Michael Douglas lässt als Gründervater nichts anbrennen: Darum müssen die USA Frankreich ewig dankbar sein
Mit Charme und Scharfsinn rettet einer der Gründerväter die noch jungen USA im alten Europa: Hollywoodstar Michael Douglas läuft in "Franklin" zur Höchstform auf.
Unabhängigkeit und Freiheit sind nicht billig. Gegen Unterdrücker zu kämpfen, kostet viel Geld. Das gilt etwa heute in der Ukraine, aber das galt auch schon vor 250 Jahren. Damals brauchten die gerade gegründeten USA dringend finanzielle und logistische Hilfe, um im Unabhängigkeitskrieg gegen das Britische Empire zu bestehen. Die junge Nation schickte einen ihrer Gründervater auf eine heikle diplomatische Mission: Hollywood-Star Michael Douglas schlüpft bei Apple TV+ in die historische Rolle Benjamin Franklins. Die Miniserie "Franklin" erzählt ab 12. April, wie der gewiefte Staatsmann und Bonvivant Frankreich überzeugte, die amerikanische Revolution zu unterstützen.
1776, die Unabhängigkeitserklärung der USA war gerade ein paar Monate alt, reiste Franklin also nach Paris. Geheim war seine Mission mitnichten, dafür war Franklin, der begnadete Erfinder und Publizist, sowohl beim einfachen Volk als auch beim Adel viel zu bekannt und beliebt.
Nur: Die Entscheidungsträger am Hofe ließen sich von der Franklin-Mania nicht anstecken. Sie taktierten und warteten ab, hielten Franklin, zumindest offiziell, hin. Zu einem klaren Bekenntnis wollte sich Frankreich in der angespannten politischen Lage zunächst nicht hinreißen lassen.
Irrungen der Politik, Wirrungen des Lebens
So weit, so verbrieft: Pate für die Miniserie stand das Sachbuch "A Great Improvisation: Franklin, France, and the Birth of America" von Pulitzer-Preisträgerin Stacy Schiff. Ein trockener historischer Essay ist "Franklin" gleichwohl mitnichten geworden. Im Gegenteil.
Die aufwendig produzierte Serie scheut sich nicht vor Kontroversen und ist ein ziemlich lebendiges Historienepos, mit einem glänzend aufgelegten Michael Douglas in der Titelrolle, der charmant und smart durch die Irrungen der Politik und die Wirrungen des Lebens navigiert. Douglas findet in seiner Rolle die Balance zwischen überzeugtem Politiker und faszinierendem Lebemann. Franklin tritt in Hinterzimmergesprächen und Staatsempfängen genauso so souverän und überzeugend auf, wie in den Salons der besseren Gesellschaft.
Ablenkung von Ministern, Spionen und Intriganten verschafft Franklin die von tiefer gegenseitiger Zuneigung geprägte Bekanntschaft mit seiner Nachbarin Anne Louise de Jouy Brillon (Ludivine Sagnier). Begleitet wird der Gründervater auf seiner Mission von seinem ungestümen Enkel Temple Franklin (Noah Jupe), mit er sich ein hinreißendes Duell der Generationen liefert, bei dem vor allem eins ersichtlich wird: Wie gut, wie nobel die Idee hinter den Vereinigten Staaten von Amerika einst war.