Raketen und Drohnen: Iran startet Luftangriff auf Israel

Informationen im Live-Ticker

Ein Drohnenstart bei einer Militärübung im Iran. (Foto: Reuters)
Ein Drohnenstart bei einer Militärübung im Iran. (Foto: Reuters)

Der Iran hat erstmals Israel direkt angegriffen. Trotz internationaler Warnungen startete der Iran mehr als 100 Drohnen und feuerte zudem Raketen ab. Laut einem israelischen Militärsprecher sind nur wenige Raketen in Israel eingeschlagen, der israelische Heimatschutz gab Entwarnung. Mehr als zehn iranische Marschflugkörper wurden außerhalb des israelischen Staatsgebiets abgefangen, auch die USA fingen Drohnen aus dem Iran ab. Irans Verteidigungsminister warnt vor Gegenangriffen.

Die militärischen Spannungen im Nahen Osten hatten sich verschärft, nachdem es bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff am 1. April auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mehrere Tote gegeben hatte.

Die aktuellen Entwicklungen im Livestream:

+++ G7-Staaten rufen alle Seiten zur Zurückhaltung auf +++

Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden demokratischen Industriestaaten (G7) haben den iranischen Großangriff auf Israel aufs Schärfste verurteilt und ihre volle Unterstützung für die Sicherheit des jüdischen Staates bekräftigt. «Mit seinem Vorgehen hat der Iran einen weiteren Schritt zur Destabilisierung der Region getan und riskiert, eine unkontrollierbare regionale Eskalation zu provozieren», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung nach einer von der italienischen Präsidentschaft einberufenen Videoschalte der G7-Gruppe am Sonntagabend.

Eine solche Eskalation müsse verhindert werden. Die G7-Gruppe forderte den Iran und seine Stellvertreter in der Region auf, ihre Angriffe einzustellen. «Wir sind bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen, jetzt und als Reaktion auf weitere destabilisierende Initiativen», hieß es in der Mitteilung weiter. Die Staats- und Regierungschefs bekräftigten zudem ihre volle Solidarität mit dem jüdischen Staat sowie ihr Engagement für seine Sicherheit.

In dem Zusammenhang rief die G7-Gruppe außerdem dazu auf, die Feindseligkeiten im Gazastreifen zu beenden und alle von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln freizulassen. Die G7-Staaten versicherten, ihre Anstrengungen für die humanitäre Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen fortzusetzen.

Die Gruppe der Sieben (G7) ist ein informelles Forum der Staats- und Regierungschefs sieben großer Industriestaaten. Dazu gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA. Außerdem ist die Europäische Union bei den Treffen vertreten. Italien hat gegenwärtig den G7-Vorsitz.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte nach dem Treffen, die G7 würden sich weiter bemühen, die Situation zu stabilisieren. «Mit Blick nach vorne werden wir über zusätzliche Sanktionen gegen den Iran beraten, insbesondere, was die Drohnen- und Raketenprogramme des Irans angeht», sagte die Deutsche.

+++ «Beispiellose Eskalation»: EU verurteilt Angriff Irans gegen Israel +++

Die EU hat den Angriff des Irans gegen Israel mit Drohnen und Raketen auf das Schärfste verurteilt. «Dies ist eine beispiellose Eskalation und eine Bedrohung für die regionale Sicherheit», teilte EU-Chefdiplomat Josep Borrell am Sonntag im Namen der Staatengemeinschaft mit. «Wir appellieren an alle Parteien, äußerste Zurückhaltung zu üben.» In dieser äußerst angespannten regionalen Situation könne eine weitere Eskalation in niemandes Interesse sein, so Borrell weiter.

In dem Statement bekräftigte er weiterhin das Engagement der Europäischen Union für die Sicherheit Israels. «Die EU ist weiterhin fest entschlossen, zur Deeskalation und zur Sicherheit in der Region beizutragen, und steht zu diesem Zweck in engem Kontakt mit allen Seiten.» Er habe mit dem iranischen Außenminister Hussein Amirabdollahian gesprochen, um ihm diese Botschaften zu übermitteln und ihn aufzufordern, nicht weiter zu eskalieren, schrieb Borrell am Sonntagnachmittag auf der Plattform X (ehemals Twitter).

+++ Faeser: Priorität für Schutz israelischer und jüdischer Einrichtungen +++

Nach dem Großangriff des Iran auf Israel hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser Anstrengungen für die Sicherheit von Einrichtungen hierzulande versprochen. «Der Schutz von israelischen und jüdischen Einrichtungen in Deutschland hat höchste Priorität», sagte die SPD-Politikerin am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wir beobachten sehr genau, ob diese Eskalation Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland hat.»

Den iranischen Angriff verurteilte Faeser scharf. «Der beispiellose und brandgefährliche Angriff des iranischen Regimes auf den Staat Israel ist durch nichts zu rechtfertigen.» Seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober sei die Bedrohung Israels und die Bedrohung von Jüdinnen und Juden noch viel deutlicher geworden als zuvor. «Deshalb wurden auch die Schutzmaßnahmen noch weiter hochgefahren. Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern stehen in engem Austausch, um die Bedrohungslage laufend zu bewerten und notwendige Maßnahmen zu treffen.» Mit seinen internationalen Partnern tausche sich Deutschland eng aus.

Aus Sicherheitskreisen hieß es, derzeit gebe es keine konkreten Anhaltspunkte für eine unmittelbare Bedrohung israelischer oder jüdischer Einrichtungen in Deutschland. Auch direkte Bezüge, die zu einer Änderung der bestehenden Gefährdungsbewertung führen würden, gebe es nicht, auch wenn die Sicherheitsbehörden jedem Hinweis mit höchster Priorität nachgingen. «Gefährdungen iranischer Einrichtungen in Deutschland sind aktuell nicht ersichtlich.»

+++ Selenskyj: Wir kennen den Terror der iranischen Drohnen +++

Im Namen der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj den iranischen Luftangriff auf Israel verurteilt. «Wir in der Ukraine kennen den Schrecken solcher Angriffe durch Russland sehr gut, weil es die gleichen Shahed-Drohnen und russischen Geschosse einsetzt, die gleiche Taktik kombinierter Luftangriffe.» Das schrieb Selenskyj am Sonntag im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter).

Eine weitere Eskalation im Nahen Osten müsse unbedingt verhindert werden. Der Iran bedrohe den gesamten Nahen Osten wie auch Russland eine Bedrohung sei. «Die offenkundige Zusammenarbeit beider Regime bei der Verbreitung von Terror braucht eine entschlossene und geeinte Antwort der Welt», schrieb der ukrainische Staatschef. Dazu gehöre, dass vor allem der Kongress in Washington die notwendigen Beschlüsse fasse, um die Verbündeten der USA zu unterstützen.

Russland fliegt fast jede Nacht Luftangriffe auf die Ukraine mit Dutzenden Shahed-Kampfdrohnen iranischer Bauart. Teils werden die Drohnen aus dem Iran geliefert, teils baut Russland sie nach. Der Ukraine fehlt es in ihrem Abwehrkampf derzeit an Waffen - auch weil innenpolitischer Streit in den USA gerade Entscheidungen über neue Hilfen blockiert.

+++ Scholz und Baerbock warnen nach iranischem Angriff vor weiterer Eskalation +++

Nach den iranischen Luftangriffen auf Israel hat Bundeskanzler Olaf Scholz vor «jeder weiteren Eskalation» gewarnt. «Man darf auf diesem Weg nicht weitermachen», sagte Scholz am Sonntag im chinesischen Chongqing. «Wir werden alles dafür tun, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt.»

Scholz verurteilte die iranische Attacke erneut scharf. «Das ist ein durch nichts zu vertretender Angriff, das ist eine schlimme Eskalation der Lage.» Sie sei in keiner Weise akzeptabel, nachvollziehbar oder hinnehmbar.

Karte zum Angriff Irans auf Israel (Grafik: dpa/A. Brühl, Redaktion: J. Schneider)
Karte zum Angriff Irans auf Israel (Grafik: dpa/A. Brühl, Redaktion: J. Schneider)

«Wir können nur alle warnen, insbesondere den Iran, so weiterzumachen», sagte Scholz. Er betonte erneut die deutsche Solidarität mit Israel, das seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober jedes Recht habe, sich zu verteidigen.

Auch Außenministerin Annalena Baerbock hat nach dem Angriff des Irans auf Israel vor einer weiteren Verschärfung der Lage gewarnt. «Ich rufe alle Akteure in der Region auf, besonnen zu handeln», sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag in Berlin. «Die Eskalationsspirale muss durchbrochen werden. Wir müssen gemeinsam zu einem Ende der Gewalt finden.» Sie mahnte: «Die Millionen Frauen, Männer und Kinder in Israel, in Iran und in der ganzen Region, die gestern Nacht vor Angst nicht schlafen konnten, sie alle wollen diese Eskalation nicht.»

Man beobachte die Lage in der Region sehr genau und stehe in enger Abstimmung mit unterschiedlichen Partnern, sagte Baerbock. «Dabei geht es natürlich auch um die Frage, welche Konsequenzen nun auf den iranischen Angriff folgen werden.» Im Raum steht die Frage, wie Israel auf den Angriff reagiert. Baerbock rief den Iran auf, weitere Angriffe auch über Stellvertreter zu unterlassen. «Ein regionaler Flächenbrand hätte unkalkulierbare Folgen.»

Scholz kündigte für den Abend (Ortszeit) ein Gespräch mit den für Sicherheit zuständigen Ministern in seinem Kabinett an. Daran teilnehmen sollten Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Anschließend wollte er an einer Schalte der Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe führender westlicher Industriestaaten teilnehmen.

+++ Iran bestellt deutschen, britischen und französischen Botschafter ein +++

Der Iran hat nach eigenen Angaben die Botschafter Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs einbestellt. Das iranische Außenministerium begründete die Maßnahme am Sonntag mit «unverantwortlichen Positionen» der Länder bezüglich des iranischen Angriffs auf Israels. Details wurden nicht genannt. Aus Berlin lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die schweren iranischen Luftangriffe auf Israel «mit aller Schärfe» verurteilt. Auch Großbritannien und Frankreich verurteilten den Angriff, die beiden Länder waren in der Nacht zu Sonntag zudem beim Abfangen von Geschossen gegen Israel aktiv.

+++ Irans Präsident Raisi: Haben Israel eine Lektion erteilt +++

Irans Revolutionsgarden haben nach den Worten von Präsident Ebrahim Raisi dem Erzfeind Israel eine «Lektion» erteilt. «Die Bestrafung des Aggressors, die das aufrichtige Versprechen des mächtigen und weisen Führers der Islamischen Revolution war, hat sich erfüllt», sagte Raisi laut einer Mitteilung des Präsidialamts. Gleichzeitig warnte Raisi auch Israels Verbündete vor Gegenangriffen: «Wir raten den Anhängern des Besatzungsregimes, diese verantwortungsvolle und verhältnismäßige Aktion der Islamischen Republik Iran zu würdigen.»

Präsident Ebrahim Raisi hat sich zu den Angriffen auf Israel geäußert  (Bild: West Asia News Agency)/Handout via REUTERS)
Präsident Ebrahim Raisi hat sich zu den Angriffen auf Israel geäußert (Bild: West Asia News Agency)/Handout via REUTERS)

+++ Hamas begrüßt Irans Angriff auf Israel +++

Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat den Großangriff des Irans auf Israel begrüßt. Es sei Teherans «natürliches und verdientes Recht», den jüdischen Staat nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus vor knapp zwei Wochen anzugreifen, hieß es einer Mitteilung am Sonntag. Bei dem Luftangriff in Damaskus waren zwei Brigadegeneräle und weitere Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet worden.

+++ Außenminister: Israel wägt Vorgehen nach Iran-Angriff genau ab +++

Israel will nach dem iranischen Großangriff nach den Worten von Außenminister Israel Katz sein Vorgehen genau abwägen. Er betonte in einem Interview des israelischen Armeesenders am Sonntag: «Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig.» Die konkrete Frage einer möglichen Reaktion werde allerdings in einem angemessenen Rahmen unter Vorsitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu besprochen. Katz vertraue darauf, dass dort die angemessenen und richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Der israelische Fernsehsender Channel 12 und weitere Medien berichteten am Mittag übereinstimmend, dass sich das Kriegskabinett um 14.30 Uhr (MESZ) versammeln werde, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

+++ Merz fordert nach iranischem Angriff auf Israel schärfere Sanktionen +++

Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat nach dem iranischen Luftangriff auf Israel schärfere Sanktionen gegen Teheran gefordert. «Ich verurteile den rücksichtslosen iranischen Angriff gegen Israel auf das Schärfste», sagte Merz am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Israel habe sich mit seiner Drohnen- und Raketenabwehr und mit Hilfe von Verbündeten erfolgreich gegen die «feige Attacke» verteidigt. Die Unionsfraktion stehe unverrückbar an der Seite Israels. «Wir fordern den Iran dazu auf, alle Feindseligkeiten sofort einzustellen. Die Bundesregierung steht nun in der Pflicht, sich auf europäischer Ebene für eine spürbare Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran einzusetzen», fügte Merz, der auch CDU-Chef ist, hinzu.

+++ Italien beruft G7-Treffen nach Irans Großangriff auf Israel ein +++

Italien hat ein Treffen der G7-Gruppe einberufen. Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden demokratischen Industriestaaten sollen am frühen Sonntagnachmittag zu einer Videoschalte zusammenkommen, um über Teherans Angriff zu diskutieren, hieß es in einer Mitteilung. Italien führt derzeit den Vorsitz in der G7-Gruppe.

Bereits zuvor hatte US-Präsident Joe Biden angekündigt, die G7 zusammenrufen zu wollen, «um eine gemeinsame diplomatische Reaktion auf den dreisten Angriff des Irans zu koordinieren.»

Die Gruppe der Sieben (G7) ist ein informelles Forum der Staats- und Regierungschefs von sieben großer Industriestaaten. Dazu gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.

+++ Israelischer Armeesprecher: "Sehr bedeutsamer strategischer Erfolg" +++

99 Prozent der in der Nacht zum Sonntag abgefeuerten Geschosse seien abgefangen worden, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Er sprach am Morgen von einem «sehr bedeutsamen strategischen Erfolg» gegen mehr als 300 «Bedrohungen verschiedener Art». Der iranische Vergeltungsschlag für einen - mutmaßlich von Israel geführten - Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syriens Hauptstadt Damaskus vor zwei Wochen war seit Tagen erwartet worden. Hagari wies die Idee, der Angriff des Irans auf Israel könnte eine Art geplanter Show ohne echte Schadensabsicht gewesen sein, vehement zurück. «Ich glaube, der Iran wollte Ergebnisse erzielen und dies ist ihm nicht gelungen», sagte der Armeesprecher am Sonntag im Gespräch mit Journalisten.

Der Einsatz ballistischer Raketen durch den Iran sei eine klare Eskalation gewesen, sagte Hagari.

+++ Israels Präsident Izchak Herzog: "Seid gesegnet" +++

Israels Präsident Izchak Herzog bedankte sich beim Militär, dem Volk und dem Verbündeten USA. «Seid gesegnet, liebe Soldaten und Kommandeure», schrieb er am Sonntagmorgen auf der Plattform X (vormals Twitter) und fügte hinzu: «Segne die Koalition der Nationen unter der Führung der USA» und ihrem Präsidenten. «Gemeinsam werden die Kräfte des Guten die Kräfte des Bösen besiegen». Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schrieb zudem auf X: «Wir haben abgeschossen, wir haben gebremst. Gemeinsam werden wir siegen».

Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv funktioniere inzwischen wieder normal, berichteten israelische Medien am Sonntagmorgen. In der Nacht waren wegen des Angriffs verschiedene Flüge gestoppt worden. Der Luftraum war sieben Stunden lang geschlossen. Der Flughafen Ramon im Süden Israels solle vorerst weiter geschlossen bleiben, hieß es weiter.

+++ Biden telefoniert mit Netanjahu +++

US-Präsident Biden telefonierte noch in der Nacht mit Israels Ministerpräsident Netanjahu. Wie die israelische Regierung am frühen Sonntagmorgen mitteilte, führten die beiden ihr Gespräch nach Beratungen des israelischen Sicherheitskabinetts und des Kriegskabinetts. Das Weiße Haus teilte anschließend mit, Biden habe den iranischen Angriff «auf das Schärfste» verurteilt und das «eiserne Bekenntnis» der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt.

Joe Biden (Bild: Reuters)
Joe Biden (Bild: Reuters)

Man werde weiterhin wachsam gegenüber sämtlichen Bedrohungen sein, so Biden. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter, Biden habe Netanjahu im Telefonat gesagt, die USA würden sich ungeachtet ihres militärischen Beitrags zu Israels Selbstverteidigung nicht an «offensiven Operationen gegen den Iran beteiligen».

+++ Reagiert Israel mit Gegenangriff? +++

Ob Israel auf den massiven iranischen Vergeltungsschlag mit einem Gegenangriff reagieren wird, war zunächst offen. «Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern», hatte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Freitag gewarnt. US-Verteidigungsminister Lloyd J. Austin sicherte Galant in der Nacht zum Sonntag erneut die unerschütterliche Unterstützung der USA zu, wie das Pentagon mitteilte.

+++ Scholz verurteilt Irans Angriff scharf +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte die iranischen Angriffe auf Israel «mit aller Schärfe». «Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbrand», erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit nach Ankunft des Bundeskanzlers in China am Sonntag in dessen Namen.

Olaf Scholz (Bild: Reuters)
Olaf Scholz (Bild: Reuters)

«In diesen schweren Stunden steht Deutschland eng an der Seite Israels. Über weitere Reaktionen werden wir uns nun eng mit unseren G7-Partnern und Verbündeten besprechen.» EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb am Sonntagmorgen auf X: «Ich verurteile den unverhohlenen und ungerechtfertigten Angriff auf Israel auf Schärfste. Und ich fordere den Iran und seine Stellvertreter auf, diese Angriffe unverzüglich einzustellen».

+++ UN-Generalsekretär warnt vor Eskalation +++

Auch UN-Generalsekretär António Guterres betonte das Risiko einer katastrophalen Zuspitzung der Lage in Nahost. «Ich bin zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region», sagte er in New York. Er verurteile den Angriff des Irans «aufs Schärfste» und fordere eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten. EU-Chefdiplomat Josep Borrell schrieb auf X: «Dies ist eine beispiellose Eskalation und eine ernste Bedrohung für die regionale Sicherheit.»

+++ Militärsprecher: Nur wenige Raketen in Israel eingeschlagen +++

Der israelische Heimatschutz hat nach dem Großangriff vorerst Entwarnung gegeben. Die Einwohner im Norden und Süden des Landes müssten sich nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten, hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite des Heimatschutzes.

Der Iran hat nach Angaben des israelischen Militärs rund 200 Drohnen und Raketen eingesetzt. Darunter seien Dutzende Boden-Boden-Raketen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht zum Sonntag. «Die große Mehrheit der Raketen wurde von unserer Raketenabwehr noch außerhalb der Grenzen Israels abgefangen», sagte Hagari.

Israelische Kampfflugzeuge hätten mehr als zehn iranische Marschflugkörper außerhalb des israelischen Staatsgebiets abgefangen, erklärte der Militärsprecher. Dutzende unbemannte Flugkörper seien ebenfalls außerhalb von Israel gestoppt worden. «Das Ereignis ist noch nicht vorbei», sagte Hagari. Es würden noch Drohnen abgefangen, auch Raketenangriffe seien weiterhin möglich. Dutzende Flugzeuge seien noch in der Luft. Die Armee unternehme alles Notwendige, um die Bürger Israels zu schützen.

+++ Irans Verteidigungsminister warnt vor Gegenangriffen +++

Der iranische Verteidigungsminister hat nach dem Beginn der Vergeltungsschläge gegen Israel vor Gegenangriffen auf sein Land gewarnt. Jeder Staat, der den Iran angreife, werde eine «entschlossene Reaktion» erhalten, sagte General Mohammed-Resa Aschtiani laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna in der Nacht zu Sonntag.

Der Iran hat den Angriff auf Israel außerdem als angemessene Reaktion für die Attacke auf seine Botschaft in Syrien dargestellt. «Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden. Sollte das israelische Regime jedoch einen weiteren Fehler begehen, wird die Reaktion Irans deutlich härter ausfallen», teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen am Samstag (Ortszeit) in New York auf der Plattform X mit. Die USA wiederum müssten sich aus dem Konflikt heraushalten, wurde in der Botschaft betont.

+++ USA fangen iranische Drohnen ab +++

US-Streitkräfte haben übereinstimmenden Medienberichten zufolge auf Israel gerichtete Drohnen aus dem Iran abgefangen. Die US-Sender CNN, ABC News, das «Wall Street Journal» und die «Washington Post» berichteten am Samstag unter Berufung auf damit vertraute Regierungsvertreter, das US-Militär in der Region habe iranische Drohnen abgeschossen, die auf Israel zugeflogen seien. Aus dem Verteidigungsministerium in Washington hieß es, man kenne die Berichte, wolle sich zunächst aber nicht dazu äußern.

Die «New York Times» zitierte einen Beamten des Verteidigungsministeriums mit den Worten: «In Übereinstimmung mit unserer eisernen Verpflichtung gegenüber Israels Sicherheit schießen die US-Streitkräfte in der Region weiterhin iranische Drohnen ab, die auf Israel gerichtet sind.»

+++ Biden: Engagement für die Sicherheit Israels unumstößlich +++

Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat US-Präsident Joe Biden dem Land die Unterstützung der USA zugesichert. «Unser Engagement für die Sicherheit Israels gegen die Bedrohungen durch den Iran und seine Stellvertreter ist unumstößlich», schrieb Biden in einem Beitrag auf X, vormals Twitter, am Samstagabend (Ortszeit). Dazu veröffentlichte er ein Foto von einem Treffen mit seinem Krisenstab im Situation Room, dem Einsatzzentrum im Weißen Haus. Auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und US-Außenminister Antony Blinken, die an den Beratungen am Samstag teilnehmen, sind darauf zu sehen.

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+++ Auch Hisbollah feuert Raketen aus Libanon ab +++

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah hat nach eigenen Angaben Raketen auf die von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert. Man habe am späten Samstagabend israelische Kasernen in dem Gebiet mit Raketen vom Typ Katjuscha ins Visier genommen, teilte die Miliz mit.

+++ Israels Armeesprecher: Gefährliche Eskalation +++

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari hat die Angriffe aus dem Iran am Samstagabend als "schwerwiegende und gefährliche Eskalation" beschrieben. Nach Angaben des israelischen Fernsehens hat der Iran eine dritte Welle von Drohnen auf den Weg nach Israel geschickt. Insgesamt gehe Israel von mehr als 100 Drohnen aus. Außerdem hat der Iran Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Es ist der erste direkte Angriff des Irans auf seinen Erzfeind Israel.

Militärübungen mit Drohnen im Iran. (Bild: Reuters)
Militärübungen mit Drohnen im Iran. (Bild: Reuters)

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versammelte wegen der Angriffe am Samstagabend im Hauptquartier in Tel Aviv das Kriegskabinett. "Wir überwachen die iranischen Killerdrohnen, die nach Israel unterwegs sind, sehr eng", sagte Hagari. "Unsere defensiven und offensiven Fähigkeiten sind auf dem höchsten Bereitschaftslevel vor diesem Großangriff des Irans." Die israelische Armee gehe gemeinsam mit den Verbündeten Israels "mit ganzer Kraft" vor, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen.

+++ Deutscher Botschafter ruft zu großer Vorsicht auf +++

Nach dem Start des iranischen Angriffs auf Israel hat der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, alle Deutschen vor Ort aufgefordert, sich an die Anweisungen der Sicherheitsbehörden zu halten.

"Ein Direktangriff wie noch nie: Iranische Drohnen im Anflug auf Israel und es kann noch mehr kommen", schrieb er am Samstagabend auf X.

+++ US-Präsident Biden sichert Israel volle Unterstützung zu +++

Auch die USA bestätigten den iranischen Angriff. US-Präsident Joe Biden werde fortlaufend über die Lage informiert und werde sich am Samstagnachmittag (Ortszeit) mit seinem Sicherheitsteam im Weißen Haus zu Beratungen treffen, teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit.

Den Angaben zufolge wollen auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, US-Außenminister Antony Blinken, US-Generalstabschef Charles Brown und CIA-Direktor William Burns an den Beratungen teilnehmen. Biden hatte Israel die volle Unterstützung der USA zugesichert.

+++ Iran-Expertin spricht von "beispiellosem Ereignis" +++

Die Iran-Expertin Sima Shine im israelischen Fernsehen: "Dies ist ein beispielloses Ereignis. Der Iran hat sein Paradigma verändert." Es ist auch das erste Mal seit 1991, dass Israel von einem UN-Mitgliedsstaat angegriffen wird. Damals hatte der Irak Dutzende Scud-Raketen auf israelisches Gebiet gefeuert.

Kurz vor dem Angriff wandte sich Ministerpräsident Netanjahu an die Bürger seines Landes. (Bild: dpa)
Kurz vor dem Angriff wandte sich Ministerpräsident Netanjahu an die Bürger seines Landes. (Bild: dpa)

+++ Israels Regierungschef Netanjahu: "Israel ist stark" +++

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wandte sich kurz vor dem Angriff an die Bürger seines Landes. "Der Staat Israel ist stark. Die IDF sind stark. Wir wissen es zu schätzen, dass die USA an der Seite Israels stehen, ebenso wie die Unterstützung Großbritanniens, Frankreichs und vieler anderer Länder", sagte er. "Wir haben ein klares Prinzip: Wer uns schadet, dem schaden wir auch", warnte er. "Gemeinsam werden wir standhalten und mit Gottes Hilfe alle unsere Feinde besiegen."

+++ Iranische Staatsmedien: Auch Raketen abgefeuert +++

Irans Revolutionsgarden haben laut dem Staatsfernsehen gegen Israel auch Raketen abgefeuert. Begleitet von einem massiven Drohnenangriff sei das die "Antwort auf die jüngsten Verbrechen des zionistischen Regimes", hieß es in einer live im Fernsehen verlesenen Erklärung der Revolutionsgarden.

+++ Iran startet Drohnenangriff gegen Israel +++

Der Iran hat nach israelischen Angaben einen Drohnenangriff gegen Israel gestartet. Dies bestätigte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend. Es werde mehrere Stunden dauern, bis die Drohnen israelisches Gebiet erreichen könnten.

Laut Jerusalem Post benötigen die abgefeuerten Drohnen rund neun Stunden, bis sie israelischen Luftraum erreichen.