So politisch waren die Emmys 2020

In einem Jahr, in dem das Coronavirus die weltweiten Geschicke bestimmt und der umstrittene US-Präsident Donald Trump für eine zweite Amtszeit gewählt werden könnte, zeigten sich die Preisträger und Laudatoren der 72. Emmy-Verleihung so politisch wie selten. Das waren die größten Momente.

"Watchmen"-Star Regina King ehrte bei ihrer Emmy-Rede zwei verstorbene Frauen, die die USA auf höchst unterschiedliche Weise prägten. (Bild: ABC via Getty Images)
"Watchmen"-Star Regina King ehrte bei ihrer Emmy-Rede zwei verstorbene Frauen, die die USA auf höchst unterschiedliche Weise prägten. (Bild: ABC via Getty Images)

Mit elf Auszeichnungen ist "Watchmen" einer der großen Gewinner der 72. Emmy-Verleihung. Das hochgelobte, auf dem gleichnamigen Comic basierende Werk ist eine Superhelden-Serie, in der es um Rassismus und Polizeigewalt und damit genau um die Themen geht, die aktuell nicht nur die amerikanische Gesellschaft umtreiben.

Ein T-Shirt mit klarer Botschaft

Die Emmy-prämierte "Watchmen"-Hauptdarstellerin Regina King nutzte den Moment, um ein deutliches Statement zu setzen. Unter ihrem pinken Blazer trug die Schauspielerin ein T-Shirt mit dem Bild von Breonna Taylor, die Polizisten am 13. März 2020 bei einem nächtlichen Polizeieinsatz in ihrer eigenen Wohnung erschossen hatten. Darunter die Worte "Say Her Name" (Sag’ ihren Namen), die abgewandelt in "Say His Name" auch die Proteste um den ebenfalls durch Polizeigewalt verursachten Tod von George Floyd und anderer People of Color geprägt hatten.

"Watchmen": Kritik an Rassismus ist ein zentraler Aspekt der Serie

In ihrer Dankesrede forderte King die Zuschauer auf, am 3. November zur US-Präsidentschaftswahl zu gehen und endete mit den Worten "Rest in Power, RBG" ("Ruhe in Kraft, RBG"). Damit nahm sie Bezug auf den kürzlichen Tod der Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg, die als Ikone der Linken und Gegnerin von Donald Trump galt.

Damon Lindelof rief ein rassistisches Massaker ins Gedächtnis

Neben Regina King wiesen auch die "Watchmen"-Macher Damon Lindelof und Cord Jefferson auf eine Gewalttat gegenüber Afroamerikanern hin, die zudem eine Schlüsselrolle in ihrer Serie einnimmt. 1921 waren weiße Rassisten durch die Stadt Tulsa in Oklahoma gezogen und hatten in kürzester Zeit mehrere Hundert Afroamerikaner getötet. Im Gedenken an das Massaker trug Lindelof ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Remember Tulsa ´21". Jefferson sagte in seiner Rede, die USA vergäßen ihre eigene Geschichte und brächten sich dadurch selbst in Gefahr.

Mark Ruffalo versuchte es mit Liebe

Mark Ruffalo, der den Emmy als Bester Hauptdarsteller in einer Mini-Serie für seine Rolle in "I Know This Much Is True" gewann, bezog mit seiner Rede ebenfalls Stellung. Er forderte die Zuschauer auf, sich untereinander mit Liebe für den anderen zu begegnen und betonte, dass sich privilegierte Menschen für solche einsetzen müssten, die verwundbarer seien. "Unsere Diversität ist das, was Amerika so großartig macht", sagte er.

Und weiter: "Wir alle sind stärker, wenn wir uns gegenseitig lieben und unsere Unterschiede respektieren." In naher Zukunft werde sich entscheiden, ob Werte wie Freiheit, Liebe und Glück mehr in den USA zählten oder ob Amerika ein Land der Spaltung und des Hasses sein wolle. Auch er forderte die Zuschauer auf, bei der Präsidentschaftswahl auf jeden Fall ihre Stimme abzugeben.

Jesse Armstrong verteilte mehrere "Anti-Danke"

Jesse Armstrong, der als Macher von "Succession" (Beste Dramaserie) ausgezeichnet wurde, bedankte sich zunächst höflich bei seinem Cast, bevor er dann mit einer Reihe von "Un-Thanks" klarmachte, worauf er im Jahr 2020 gerne verzichtet hätte. Sein “Anti-Danke” richtete sich zunächst an das Coronavirus, das uns alle von unseren Liebsten ferngehalten hätte.

Direkt damit verbunden hätte auch Präsident Trump mit seiner "unkoordinierten Antwort" auf die Pandemie alles andere als ein ehrliches "Danke" verdient. Dazu alle "Nationalisten und quasi-nationalistischen Regierungen auf der ganzen Welt, die genau das Gegenteil dessen sind, was wir momentan brauchen." Und zum Schluss noch ein Anti-Danke an Medien-Mogule, die ihre Macht dazu nutzten, genau diese Menschen auch an der Macht zu halten.

Die Emmy-prämierten Serien “Watchmen”, “I Know This Much Is True” und “Succession” kann man auf Sky sehen.