Auf den Spuren von Jack Bauer? Diese Apple-Serie mit Idris Elba ist in Echtzeit erzählt

Sam (Idris Elba) beobachtet die Lage in dem entführten Flugzeug ganz genau. (Bild: Apple )
Sam (Idris Elba) beobachtet die Lage in dem entführten Flugzeug ganz genau. (Bild: Apple )

Ein Flugzeug, eine Gruppe Terroristen und Idris Elba als einzige Hoffnung: Die Apple-Serie "Hijack" recycelt die Echtzeit-Erzählweise des Serienklassikers "24" - und macht doch alles ganz anders.

Das Konzept von "24" war so einfach wie genial: Dem Anti-Terror-Agenten Jack Bauer (Kiefer Sutherland) blieben jeweils 24 Stunden Zeit, einen Anschlag zu verhindern. Der Clou: Serien- und Echtzeit waren identisch. Was zum Serienstart 2002 von Kritikern wie Fans als TV-Revolution gefeiert wurde, kam danach nur in ausgewählten Filmen überzeugend zur Geltung - etwa in "Buried - Lebendig begraben" (2010) mit Ryan Reynolds oder "Nicht auflegen!" (2002) mit Colin Farrell. Mit der Thriller-Serie "Hijack" (ab 28. Juni, Apple TV+) versucht Apple nun sein Glück - und macht doch alles ganz anders.

Stopften die "24"-Macher Joel Surnow, Robert Cochran und Stephen Hopkins die ihnen zur Verfügung stehende Zeit mit Verschwörungen, Anschlägen, Verfolgungsjagden und Entführungen zu, geht "Hijack" bedachter vor. Dabei wäre das Szenario der sieben einstündigen Folgen geradezu prädestiniert für Hochspannung. Ein Flug von Dubai nach London wird von einer Gruppe Terroristen gekapert, das Schicksal der Passagiere ist ungewiss. Während sich an Bord zunehmend Verzweiflung breitmacht, bleibt einer ganz ruhig: Sam (Idris Elba).

Alice (Eve Myles) von der Flugsicherheit traut der vermeintlichen Entwarnung bei dem gekaperten Flugzeug nicht. (Bild: Apple)
Alice (Eve Myles) von der Flugsicherheit traut der vermeintlichen Entwarnung bei dem gekaperten Flugzeug nicht. (Bild: Apple)

Idris Elba überzeugt in "Hijack" auf ganzer Linie

Von Berufs wegen verdient er sein Geld als Verhandlungsführer, große Deals zwischen Unternehmen sind sein täglich Brot. An Bord des Flugzeuges versucht der gewiefte Rhetoriker deshalb, mit den Entführern ins Gespräch zu kommen. Wie spitzfindig er dabei vorgeht, um mit sprachlichen Kniffen die Kriminellen um den Finger zu wickeln, gehört neben der einnehmenden Präsenz von Hauptdarsteller Idris Elba zu den Stärken von "Hijack".

Trotzdem schöpft das Apple-Original sein Potenzial nur selten aus. Zwar ist es wohltuend, dass die Echtzeit-Situation nicht mit effekthascherischen Countdowns künstlich hochgejazzt wird. Aber ein wenig mehr Suspense hätte dem dialoglastigen Skript gutgetan - allein schon deshalb, weil der Handlungsort einer beengten Flugzeugkabine eigentlich bestens für Szenarien voller Platzangst und Paranoia geeignet wäre.

Stattdessen verfängt sich "Hijack" trotz der vielversprechenden Ausgangslage für eine Thrillerserie immer wieder in Längen. Dazu lassen die Macher George Kay und Jim Field ambivalente Figuren abseits vom charismatischen Idris Elba vermissen. Mitleid mit den Passagieren kommt nur selten auf. Gleichzeitig bleibt die Entführertruppe blass - auch, weil deren Motive lange Zeit im Dunkeln verbleiben. Ob Apples Ausstrahlungsrhythmus von einer neuen Folge pro Woche dem ohnehin etwas trägen Spannungsaufbau von "Hijack" zuträglich ist, darf derweil bezweifelt werden.