Eine der größten Legenden der Tennis-Welt wird 80

Eine der größten Legenden der Tennis-Welt wird 80
Eine der größten Legenden der Tennis-Welt wird 80

Billie Jean King liebt die Bühne noch immer - wenn es sein muss, auch im Feder-Kostüm mit überdimensionierter Hühner-Maske.

In der US-Ausgabe der Fernsehshow „The Masked Singer“ war die Tennis-Legende jüngst Kandidatin, gab den ihr gewidmeten Hit „Philadelphia Freedom“ ihres guten Freundes Elton John zum Besten. Obwohl sie nach eigenen Angaben fürchtete, dass ihr dieser für ihre Performance „das Leben zur Hölle machen“ werde.

Am heutigen Mittwoch feiert King ihren 80. Geburtstag - und blickt auf ein Leben zurück, in dem ein schiefer Ton vor großem TV-Publikum längst nicht das größte Wagnis war.

Die US-Amerikanerin zählt zweifelsohne zu den prägendsten Figuren der Sportgeschichte - nicht nur als Titelsammlerin auf dem Tenniscourt, sondern auch als unermüdliche Kämpferin für Frauenrechte und Ikone der LGBTQ-Community.

Tennis-Frauen verdanken Billie Jean King die Geburt der WTA

„Billie Jean lehrt uns, dass wir alle eine Entscheidung treffen müssen, wenn unsere Rechte auf dem Spiel stehen“, huldigte die frühere First Lady Michelle Obama „Queen King“ im Sommer bei den US Open. Anlass war der 50. Jahrestag des gleichen Preisgelds für Männer und Frauen - eine von Kings vielen Errungenschaften.

Mit ihrem damaligen Ehemann Larry King - nicht mit der gleichnamigen US-Talkmasterlegende zu verwechseln - hatte die am 22. November 1943 in Long Beach als Billie Jean Moffitt geborene Ausnahmespielerin die Idee einer Tennistour für Frauen entwickelt, die sie zusammen mit acht Mitstreiterinnen (The Original 9) 1970 als Women‘s Tennis Association (WTA) ins Leben rief.

„Jedes Mädchen, egal an welchem Ort es auf dieser Welt auch geboren werden mag, egal, wie es aussieht, egal, welche Hautfarbe es besitzt, hat dort ein Forum, in dem es sich beweisen kann“, sagte King einst stolz der FAZ.

Und natürlich ist Kings Name auch heute noch eng mit dem „Battle of the Sexes“ von 1973 verbunden.

„Battle of the Sexes“ mit Bobby Riggs wurde zur Legende

Damals hatte ihre gute Freundin Margaret Court einen Schaukampf gegen den dreimaligen Wimbledonsieger Bobby Riggs verloren. Der als Chauvinist verrufene Riggs war der Meinung, dass Frauen nicht in den großen Sport gehören.

King nahm es zum Anlass, den damals 55 Jahre alten Ex-Profi ihrerseits zu einem groß inszenierten „Kampf der Geschlechter“ zu fordern und damit ihrem Kampf für Gleichberechtigung spektakulär Gehör zu verschaffen.

King siegte mit 6:4, 6:3, 6:3 und schuf damit einen mythischen Popkultur-Meilenstein der Geschlechtergerechtigkeit. Etwa 30.000 Menschen saßen auf den Tribünen im Astrodome in Houston, und neunzig Millionen sollen am Fernseher verfolgt haben, wie die damals 29 Jahre alte Nummer eins der Welt über den Macho-Mann triumphierte.

„Dieses Match war eine ideale Plattform für mich, um für die Gleichberechtigung zu kämpfen. Es war ein geschichtsträchtiger Moment“, sagte King. 2017 wurde das Match verfilmt, mit Emma Stone als King und Steve Carell als Riggs.

Umstrittene Fürsprache für Saudi-Arabien

Ihre immensen sportlichen Erfolge geraten bei ihren Errungenschaften für die Gleichberechtigung beinahe in den Hintergrund.

King holte im Einzel, Doppel und Mixed unter anderem insgesamt 20 Titel in Wimbledon, bis heute unerreicht. Insgesamt gewann sie 129 Einzel-Turniere, darunter zwölf Grand Slams, und siebenmal mit dem US-Team den Fed Cup - den der Weltverband ITF 2020 in Billie Jean King Cup umbenannte.

Und die Frauenrechtlerin, die 2018 ihre langjährige Partnerin Ilana Kloss heiratete, ist in ihrem Streben noch lange nicht fertig. King ist Investorin bei den Fußballerinnen des Angel City FC, zudem wirkt sie an einer neuen Eishockey-Profiliga für Frauen mit, die im kommenden Jahr an den Start gehen soll.

Umstrittener ist, dass sie sich in diesem Jahr auch aktiv für die Geschäftspartnerschaft zwischen der WTA und dem autoritären Saudi-Arabien einsetzte - trotz der dortigen Diskriminierung von Frauen und der LGBTQ-Gemeinde. Ihre Haltung begründete King auch mit dem „Battle of the Sexes“ und der Hoffnung, für eine Öffnung Saudi-Arabiens Ähnliches bewirken zu können: „Vielleicht beeinflusst man nur einen Menschen im Zuschauerbereich, aber vielleicht ist das der nächste Anführer eines Landes, Ausnahmesportler, CEO oder jemand, der die Welt verändert.“

King geriet darüber in Konflikt mit ihren Legenden-Kolleginnen Martina Navratilova und Chris Evert, die gegen den Saudi-Deal streiten - im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die Ikone auch mit nun 80 Jahren noch immer.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)