Tag der Arbeit: Hintergründe und Fakten zum 1. Mai

Nicht nur in Deutschland ist der 1. Mai ein gesetzlicher Feiertag. Seinen Ursprung hat der Tag der Arbeit in den USA, wobei es die Nationalsozialisten waren, die ihn hierzulande zum gesetzlichen Feiertag machten. Das Motto in diesem Jahr: "Ungebrochen solidarisch".

Am 1. Mai demonstrieren Arbeiter*innen traditionell für bessere Löhne und faire Arbeitsbedingungen. (Symbolfoto: ddp)
Am 1. Mai demonstrieren Arbeiter*innen traditionell für bessere Löhne und faire Arbeitsbedingungen. (Symbolfoto: ddp)

Der "Tag der Arbeit" ist nicht nur in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Auch in anderen europäischen Ländern wie Österreich, Luxemburg, Belgien, Liechtenstein und Teilen der Schweiz wird am 1. Mai genauso wenig gearbeitet wie unter anderem in Mexiko, Brasilien und Ägypten. In den USA, wo der "Labor Day" als Kampftag für die Rechte der Arbeitnehmer*innen ursprünglich herkommt, wird er seit 1894 am ersten Montag im September gefeiert.

"Ungebrochen solidarisch"

Unter dem Motto "ungebrochen solidarisch" ruft der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit seinen Mitgliedsgewerkschaften die Menschen am 1. Mai 2023 dazu auf, "auf den Straßen und Plätzen die gewerkschaftlichen Erfolge zu feiern und für gewerkschaftliche Anliegen Flagge zu zeigen." Das Motto bezieht sich sowohl auf den Ukrainekrieg wie auch die Energie- und Klimakrise samt den Folgen der Coronapandemie und die existenziellen Sorgen, die damit verbunden sind.

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Der DGB organisiert seit seinem Gründungsjahr 1949 die alljährlichen Demos zum 1. Mai. Bei der zentralen Kundgebung in Köln wird die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi eine Rede halten, die auf der Website des DGB ab 13 Uhr in einem Livestream gesendet wird.

Ursprung in den USA

1886 riefen Arbeitergewerkschaften in den USA erstmals zu einem mehrere Tage währenden Generalstreik auf. In mehreren Städten folgten rund 400.000 Arbeiter*innen aus 11.000 Betrieben dem Aufruf, der ein Hauptziel hatte: den 8-Stunden-Tag. Der 1. Mai wurde als Starttag gewählt, weil an ihm die alten Arbeitsverträge ausliefen und neu geschlossen werden mussten. Bei blutigen Auseinandersetzungen, bei denen Demonstrant*innen eine Splitterbombe auf Polizisten warfen, starben in der Arbeiterstadt Chicago mehrere Polizisten und Demonstrant*innen. Im Nachhinein wurden acht Organisatoren des Streiks angeklagt und zum Tode verurteilt. Vier Jahre später wurde am 1. Mai 1890 tatsächlich der 8-Stunden-Tag in den USA eingeführt.

Die Lage in Deutschland

Als am 1. Mai 1890 Arbeitnehmer*innen in den USA bereits ihren Erfolg des 8-Stunden-Tages feierten, gingen zum ersten Mal auch in Deutschland die Menschen auf die Straße. Obwohl das "Sozialistengesetz" sozialistische, sozialdemokratische und kommunistische Versammlungen untersagte, bei denen das politische System kritisiert wurde, wurde in vielen Städten wie Dresden, Berlin und Hamburg gestreikt.

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Die Rede ist von 100.000 Beschäftigten, wobei sich die Hamburger*innen als besonders zäh erwiesen und teilweise bis in den Sommer hinein streikten. Zum Erreichen ihres Ziels brauchten sie aber einen noch deutlich längeren Atem: In Deutschland gibt es die 8-Stunden-Woche erst seit 1918. Ein Jahr später war der 1. Mai zum ersten Mal ein gesetzlicher Feiertag, der in ganz Deutschland begangen wurde. In den folgenden Jahren galt das nur noch für Sachsen und Lübeck und änderte sich erst 1933.

Die Nationalsozialisten setzten den Feiertag dauerhaft fest

Letztendlich waren es die Nationalsozialisten, die den "Tag der Arbeit" kurz nach der Machtübernahme zum gesetzlichen Feiertag erklärten. Mit diesem Schritt wollten sie die Arbeiterbewegung auf ihre Seite ziehen und die Gewerkschaften entmachten, die bereits einen Tag später gleichgeschaltet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt der Alliierte Kontrollrat am 1. Mai als Feiertag fest. Während Gewerkschaften im Westen den Tag vor allem für politische Kundgebungen nutzten, wurde er im Osten mit staatlich organisierten Militärparaden begangen. Vor allem in Hamburg und Berlin kommt es am 1. Mai bis heute zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen autonomen Demonstrant*innen und der Polizei.

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