Henkelpott ade: Starker BVB scheitert am "Endgegner" Real

Real Madrid hat die Champions League gewonnen (Bild: Ibrahim Ezzat/Anadolu via Getty Images)
Real Madrid hat die Champions League gewonnen (Bild: Ibrahim Ezzat/Anadolu via Getty Images)

Borussia Dortmund hatte den Henkelpott vor Augen, griff aber nicht zu: Der BVB ist nach einem leidenschaftlichen Kampf um Europas Fußball-Krone am "Endgegner" Real Madrid gescheitert. Beim 0:2 (0:0) im Champions-League-Finale spielten die Westfalen mutig nach vorne, der spanische Meister um Titelsammler Toni Kroos war bei seinem schon 15. Triumph jedoch zu abgezockt. Wie schon 2013 verließ Dortmund Wembley als Verlierer.

Der Ex-Leverkusener Dani Carvajal (74.) traf vor 86.212 Zuschauern spät per Kopf nach einer Ecke von Kroos, Vinicius Junior (83.), der schon im Endspiel 2022 getroffen hatte, legte nach und beendete die Träume des BVB vom zweiten Triumph der Vereinsgeschichte nach 1997. Bis zur Pause war das Team von Edin Terzic die klar bessere Mannschaft und hätte führen müssen, im zweiten Durchgang rächten sich die verpassten Chancen.

Der BVB zeigte sich enttäuscht angesichts der vielen verpassten Chancen (Bild: Ibrahim Ezzat/Anadolu via Getty Images)
Viele verpasste Chancen rächten sich: Der BVB zog am Ende den Kürzeren (Bild: Ibrahim Ezzat/Anadolu via Getty Images)

"Im Moment ist man einfach nur enttäuscht, die Enttäuschung ist groß", sagte BVB-Torhüter Gregor Kobel im ZDF: "Gegen Real Madrid kriegst du nicht allzu viele Chancen, wir hatten unsere Chancen und hätten ein, zwei Mal etwas daraus machen müssen." Der Finaleinzug sei dennoch "ein Riesenerfolg".

Damit blieb auch das erhoffte Abschiedsgeschenk für Vereinslegende Marco Reus aus, der schon vor elf Jahren beim Finale gegen die Bayern dabei gewesen war. Einen Tag nach seinem 35. Geburtstag wurde Reus in seinem letzten Einsatz für den BVB nach der Pause eingewechselt.

Kroos darf sich über seinen sechsten Titel in der Königsklasse freuen (Bild: Mustafa Yalcin/Anadolu via Getty Images)
Toni Kroos darf sich über seinen sechsten Titel in der Königsklasse freuen (Bild: Mustafa Yalcin/Anadolu via Getty Images)

Ganz anders Kroos: In seinem letzten Spiel als Klubfußballer stand der Weltmeister von 2014 trotz einer lange Zeit blassen Vorstellung wie so oft auf der Gewinnerseite. Mit jetzt sechs Titeln in der Königsklasse schloss der 34-Jährige ebenso wie Luka Modric, Carvajal und Kapitän Nacho zu Rekordhalter Paco Gento (1956 bis 1966) auf. Kroos verließ nach 85 Minuten jubelnd den Rasen - und fährt nun wie sein Teamkollege Antonio Rüdiger mit viel Rückenwind zur Heim-EM.

Erstmals laut wurde es in der Borussia-Kurve schon eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff - als der immer noch gottgleich verehrte Jürgen Klopp auf den riesigen Videotafeln eingeblendet wurde und die Arme nach oben riss, später sang und schaukelte er bei der Hymne "You'll never walk alone" mit. Real-Trainer Carlo Ancelotti sah hingegen noch überhaupt keinen Grund zur Aufregung: Er habe am Nachmittag noch ein Nickerchen gemacht und fühle sich "wie ein Löwe", berichtete er lächelnd.

Im Stadion war das Fan-Verhältnis ausgeglichen, in der Stadt hingegen gab der BVB klar den Ton an. Mindestens 15.000 Fans ohne Eintrittskarten schrien im Hyde Park die Leinwände an, ein Boot mit Vereinswappen segelte über die Themse, die Fahrt zum Wembley Park in der stickigen Metropolitan Line war ein einziger Sängerwettstreit. "Real, die Könige von Europa", riefen die Madridistas, die Schwarzgelben sangen ihr Lied von der Europapokal-Reise durch die Saison.

Als der BVB 90 Minuten nach Real seine Aufstellung verkündete, fehlte ein Name erwartungsgemäß: Reus begann sein Abschiedsspiel nach zwölf Jahren auf der Bank. Auf der anderen Seite stand hingegen Kroos wie selbstverständlich in der Startelf, seine weißgoldenen Schuhe hatte er von seinen drei Kindern handschriftlich verzieren lassen. Der Weltmeister von 2014 beendet seine Karriere nach der Heim-EM.

Das Spiel begann nach einer kurzen und heftig flammenden Einlage des US-Rockstars Lenny Kravitz - und wurde dann gleich wieder unterbrochen, weil es zwei Flitzer auf den Platz schafften. Marcel Sabitzer half beim Einfangen.

Der BVB trug den Ball mutig nach vorne, er wartete nicht ab, sondern attackierte. Allerdings deutete sich früh an, dass Ian Maatsen auf der linken Abwehrseite Probleme mit Rodrygo bekommen könnte. Rechts eilte stets Unterstützung für Julian Ryerson heran, wenn Vinicius Junior losdribbelte.

Mats Hummels (l.) gegen Vinicius Junior (GLYN KIRK)
Mats Hummels (l.) gegen Vinicius Junior (GLYN KIRK)

Dortmund war vor allem nach Balleroberung hellwach und überraschte Real immer wieder. Zur Pause wäre die Führung verdient gewesen: Erst ließ sich Karim Adeyemi nach einen starken Pass von Mats Hummels, der möglicherweise ebenfalls sein letztes Spiel für den BVB machte, zu weit abdrängen (21.). Wenig später traf Niclas Füllkrug den Innenpfosten (23.), das Tor hätte aber wohl einer Überprüfung wegen Abseits nicht standgehalten. Von Real war bis zur Pause nichts zu sehen.

Das änderte sich im zweiten Durchgang, als Kroos BVB-Schlussmann Gregor Kobel (49.) bei einem Freistoß zu einer starken Parade zwang. Real zeigte nun die so lange vermisste Lust auf La Decimoquinta, den Titel Nummer 15, doch auch Dortmund kam weiter zu Chancen. Kurz nach der Einwechslung von Reus schlug Carvajal zu.

Kobel rettete in der Schlussphase zwar stark gegen Nacho (82.), Vinicius Junior blieb kurz darauf nach einem Maatsen-Fehler aber eiskalt. Das vermeintliche 1:2 zählte nicht, weil Füllkrug im Abseits gestanden hatte (87.).