Schröder-Wirbel: Moderator wehrt sich
Der folgenschwere Eklat zwischen den deutschen NBA-Stars Dennis Schröder und Maximilian Kleber sorgt einen Monat vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Paris erneut für Zündstoff.
In einem gemeinsamen Podcast mit seiner Frau Ellen hat Nationalmannschaftskapitän Schröder heftig den Moderator und Journalisten André „Dre“ Voigt kritisiert, der im vergangenen Sommer das Interview geführt hatte, das zum Stein des Anstoßes geworden war. Nun hat sich Voigt zur Wehr gesetzt.
Der Kernvorwurf des 30 Jahre alte Spielmachers der Brooklyn Nets: Er habe von Voigt die komplette Podcast-Aufnahme nicht noch einmal im Anschluss an das gemeinsame Gespräch zugeschickt bekommen. Schröder hatte sich darin kritisch über Klebers EM-Absage 2022 geäußert und die Begründung, stattdessen an seinen Ballhandling arbeiten zu wollen, infrage gestellt (“Maxi, du hast kein Game!“). Kleber - der aktuell mit den Dallas Mavericks im NBA-Finale steht - sagte deswegen seine WM-Teilnahme ab und war damit nicht Teil des Weltmeister-Kaders.
Kleber sprach von „unglücklichen und unangebrachten öffentlichen Äußerungen“, die ihm „zu 100 Prozent deutlich“ gemacht hätten, „dass ich im Nationalteam nicht uneingeschränkt willkommen bin“. (Hier die ausführliche Wiedergabe der Aussagen von Dennis Schröder)
Schröder machte Voigt für die Eskalation verantwortlich, aus seiner Sicht wurde die Kritik an Kleber aus dem Kontext gerissen. In der aktuellen Ausgabe seines Got Nexxt Podcasts schildert Voigt nun seine Version der Geschichte und kontert die Anschuldigung, „unprofessionell“ agiert zu haben.
Moderator wehrt sich gegen Schröder-Kritik
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich am 11. Juni 2024 hier sitze und über etwas rede, was vor knapp einem Jahr passiert ist“, erklärte Voigt zu Beginn seines rund 15-minütigen Statements, in dem er die Geschichte des Interviews ausführlich erklärte.
So habe er den Point Guard hinsichtlich eines Vorwortes zu einer Biographie über Lakers-Superstar LeBron James ansprechen wollen und über das Management Schröders einen Termin für einen Vor-Ort-Podcast mit dem gebürtigen Braunschweiger ausgemacht. „Es wurde gesagt, dass vor Ort der Bruder von Dennis alles regelt. Er wird als PR-Mann dabei sein und dann auch aufpassen“, erläuterte Voigt.
Bei der besagten Stelle, in dem Schröder über Kleber sprach, habe Voigt eigenen Angaben selbst aufgehorcht und daher im Anschluss das Gespräch gesucht: „Nach dem Interview war ich eine halbe Stunde da und wir haben über andere Dinge gequatscht. Und dann habe ich gefragt: ‚War denn das alles so okay für euch? Also muss irgendwas raus?‘ Dann hieß es: ‚Nee, war alles gut‘. Das war für mich das Zeichen: Es ist alles gut.“
Voigt wies den Vorwurf zurück, er habe Schröder die Aufnahme entgegen einer Absprache nicht zugesandt. „Es gab weder vom Management noch vom Bruder eine Ansage: Wir brauchen ein Transkript, wir brauchen die Audio-Datei. Das gab es nie“, erläuterte Voigt, auch für DAZN als NBA-Kommentator im Einsatz. Er habe einen entsprechenden „Mail-Verlauf, kann ich alles zeigen. Da war die Sache im Podcast für mich eigentlich entschärft.“
„Vielleicht etwas zu blauäugig“
Der 51 Jahre alte Voigt teilt dabei Schröders Ansicht, dass die Wiedergabe des Interviews in den sozialen Medien Schröder Unrecht getan hätte: „Ich hätte nicht gedacht, dass alles so aus dem Zusammenhang gerissen wird.“
Mit dem „Transkript, das es auf Twitter gab“, seien „Schlagzeilen generiert“ worden, die er nicht generieren hätte wollen. Er hätte allen Medienvertretern, die ihn angesprochen hätten, das Anhören des kompletten Podcasts empfohlen, gemacht haben das seinem Eindruck nach nicht alle.
Schröder hatte in seinem aktuellen, eigenen Podcast den Eindruck erweckt, dass Voigt selbst seine Aussagen aus dem Kontext gerissen hätte. Voigt verwies - richtigerweise - darauf, dass er das Interview neutral betitelt („Interview: Dennis Schröder“) und es nie mit den Aussagen über Kleber beworben hatte.
Voigt sagt nun rückblickend: „Man kann mir vorwerfen, dass ich zu blauäugig war, was die Tragweite dieser Aussage angeht. Auf der anderen Seite muss man auch überlegen, wie die Rollen verteilt waren und wer zuständig war, da einzuschreiten, wer kommunizieren muss, dass das bitte rausgenommen werden muss, und wer eben nicht.“ Es habe „am Ende des Tages jeder seine eigene Wahrheit, aber das ist das, wie es gelaufen ist. Zu 100 Prozent.“
Keine Interviews mehr? „Trifft mich extrem!“
Die Tragweite seines Podcasts mit Schröder wirke bis heute nach, berichtet Voigt, es sei „so viel auf mich eingebrochen“, auch privat: Den Urlaub mit seiner Familie habe Voigt im vergangenen Jahr kaum genießen können.
Voigt zeigt sich nun auch mitgenommen von Schröders Schilderung, dass auch andere DBB-Kollegen ihm nun keine Interviews mehr geben wollen würden. „Das trifft mich natürlich extrem“, offenbarte der Journalist, der alle Beteiligten aus dem Kreise des DBB-Teams einlud, Kontakt mit ihm aufzunehmen und ihm die Chance zu geben, seine Sicht der Dinge darzustellen.
Für ihn sei jedoch klar: „Ich kann mich nur hierhin stellen und erzählen, wie es war und was die Wahrheit war. Im Endeffekt steht jetzt Aussage gegen Aussage. Ich hoffe, dass ich genug Kredit habe bei den Leuten, die schon mit mir zusammengearbeitet haben, dass sie mir das glauben. Wenn dem nicht so sein sollte, kann ich auch nichts machen.“