Das "Material" hat gesprochen: ZDF-Mann Breyer räumt nach Füllkrugs Gruß bizarre Debatte ab

ZDF-Moderator Jochen Breyer (rechts) stellte am Montag fest: Spieler finden es in der Regel nicht so schlimm, als
ZDF-Moderator Jochen Breyer (rechts) stellte am Montag fest: Spieler finden es in der Regel nicht so schlimm, als "Material" bezeichnet zu werden. (Bild: ZDF)

"Wir halten fest ..." So bizarr die Debatte um den Begriff "Spielermaterial" war, so umständlich wird sie von ZDF-Moderator Jochen Breyer am vierten Tage eingefangen. Christoph Kramer adelt derweil den "geilsten" Spieler der EM, Per Mertesacker tippt "1:1 Italien" und behält vollumfänglich recht.

Die wichtigste Erkenntnis liefert der ZDF-Abend schon, bevor Kroatien und Italien ihr finales Gruppenspiel bestreiten. DFB-Remis-Retter Niclas Füllkrug blickt in einer Interview-Aufzeichnung vom Vorabend zuversichtlich auf den weiteren Turnierverlauf, "weil wir gutes Spielermaterial haben". Geäußert nach dem Schweiz-Spiel ins ZDF-Mikro ausdrücklich mit "lieben Grüßen an Per Mertesacker und Christoph Kramer".

Per Mertesacker (links), Kathrin Lehmann (als Gast) und Christoph Kramer analysierten das Spiel Italien gegen Kroatien. (Bild: ZDF)
Per Mertesacker (links), Kathrin Lehmann (als Gast) und Christoph Kramer analysierten das Spiel Italien gegen Kroatien. (Bild: ZDF)

Will sagen: Der Fußballnationalspieler als solcher findet es keinesfalls anstößig, mit einer Materialmetapher adressiert zu werden (zumindest dann, wenn "gutes Material" attestiert wird). Anders also als ZDF-Moderator Jochen Breyer am Vor-Vor-Vor-Abend beanstandet hatte. Seine Experten (die lieb gegrüßten Mertesacker und Kramer) sollten statt "Spielermaterial" doch künftig besser "Kader" oder "Spielerpotenzial" sagen, da Menschen nun mal kein Material seien. Das "Material" aber will es anders. Das muss jetzt auch Breyer konstatieren:

"Wir halten fest, es gibt Menschen, die stoßen sich an dem Begriff, es gibt aber auch sehr viele, die sich nicht daran stoßen, und ganz wichtig ist die Info, dass die Menschen, um die es geht, die Spieler, sich nicht daran stoßen, deshalb von dieser Stelle: viele Grüße nach Herzogenaurach, lieber Niclas, wir haben ja heute auch bei Instagram Kontakt gehabt."

Puh.

Findet den Begriff
Findet den Begriff "Spielermaterial" nicht schlimm: Niclas Füllkrug, hier nach seinem späten Ausgleichstor gegen die Schweiz. (Bild: 2024 Getty Images/Alexander Hassenstein)

Das Schöne am Experten-"Material" respektive -"Kader" des ZDF ist, dass dieser selbst dann sein unterhaltendes "Potenzial" entfaltet, wenn er sich wechselseitig nicht versteht. Als Kramer Kollege Mertesacker über die Pressingeigenschaften der italienischen Dreier-, Vierer- oder gar Fünferkette belehren will ("Siehste selbst!"), kontert der frühere Abwehrrecke schroff: "Vorm Spiel warste immer schon schlau."

Nur um kurz später bei der Tipprunde die Gesetze der Logik aus dem Blick zu verlieren. "Eins-eins Italien", kommt es im Brustton der Überzeugung. Sieht er dann selbst.

Nach 90 Minuten plus Nachspielzeit sieht Mertesacker schließlich, dass er mit seinem Tipp als Einziger richtig liegt. 1:1 ist es ausgegangen - und das sozusagen "für" Italien, das nach Zaccagnis spätem Ausgleich ins Achtelfinale huscht. Kramer feiert zwar nicht den richtigen Tipp, aber mit Riccardo Calafiori den "geilsten" Spieler der EM, den dringend jeder Top-Klub holen sollte. Findet auch Papa Mertesacker, der eine identische Aufforderung per SMS versendet. Der Sohn, seines Zeichens Akademie-Leiter beim Top-Klub FC Arsenal, winkt jedoch ab: "Ich glaube, jetzt ist er zu teuer. Wir haben ihn richtig groß gemacht."

Und die Kroaten mit ihrem tragischen Helden Luka Modrić? Per Mertesacker hat ein Wort nordisch-nüchternen Mitgefühls: "Es muss auch Verlierer geben." Mal eine Prognose: In der großen Materialschlacht der TV-Expertenteams dürfte die Mannnschaft des ZDF mit ihrem wundervollen Anarcho-Potenzial am Ende der EM nicht dazugehören.