Die süße Rache eines verschmähten Ersatzmanns

Die süße Rache eines verschmähten Ersatzmanns
Die süße Rache eines verschmähten Ersatzmanns

Ein ehemaliger Super-Bowl-MVP schreibt im Herbst seiner Karriere nochmal ein echtes Football-Märchen: Die Cleveland Browns haben sich ihren Playoff-Platz in der NFL gesichert - dank des 38 Jahre alten Nothelfers Joe Flacco.

Das Team aus Ohio gewann in der Nacht zu Freitag 37:20 das Duell zweier Teams mit verletzten Stamm-Quarterbacks gegen die New York Jets.

Mit elf Siegen und fünf Niederlagen stehen die Browns auf Platz zwei der AFC North. Ersatz-Quarterback Flacco, der seit fünf Partien den außer Gefecht gesetzten Skandal-Spielmacher Deshaun Watson ersetzt, warf drei Touchdowns und insgesamt für 309 Yards gegen sein Ex-Team, das ihn vor der Saison fortgeschickt hatte.

Dank Flacco ist den Browns nun das gelungen, was für die Jets ohne den verletzten Aaron Rodgers eine Illusion blieb: der Einzug in die Endrunde, trotz des Watson-Schocks im November.

Joe Flacco auch von den gegnerischen Fans gefeiert

Flacco ist damit der erste Quarterback der Browns-Geschichte, der in vier Spielen nacheinander mit seinem Passspiel mindestens 300 Yards überbrückt hat.

Dafür wurde er von den Fans mit „Flacco“-Rufen gefeiert. Jets-Linebacker C.J. Mosley sagte nach dem Match belustigt: „Wer hätte gedacht, dass die Browns mal deinen Namen rufen würden?“

Mosley spielte damit darauf an, dass Flacco viele Jahre lang Spielmacher der Baltimore Ravens war, des Erzrivalen der Browns. 2013 führte Flacco die Ravens zum Super-Bowl-Triumph gegen die San Francisco 49ers und wurde dabei auch zum wertvollsten Spieler der Partie gekürt. Seitdem er 2019 von den Ravens zu den Denver Broncos getradet wurde, mutierte Flacco zum Wandervogel - der nun unverhofft nochmal im Mittelpunkt steht.

Flaccos Hoch bei den Browns dürfte nicht zuletzt die Jets ärgern: Die Franchise aus New Jersey hatte sich vor dieser Saison dagegen entschieden, den Vertrag mit Flacco zu verlängern.

Flacco bekam von den Jets einen Korb

Auch nach dem Achillessehnenriss von Star-Quarterback Aaron Rodgers wurde er nicht zurückgeholt - obwohl Flacco damals laut The Athletic von sich aus auf die Jets zugegangen sein und sich angeboten haben soll. Die Jets setzten stattdessen auf den jungen und oft glücklosen Zach Wilson, für den Flacco in den vergangenen beiden Saisons oft in die Bresche gesprungen war.

Wilson überzeugte aber auch in dieser Saison nur phasenweise und verlor zeitweise auch seine Starter-Rolle, wegen einer Verletzung ersetzt ihn aktuell der ehemalige Denver-Spielmacher Trevor Siemian. Entsprechend groß ist nun bei vielen Fans das Unverständnis, warum die Jets nicht auf Flacco zurückgriffen.

Flacco war nach seinem Aus in New York zunächst vertragslos geblieben, ehe er vor einem Monat bei den Browns anheuerte. Schon vor dem direkten Duell war es ihm dort besser ergangen als den Jets ohne ihn, dennoch spielte Flacco das Thema vor dem Spiel herunter und wollte nicht von Rachegelüsten sprechen: „Ich habe meine Zeit dort genossen. Es ist, was es ist. Jetzt bin ich glücklich hier zu sein, das ist sicher.“

Flaccos Leistungen für die Browns sorgen dafür, dass das Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)