Pavard-Dilemma: Italien vermutet ein Problem

Einen Tag nach dem Bundesliga-Auftakt in einer Partie gegen eine Fan-Auswahl nicht die allergrößte Motivation an den Tag zu legen, mag verständlich erscheinen.

Der Auftritt von Benjamin Pavard am Samstag erzürnte dann aber doch einige Fans.

Beim sogenannten Traumspiel des FC Bayern gegen den Fanclub „Weinbeisser Kaltern“ ließ sich der Abwehrspieler seinen Frust über einen bisher noch nicht über die Bühne gegangenen Wechsel anmerken - beispielsweise bei einem Zweikampf mit einem Fan, aber auch nach seinem Führungstreffer oder bei einem Gruppenfoto.

Pavard will weg!

Auch im Training soll der französische Nationalspieler, der beim Bundesliga-Auftakt bei Werder Bremen (4:0) nicht zum Einsatz kam, nur noch wenig motiviert wirken.

Ob der Franzose in dieser Transferphase seinen Wunsch noch erfüllt bekommt, bleibt abzuwarten. Inter Mailand drängt zwar auf einen Pavard-Deal, die Verhandlungen gestalten sich aber nach SPORT1-Informationen schwierig.

„Er steht auf unserer Liste“, sagte Trainer Simone Inzaghi am Freitag: „Aber da steht er nicht als Einziger.“

Der FC Bayern, der ursprünglich eine Summe wie bei Lucas Hernández (ca. 45 Millionen Euro) im Sinn hatte, fordert bis zu 35 Millionen Euro - 30 Millionen als fixe Ablöse plus Boni.

Inters erstes Angebot über knapp 25 Millionen Euro war definitiv zu wenig für die Münchner.

Inter-Boss mit klarer Ansage

Pavard und sein Management werden in den kommenden Tagen weiter auf einen Wechsel zu Inter Mailand drängen: Bessern die Italiener ihr Angebot nach, kann es noch zu einer Einigung kommen.

Inter-Boss Beppe Marotta zeigte sich bei Sky Sport in Italien optimistisch: „Der Deal läuft. Wir verhandeln noch mit Bayern. Der Wille des Spielers ist entscheidend und er will zu Inter.“

Das Problem: „Bayern braucht einen Ersatz, um ihn gehen zu lassen. Aber die Gespräche laufen weiter.“

Ein möglicher (interner) Ersatz wäre Josip Stanisic gewesen. Doch das flexibel einsetzbare Eigengewächs, das in Bremen keinen Platz im Kader fand, wechselt auf Leihbasis zu Bundesliga-Konkurrent Bayer Leverkusen. Am Sonntag wurde die Ausleihe perfekt.

Fall Pavard: Italien vermutet ein Problem

Als nomineller Rechtsverteidiger steht bei Bayern neben Noussair Mazraoui, der in Bremen von Beginn an spielte, nur noch Bouna Sarr zur Verfügung. Der Senegalese hat in der vergangenen Saison ganze zwei Minuten gespielt und war beim Saisonauftakt bei Werder ebenfalls komplett außen vor.

„Pavard ist sehr nah an einem Inter-Wechsel. Zum jetzigen Zeitpunkt ist alles, was wir brauchen, dass Bayern keinen reinen Ersatz findet, sondern jemanden, der Mazraoui auf der rechten Abwehrseite herausfordern kann“, erklärte der italienische Spielerberater Giovanni Branchini bei Radio Sportiva.

Falls Bayern eine Lösung fände, „wird das Geschäft mit den Nerazzurri bis zum Ende des Transferfensters abgeschlossen sein.“

Das Pavard-Dilemma

Pavard, dessen Vertrag 2024 ausläuft, hat intern mehrfach klar hinterlegt, dass er gehen möchte. Nach sieben Jahren in Deutschland will er eine neue Herausforderung in einem anderen Land annehmen.

2022 hatte sich der Abwehrmann auch schon aktiv mit einem Abschied beschäftigt, schwenkte aber noch einmal um und blieb - auch aus mangelnden Optionen - in München.

Von Vereinsseite aus gab es bereits im Mai die mündliche Zustimmung für einen Wechsel in diesem Sommer - damals allerdings noch in Person von Hasan Salihamidzic.

Trotzdem wurde es bisher nichts mit einem Transfer - das ärgert ihn. Die Bayern warten auf ein adäquates Angebot, wollen zudem aber einen zweiten Fall David Alaba unbedingt vermeiden und ihn 2024 nicht ablösefrei verlieren.

„Bis gestern gab es meines Wissens kein Angebot für Benji“, hatte Trainer Thomas Tuchel, der sich auch intern mehrfach als Pavard-Fan geoutet hat, am Freitagabend erklärt: „Deshalb behandeln wir ihn als unseren Spieler, solange sich daran nichts ändert.“

„Wasserstandsmeldungen geben wir nicht ab“

Tuchel, der laut eigener Aussage von Pavard noch nicht über einen Wechselwunsch informiert wurde, ergänzte: „Wasserstandsmeldungen geben wir nicht ab, weil wir es erst intern klären.“

Rasche Klarheit wäre für alle Beteiligten sinnvoll. Denn einen schmollenden Pavard kann niemand gebrauchen.