Hunderttausende protestieren in Frankreich gegen den Rechtsruck

Zwei Wochen vor einer Neuwahl sind in Frankreich hunderttausende Menschen bei landesweiten Demonstrationen gegen einen Rechtsruck auf die Straße gegangen. Polizeiangaben zufolge nahmen am Samstag im ganzen Land rund 250.000 Menschen an den Kundgebungen teil. (Sameer Al-Doumy)
Zwei Wochen vor einer Neuwahl sind in Frankreich hunderttausende Menschen bei landesweiten Demonstrationen gegen einen Rechtsruck auf die Straße gegangen. Polizeiangaben zufolge nahmen am Samstag im ganzen Land rund 250.000 Menschen an den Kundgebungen teil. (Sameer Al-Doumy)

Zwei Wochen vor einer Neuwahl sind in Frankreich hunderttausende Menschen bei landesweiten Demonstrationen gegen einen Rechtsruck auf die Straße gegangen. Polizeiangaben zufolge nahmen am Samstag im ganzen Land rund 250.000 Menschen an den Kundgebungen in zahlreichen Städten teil. Die Veranstalter sprachen sogar von rund 640.000 Demonstranten.

Allein in Paris versammelten sich laut Angaben der Polizei 75.000 Demonstranten. Die Veranstalter sprachen in der Hauptstadt von 250.000 Teilnehmern. Laut der Gewerkschaft CGT gab es in ganz Frankreich 182 Veranstaltungen.

Im südfranzösischen Marseille, der zweitgrößten Stadt Frankreichs, versammelten sich tausende Menschen in fast ausgelassener Stimmung am Alten Hafen. Die Polizei sprach von 11.700 Demonstranten, darunter vor allem junge Menschen. Aber auch zahlreiche Familien schlossen sich teilweise mit Kleinkindern im Kinderwagen den Protesten gegen Rechts an.

Viele der Teilnehmer schwenkten die französische Flagge, einige trugen mit Blick auf den Aufstieg der rechtsnationalistischen Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen Spruchbänder wie "Man muss nicht den RN wählen, um Frankreich zu lieben". Kundgebungen gab es auch in Städten, wie Rennes, Lille, Bordeaux, Reims, Nantes, Bayonne, Toulon und Valenciennes. Für Sonntag sind weitere Veranstaltungen geplant, darunter eine Demonstration in Lyon.

Am Samstag verliefen die Proteste weitestgehend friedlich. Lediglich im nordwestfranzösischen Rennes mussten einige Dutzend Mitglieder der Antifa von der Polizei mit Tränengas zurückgedrängt werden. In Paris wurden einige städtische Gebäude beschädigt, zudem drangen vermummte Demonstranten in eine Bankfiliale ein. Einige Polizeibeamte wurden mit Flaschen beworfen. Die Polizei sprach zunächst von vier Festnahmen.

Zu den Demonstrationen aufgerufen hatte ein Bündnis aus fünf Gewerkschaften, linken Parteien und Organisationen. "Die Republik steht in Flammen" oder "Die extreme Rechte ist eine tödliche Gefahr" war auf Transparenten zu lesen, die von den Demonstranten im nordostfranzösischen Nancy durch die Straßen getragen wurden. Dort hatten sich mehr als tausend Menschen, darunter auch viele Junge, den Protesten angeschlossen.

Sie sei zum ersten Mal zu einer Demonstration gegangen, sagte die 22-jährige Studentin Ariane Guinamand in der Stadt Clermont-Ferrand. Der Rassemblement National mache ihr "wirklich Angst". In Reims gestand eine 20-jährige Demonstrantin, dass sie sich als "Frau und Lesbe" von den Rechtspopulisten bedroht fühle.

Die rechtsnationalistische Partei Rassemblement National hatte bei der Europawahl vor rund einer Woche rund 31,5 Prozent der Stimmen eingesammelt. Als Reaktion darauf hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron das Parlament aufgelöst und kurzfristig Neuwahlen zur Nationalversammlung ausgerufen. Diese finden in zwei Runden am 30. Juni und 7. Juli statt.

Umfragen zufolge könnte der RN auch bei der Parlamentswahl auf ein ähnlich hohes Ergebnis wie bei der Europawahl kommen. Damit wäre sie die stärkste Kraft im Parlament und könnte unter Umständen sogar den Premierminister stellen.

lt/jes