Wahlen spielte. Gegen demokratische Abläufe schützt sich Putin als ehemaliger Geheimagent selbst bestens. Er hat ein dialektisches Verhältnis zur Demokratie: Für seine Herrschaft erscheint sie ihm groß und gefährlich, daher bekämpft er sie. Für andere Herrscher erscheint sie ihm klein und harmlos, daher greift er manipulierend in ihre Abläufe ein, schickt seine Agenten und Trolle los. Die US-Ermittlungsbehörden haben diese Aktionen minutiös nachgezeichnet.

Eine kleine Geschichte

Und Trump kann nur wirklich er selbst sein, um glauben zu können, dass er mit dieser Nummer durchkommt: Da spricht ein neuer Ladenbesitzer mit einem Dieb, der das Geschäft seines Vorgängers bestohlen hat. Was die Polizei dem neuen Ladenbesitzer erzählt, glaubt er nicht. Er mag die Polizei nicht besonders, weil sie komische Verbindungen zwischen ihm und dem Dieb untersucht. Am Ende zeigt er sich mit dem Dieb solidarisch und geht fröhlich seiner Geschäfte nach, während der Dieb… nun ja: Was macht der Dieb dann?

In den USA fragen sich nun also auch viele Politiker in Trumps republikanischer Partei, ob dieser ein Verräter ist: an der Verfassung, an der Sicherheit des Landes; von Werten ist längst nicht mehr die Rede.

Dabei ist Trump kein Verräter. In seiner Vorstellung steht er nicht den USA vor, sondern nur sich selbst. Und ein Trump verrät sich nicht. Dieser Mann bleibt sich treu. Er agiert als Präsident wie ein schmieriger Ladenbesitzer.

Und weil dieser Manager nicht mit einer überragenden Intelligenz ausgestattet ist, sondern eher mit weniger, glaubt er auch mit einer zweiten Nummer durchkommen zu können – Codename “Rolle rückwärts”.

Ein Handschlag zwischen Freunden – zumindest, wenn es nach Trump geht. (Alexander Zemlianichenko/AP/dpa)
Ein Handschlag zwischen Freunden – zumindest, wenn es nach Trump geht. (Alexander Zemlianichenko/AP/dpa)

Trump nahm alles zurück. Sein Gerede “warum sollte es Russland gewesen sein”, nämlich sich in die US-Wahlen einzumischen, erklärte er mit einem Versprecher: Er habe stattdessen sagen wollen, warum sollte es Russland NICHT gewesen sein. Im Englischen ist dieser Unterschied lautmalerisch klein, er besteht zwischen “would” und “wouldn’t”. Die Audioaufnahme von Trumps Rede während seines Buddytreffs mit Putin in Helsinki ist indes glasklar als “would” zu verstehen.

Man wird doch ein wenig unklar sein dürfen

Die ganze Welt verstand ihn und zeigte sich entsprechend entsetzt. Stunden später zeigte sich Trump entsetzt, denn er ist ja der beste Dealmaker, da will er gefeiert werden. Also habe er sich versprochen.
Diese Lügen und schnelllebigen Sätze, dieses Ringen um einzelne Buchstaben zermürben selbst eingefleischte Rechtspopulisten. Trump treibt sein Spiel auf Spitzen, auf denen er rasch allein sein wird. Kaum einer wird ihm folgen.

An dieser Stelle wage ich eine private Prognose. Der Helsinki-Gipfel wird in die Geschichte gehen, und zwar als Scheitelpunkt für den globalen Rechtspopulismus. Ab nun geht es bergab. Die Welt sehnt sich insgeheim nach Ruhe, Ordnung und Verlässlichkeit. Rechtspopulisten versprechen genau dies, überbringen an der Macht indes verlässlich das Gegenteil. Jede Aufgeregtheit hat ihr Ende. Das Pendel schlägt langsam um.

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