"Das macht wütend": Englische Tennis-Stars ernten Kritik

"Das macht wütend": Englische Tennis-Stars ernten Kritik
"Das macht wütend": Englische Tennis-Stars ernten Kritik

Das sich zuspitzende Geschehen in Wimbledon hält Sportfans in England in Atem - am Donnerstag stand aber auch das größte Tennisturnier der Welt im Schatten eines größeren Ereignisses.

Die Parlamentswahl in England und der Erdrutschsieg der bisherigen Oppositionspartei Labour mit dem designierten neuen Premierminister Keir Starmer zog unter der Woche den Großteil der allgemeinen Aufmerksamkeit auf sich.

Kein großes Interesse an der richtungweisenden Wahl zeigten allerdings mehrere der englischen Tennis-Stars, die bei den All England Championships am Start sind - allen voran die frühere US-Open-Siegerin Emma Raducanu.

Die 21-Jährige bekannte bei einer Pressekonferenz am Mittwoch offen, dass sie keine Lust hatte, ihre Stimme abzugeben und von der Wahl gar nichts mitbekommen hatte. Sie zog damit irritierte Reaktionen und Kritik auf sich.

Raducanu und andere Stars nicht an Wahl interessiert

„Nein“, antwortete Raducanu freimütig und lächelnd auf die Frage, ob sie am Donnerstag wählen und das Wahlgeschehen verfolgen werde: „Ich denke, ich werde ausschlafen und dann zum Training kommen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht mal, dass morgen Wahl ist. Danke für die Info.“

Auch Raducanus Landsfrau Katie Boulter hatte am Dienstag die Frage verneint, ob sie wählen gehen würde die 27-Jährige, dass der Profi-Alltag ihr keine Zeit lasse, sich mit Politik zu beschäftigen: „Ich beschäftige mich jetzt mit Tennis und sehe mich nicht als jemanden, der sich im Moment mit etwas anderem beschäftigen sollte. Um das Thema kümmere ich mich, wenn die Zeit für mich gekommen ist.“

Auch Jack Draper bekundete, dass ihm das Tour-Leben keine Zeit dafür lasse, die Wahl zu verfolgen: „Wir Tennisspieler sind jetzt gerade irre beschäftigt. Da bleibt nicht viel Raum für Fernsehen, nicht viel Zeit an so etwas zu denken.“ Er habe auch generell kein Interesse an Politik - „Nein“ lautete die Antwort des 22-Jährigen auf die entsprechende Frage.

Die Aussagen von Raducanu und Co. haben in der englischen Heimat für einige Schlagzeilen gesorgt. Und für Unverständnis.

„Gibt keine Ausrede, sich nicht an Demokratie zu beteiligen“

„Das macht wütend“, kritisierte etwa die in Liverpool lehrende Geschichtsprofessorin Gillian O‘Brian Raducanu bei X: „Demokratie ist ein seltenes Gut und hart erkämpft. Wählen zu können, ist ein Privileg und niemand ist zu beschäftigt dafür – persönlich, per Briefwahl, mit Vollmacht. Es gibt keine Ausrede, sich nicht an der Demokratie beteiligen, wenn es so einfach ist.“

Verwundert äußerte sich auch der Geologe und Klimaforscher Bill McGuire, der ebenfalls nicht verstehen kann, dass den jungen Tennis-Stars keine Zeit für politische Beteiligung bleiben soll: „Echt toll zu sehen, dass die jungen Leute so engagiert sind und sich so um ihre Zukunft kümmern“, notierte der emeritierte Universitätsprofessor sarkastisch: „Ich hoffe, dass das nicht repräsentativ ist.“

Raducanu trifft heute in der dritten Wimbledon-Runde auf die Griechin Maria Sakkari, im Mixed ist sie zudem Partnerin bei der Abschiedstour des zweimaligen Wimbledon-Siegers Andy Murray - der sich in der Vergangenheit immer wieder dezidiert in politische Themen eingeschaltet hat. Draper und Boulter sind in Runde 2 ausgeschieden.