Kritik an Irlands Regierung wegen Asyl-Krise
Im Stadtzentrum von Dublin zelten wieder einige Asylsuchende - ohne fließendes Wasser und sanitäre Einrichtungen, ohne Strom. Da sämtliche Notunterkünfte bereits überfüllt sind, lebten hier mehr als 200 Menschen wochenlang in Zelten - während die Stimmung gegen Einwanderer in Irland kippt.
"Was ist mit den irischen Obdachlosen?"
Auch während der Dreharbeiten kommt ein wütender Demonstrant dazu. Er meint der irische Staat priorisiere Asylsuchende - während 14.000 Iren wegen einer extremen Wohnungskrise obdachlos sind: "Das sind illegale Einwanderer, die eine kostenlose Unterkunft in Irland suchen. Was ist mit den irischen Obdachlosen und den NGOs, die sich um sie kümmern? Die irischen Obdachlosen sind euch egal, ihr springt auf diesen Zug auf, die Iren sind euch egal! Wir brauchen Wohnungen für die 14.000 irischen obdachlosen Familien!"
Jed aus Jordanien berichtet mit Hilfe eines Dolmetschers von den schrecklichen Bedingungen, in denen er seit Wochen lebt: "Er sagt, die Situation hier war sehr schlimm, es gibt überhaupt keine sanitären Einrichtungen, keine Toiletten, keine Duschen, sie haben seit einer Woche nicht geduscht und haben keine Ahnung, was sie tun sollen, es hat die ganze Zeit geregnet und es ist sehr kalt."
Opposition wirft Regierung vor "Kulturkrieg" anzufachen
Die irische Regierung hat mittlerweile viele der in den Zelten lebenden Menschen in Notunterkünften außerhalb Dublins untergebracht. Seit Januar hat die Regierung 2.400 zusätzliche Plätze in Notunterkünften für Migranten geschaffen.
Doch ihre Behandlung sorgt für Empörung - die Opposition im irischen Parlament wirft der Regierung vor, einen Kulturkrieg anzuzetteln.
"Zwischen Verfall, leerstehenden Immobilien, überhöhten Preisen, nicht genügend Sozialwohnungen und fehlendem bezahlbarem Wohnraum für junge Leute, die arbeiten und ihre eigene Immobilie kaufen wollen, hat die Regierung ein absolutes Fiasko zu verantworten. Und sie verschärfen die Situation noch, indem sie einen Kulturkrieg zwischen Flüchtlingen und obdachlosen Iren schürt. Das akzeptiere ich nicht" erklärt Bríd Smith von der People Before Profit Partei (PBP, irisch Pobal Roimh Bhrabús, deutsch: „Menschen-vor-Profit“).
Die Zeiten der irischen Gastfreundschaft gehen zu Ende
Die irische Regierung beteuert, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tut, um Asylsuchende im Verhältnis zu den verfügbaren Unterkünften unterzubringen.
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Viele glauben jedoch, dass die schlechte Behandlung der Flüchtlinge ein Beweis dafür ist, dass die Zeiten der irischen Gastfreundschaft zu Ende gehen.
"Hier wächst das Gefühl, dass die unmenschlichen Szenen, die in den letzten Wochen beobachtet wurden, Teil einer Botschaft der irischen Regierung sein könnten, und diese Botschaft lautet: Wenn Menschen darüber nachdenken, nach Irland zu kommen und hier Zuflucht zu suchen, dann sollten sie vielleicht darüber nachdenken, woanders hinzugehen", kommentiert Euronews-Korrespondent Ken Murray.