Lexus RX 500 h im Test: Starke Performance mit Abzügen

Berlin (dpa-infocom) - Mit über 3,5 Millionen verkauften Exemplaren in 25 Jahren ist er ihr weltweiter Bestseller. Nur in Deutschland hat der Lexus RX gegen Audi Q7, BMW X5 oder Mercedes GLE kaum Chancen. Bislang zumindest.

Doch wenn die Toyota-Tochter zum Jahreswechsel für schätzungsweise unter 70.000 Euro die fünfte Generation an den Start bringt, könnte er der süddeutschen SUV-Rige etwas Einhalt gebieten.

Dezentes Design, smarte Bedienung

Dabei setzen die Japaner auf eine neue Zurückhaltung: Das etwas überzeichnete Frontdesign ist deutlich zurückgenommen. Die Flanken sind nicht mehr ganz so zerklüftet, selbst wenn das Dach weiterhin über dem Heck zu schweben scheint. Und das Heck wirkt sehr viel frischer, seit die LED-Rückleuchte über die gesamte Breite geht.

Auch innen halten sich die Japaner erfreulich bedeckt. Sie lassen sich nicht anstecken vom Hype um Hyperscreens, Touchfelder und Sensorleisten. Natürlich gibt es einen großen Bildschirm und digitale Instrumente, und wer will, spricht mit dem RX wie mit seinem Smartphone. Aber es gibt eben auch noch reichlich Taster und ein fast klassisches, vergleichsweise ruhiges Ambiente. Zudem hatten die Entwickler einen der smartesten Einfälle seit Langem.

Damit man den Blick bei der Bedienung nicht von der Straße nehmen muss, wird die individuelle Tastenbelegung im Head-up-Display eingeblendet. Dazu gibt es etwas mehr Platz auf allen Plätzen. Zwar misst der RX wie bisher rund 4,90 Meter. Doch ist der Radstand um sechs Zentimeter gewachsen, was vor allem den Mitfahrenden auf der Rückbank und dem Kofferraum zugutekommt.

Eigensinn bei Sicherheit und Antrieb

Die Ausstattung ist üppig und vor allem auf Sicherheit bedacht. Zum Paket gehören daher - immer serienmäßig - Assistenten, die Abstand, Tempo und Spurführung regeln. Außerdem überwacht neuerdings eine Kamera, ob der Fahrer aufmerksam ist. Und der Lexus schützt jetzt Fußgänger und Radfahrer, weil er die Türen nur dann öffnet, wenn von hinten niemand kommt.

Auch beim Antrieb beweist Lexus Eigensinn: Als Tochter des Hybrid-Weltmeisters Toyota setzen die Japaner dabei natürlich auf die Kombination von Verbrenner und E-Motor. Neben dem normalen Hybrid-Antrieb mit einer Systemleistung von 184 kW/250 PS im Grundmodell RX350h gibt es erstmals in der Baureihe einen Plug-in-Hybriden mit zusammen 227 kW/309 PS, der immerhin 65 Kilometer weit rein elektrisch fährt und so auf einen Normverbrauch von 1,2 Litern (CO2-Ausstoß 26 g/km) kommt.

Beide Motorvarianten eignen sich als sparsame Alternative für die deutschen Diesel oder die potenten Sechs- oder Achtzylinder. Allerdings kommt Lexus mit der Hybrid-Technik ausgerechnet zu einer Zeit, in der das Ende der Förderung droht. Zudem ist der Plug-in lange nicht so gut wie bei der Konkurrenz, die mehr Reichweite bietet und mit mehr als den mageren 6,6 kW lädt, die den Lexus drei Stunden an die Steckdose zwingen.

Turbo mit 371 PS als Top-Modell

Aber der interessanteste Antrieb steckt ohnehin im Top-Modell 500h, bei dem Lexus erstmals auf einen Turbo-Vierzylinder setzt. Im Zusammenspiel mit zwei E-Motoren steigt die Systemleistung auf 273 kW/371 PS und das maximale Drehmoment liegt bei über 700 Nm. Und weil Lexus zudem erstmals eine klassische Automatik einbaut statt des leidigen CVT-Getriebes, lässt sich diese Leistung auch entsprechend auskosten. Von 0 auf 100 geht es in 6,2 Sekunden, und das Spitzentempo liegt bei 210 km/h. Selbst wenn der RX Turbo nicht so bissig ist wie etwa ein vergleichbarer BMW, so wirkt er doch nie angestrengt oder gar überfordert.

Damit passt er perfekt zur gelungenen Abstimmung des RX, der mit souveräner Leistung und ausgewogenem Fahrkomfort glänzt. Egal ob bei vollem Tempo auf der Autobahn oder beim Cruisen auf maroden Landstraßen - immer halten das adaptive Fahrwerk und die intelligente Kraftverteilung den Wagen in der Balance. Und wer es doch mal etwas engagierter angehen lässt, der freut sich am tieferen Schwerpunkt, an den zwei Zentnern weniger Gewicht und an der neuen Hinterachslenkung, mit der das große SUV flotter die Kurve nimmt.

Fazit: In der Ruhe liegt die Kraft

Lexus rückt den deutschen Konkurrenten mit dem neuen RX weiter auf die Pelle. Aber Marke und Modell machen das auf die leise Art, punkten mit Gelassenheit und Souveränität. Das könnte klappen. Denn bekanntlich liegt in der Ruhe die Kraft. Ein Stück weit zumindest. Schließlich verdankt der RX seine innere Stärke auch den leistungsfähigen Hybriden. Abzüge gibt es allerdings bei Ladezeit und Reichweite.

Datenblatt: Lexus RX500h

Motor und Antrieb

Plug-in-Hybrid mit einem Benzin- und zwei Elektromotoren

E-Motor vorn:

Max. Leistung:

64 kW/87 PS

Max. Drehmoment:

292 Nm

E-Motor hinten:

Max. Leistung:

76 kW/103 PS

Max. Drehmoment:

169 Nm

Vierzylinder-Turbo-Benziner

Hubraum:

2393 ccm

Max. Leistung:

200 kW/272 PS

Max. Drehmoment:

460 Nm bei 2000-3000 U/min

Antrieb:

Allradantrieb

Getriebe:

Sechsgang-Automatik

Maße und Gewichte

Länge:

4890 mm

Breite:

1920 mm

Höhe:

1665 mm

Radstand:

2850 mm

Leergewicht:

2100 kg

Zuladung:

650

Kofferraumvolumen:

612 Liter

Fahrdaten:

Höchstgeschwindigkeit:

210 km/h

Beschleunigung 0-100 km/h:

6,2 s

Durchschnittsverbrauch:

8,3 Liter/100 km

CO2-Emission:

189 g/km

Kraftstoff:

Super

Schadstoffklasse:

Euro6d

Effizienzklasse:

k.A.

Kosten:

Basispreis der Modellreihe:

ca. 68.000 Euro

Preis des Lexus RX500h:

k.A.

Typklassen:

k.A.

Kfz-Steuer:

236 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:

Sicherheit:

Neun Airbags, ESP, Spurhalte- und Abstandsregelung, Türen mit Unfallschutz

Komfort:

Klimaanlage, elektrische Heckklappe, Touchscreen-Infotainment, Hintrachslenkung

Alle Angaben laut Hersteller