Sheinbaum gewinnt als erste Frau Präsidentschaftswahl in Mexiko

Erstmals wird in Mexiko eine Frau an der Spitze des Staates stehen: Die linksgerichtete Regierungskandidatin Claudia Sheinbaum gewann offiziellen Hochreichungen zufolge mit 58 bis 60 Prozent klar die Präsidentschaftswahl vom Sonntag. (Gerardo Luna)
Erstmals wird in Mexiko eine Frau an der Spitze des Staates stehen: Die linksgerichtete Regierungskandidatin Claudia Sheinbaum gewann offiziellen Hochreichungen zufolge mit 58 bis 60 Prozent klar die Präsidentschaftswahl vom Sonntag. (Gerardo Luna)

Erstmals wird in Mexiko eine Frau an der Spitze des Staates stehen: Die linksgerichtete Regierungskandidatin Claudia Sheinbaum gewann offiziellen Hochrechnungen zufolge mit 58 bis 60 Prozent klar die Präsidentschaftswahl vom Sonntag, wie das Nationale Wahlinstitut (INE) mitteilte. Nach Bekanntgabe der Ergebnisse dankte die 61-jährige frühere Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt den "Millionen mexikanischen Frauen und Männern" für ihre Stimme und versprach: "Ich werde Sie nicht enttäuschen". Glückwünsche zu dem historischen Sieg kamen unter anderem von Mexikos scheidendem Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Sheinbaums Hauptrivalin, die Oppositionskandidatin aus dem Mitte-Rechts-Lager, Xóchitl Gálvez, kam der Wahlbehörde zufolge auf 26 bis 28 Prozent der Stimmen. Sie räumte ihre Niederlage ein. Für den einzigen Mann unter den Bewerbern, Jorge Álvarez Máynez, stimmten demnach nur zwischen 9,9 und 10,8 Prozent der Wähler.

"Ich möchte den Millionen mexikanischen Frauen und Männern danken, die diese Wahl an diesem historischen Tag für uns entschieden haben", sagte Sheinbaum vor der jubelnden Menge am zentralen Zócalo-Platz in Mexiko-Stadt. Anhänger auf dem Platz vor dem Präsidentensitz schwenkten Flaggen und tanzten.

Die Rede der künftigen Präsidentin habe sie zu Tränen gerührt, sagte die 37-jährige María de los Ángeles Gordillo. "Ich bin hier, um diesen historischen Moment für unser Land und insbesondere für die Frauen zu feiern, die diese Ungleichheiten auf ihrer Haut tragen." Die Gesellschaft sei "gewalttätig, sexistisch und frauenfeindlich", sagte Lol-Kin Castañeda. Sheinbaum werde als Präsidentin "wirklich dazu beitragen, nicht nur die Gesetze, sondern auch die Gesellschaft zu verändern".

Sheinbaum wird ihr Amt im Oktober antreten. Als größte Herausforderungen erwarten sie der Kampf gegen die dramatisch hohe Kriminalität sowie die Gewalt von Drogenkartellen in dem lateinamerikanischen Land. Thema werden auch die Beziehungen zum Nachbarland USA sein, insbesondere Fragen rund um den grenzüberschreitenden Drogenschmuggel und die Migration.

Als Kandidatin der linksgerichteten Morena-Partei tritt Sheinbaum die Nachfolge des scheidenden Amtsinhabers López Obrador an, der nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren durfte. Dieser nannte den Wahlsieg ein "historisches Ereignis" und kündigte an, sich nach dem Ende seiner Amtszeit aus der Politik zurückziehen zu wollen. US-Präsident Biden erklärte, er freue sich, mit Sheinbaum "im Geiste einer Partnerschaft und Freundschaft" zusammenzuarbeiten.

Glückwünsche zu Sheinbaums Wahlsieg kamen auch aus Deutschland. "Mexiko und Deutschland pflegen eine enge, freundschaftliche und substanzreiche Partnerschaft", erklärte Bundeskanzler Scholz. Beide Länder sollten diese Zusammenarbeit gemeinsam weiter ausbauen. "Darauf freue ich mich ebenso wie auf ein baldiges, persönliches Zusammentreffen", fügte er hinzu.

Mexikos Bürger waren am Sonntag trotz der Gewalt von Drogenkartellen zu den Wahllokalen geströmt. Fast hundert Millionen Wahlberechtigte waren zum Urnengang aufgerufen gewesen. Gewählt wurde in der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas nicht nur eine neue Präsidentin; auch die Mandate für Abgeordnetenhaus und Senat wurden neu vergeben, in neun Bundesstaaten wurden die Gouverneure gewählt und in zahlreichen Kommunen die Lokalpolitiker. Landesweit ging es insgesamt um rund 20.000 Posten - so viele wie bei keiner Wahl zuvor in Mexiko.

Tausende Soldaten waren im Einsatz, um die Wähler zu beschützen. In dem von Gewalt geprägten Wahlkampf waren zuvor mehr als zwei Dutzend Lokalpolitiker ermordet worden.

Sheinbaum war als klare Favoritin in das Rennen gestartet. In ihrer Siegesrede verkündete sie, ihre Morena-Partei habe auch im Abgeordnetenhaus und "sehr wahrscheinlich auch" im Senat eine "qualifizierte Mehrheit" errungen. Auch in Mexiko-Stadt, wo Sheinbaum von 2018 bis 2023 Bürgermeisterin war, konnte die Regierungspartei einen wichtigen Sieg einfahren: Dort wurde ihre Kandidatin Carla Brugada laut Teilergebnissen zur Bürgermeisterin gewählt.

Die künftige Präsidentin profitierte im Wahlkampf auch von der Popularität des scheidenden Staatschefs López Obrador, der die Linke 2018 in Mexiko an die Macht gebracht hatte. Sheinbaum kündigte bereits an, die Strategie "Umarmungen statt Kugeln" ihres Vorgängers zur Bekämpfung der ausufernden Kriminalität in Mexiko fortzuführen. Gemeint ist damit der Kampf gegen die Armut, um den Drogenkartellen die Basis zu entziehen.

lt/lan