"Rote Linie überschritten": Le Pen Partei bricht mit AfD wegen SS-Verharmlosung von Maximilian Krah
Bleiben die Abgeordneten der AfD nach der Europawahl im neuen EU-Parlament fraktionslos?
Nach einem Interview des AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah mit der italienischen La Repubblica hat sich die Partei der Rechtsextremen Marine Le Pen aus Frankreich deutlich von den deutschen Rechtspopulisten distanziert. Die rote Linie sei überschritten, sagt Jordan Bardella, der Parteichef und Spitzenkandidat des Rassemblement National, bei einer Debatte zur Europawahl im französischen Fernseh-Sender LCI.
Es brodelte schon länger zwischen den beiden Parteien. Aktuell sind die Le-Pen-Partei und die AfD in Brüssel gemeinsam in der Fraktion ID (Identität & Demokratie). Le Pens Rassemblement National will nun nicht mehr mit der AfD in derselben Fraktion im Europaparlament zusammensitzen. Das hatte der Sprecher des französischen Spitzenkandidaten Jordan Bardella zuvor schon gegenüber LIBERATION bestätigt.
Maximilian Krah verharmlost die SS
Die verharmlosenden Aussagen von Maximilian Krah zur SS machen in Europas Medien die Runde. AfD-Politiker Krah erklärte in dem Repubblica-Interview: "Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trägt, automatisch ein Verbrecher ist". Die nationalsozialistische SS - Abkürzung für "Schutzstaffel" - organisierte Hitlers Konzentrations- und Vernichtungslager und war für Millionen Tote während der Nazi-Herrschaft verantwortlich.
Der französische Journalist Alexandre le Galzain kündigt auf X an, dass Maximilian Krah nach seinen SS-Aussagen aus der Fraktion ausgeschlossen werden könnte. Dazu werde es an diesem Mittwoch eine Visiokonferenz mit der AfD-Spitze geben.
Le Pens Rassemblement National ist die größte Partei innerhalb der Fraktion ID. Auch Matteo Salvinis italienische Lega hat sich der Kritik an Krah und an der AfD angeschlossen.
Le Pen hatte sich schon zuvor von der AfD distanziert
Im vergangenen Februar hatte Marine Le Pen zwar in Paris Alice Weidel getroffen, doch die französische Rechtspopulistin wollte nicht zusammen mit der AfD-Politikerin gesehen werden. Offenbar war Le Pen genervt von der Remigrationsdebatte in Deutschland.
Das Rassemblement National steht für einen Anti-Migrations-Kurs, Le Pen kämpft aber um ein Mainstream-Image.
Die Partei der 55-jährigen Marine Le Pen liegt in den Umfragen vor der Europawahl in Frankreich vorn. Die Tochter des wegen Leugnung des Holocaust verurteilten Jean-Marie Le Pen möchte erneut bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich antreten. Den Vater hat sie schon vor Jahren aus den entscheidenden Funktionen der Partei entfernt.
Wenig wahrscheinlich erscheint auch, dass die zweite rechtspopulistische Fraktion im EU-Parlament, die Europäischen Konservativen und Reformer (EKR), die AfD aufnehmen wollen. In der EKR ist die italienische Regierungspartei Fratelli d'Italia von Giorgia Meloni sowie die rechtsextreme spanische Vox und die nationalkonservative PiS-Partei aus Polen.