Tatort aus München: Die Komissare ermitteln gegen den Weihnachtsmann

Kommissar Leitmayr und sein Assistent Kalli Hammermann sind in diesem Jahr schon frühzeitig dem Weihnachtsmann begegnet. Foto: BR/Michael Schreitel/Tellux-Film GmbH
Kommissar Leitmayr und sein Assistent Kalli Hammermann sind in diesem Jahr schon frühzeitig dem Weihnachtsmann begegnet. Foto: BR/Michael Schreitel/Tellux-Film GmbH

Der Weihnachtsmann kommt dieses Jahr früh zu den Kindern und bringt ihnen milde Gaben. So mild, dass die Kleinen am Ende vermutlich langfristig traumatisiert sind. Die Kommissare Leitmayr und Batic ermittelten in ihrem 80. Einsatz am vergangenen Sonntag gegen einen Mörder im Weihnachtsmannkostüm, der über eine smarte Puppe Kinder als Opfer von pädophilen Vätern identifiziert und die Täter zur Rechenschaft zieht.

Spätestens seit der Serie “Der Clown” wissen wir, dass Masken jeglicher Art, besonders die kindlich, freundlich verzerrten Masken, auf Anhieb gruselig wirken, wenn sie aus dem dunklen Wald kommen oder durch eine Fensterscheibe spähen. Spätestens aber dann, wenn sie eine Machete ziehen, ist Gefahr im Verzug. Im Tatort “Wir kriegen euch alle” passiert genau das.

Doch von vorn: Zunächst werden die Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen. Eine alte Dame namens Frieda hat sich anscheinend umgebracht, aber: Es klebte ein Zettel an der Tür, auf dem stand, dass jemand die Polizei rufen solle. Die Schriftbilder von Türzettel und Abschiedsbrief der Frau passen nicht zusammen. Kombiniere, kombiniere: Es ist jemand bei ihr gewesen, während oder nachdem sie starb.

Wenn die Puppe mehr weiß …

Etwa zwei Wochen später dann ein weitaus grausameres Geschehen. In einem riesengroßen Einfamilienhaus mit bodentiefen Wohnzimmerfenstern werden die Leichen von einem Mann und einer Frau gefunden – die Eltern von Lena. Beiden hat man die Kehle durchgeschnitten. Dem Mann zusätzlich die Genitalien abgeschnitten. Klar ist: Hier geht es um einen Vater, der seine Tochter missbraucht hat. Doch woher wusste der Mörder das?

Lena, die den Mörder ins Haus gelassen hat, weil sie dachte, es sei der Weihnachtsmann, war von ihm mit einem Keks betäubt worden. Auf der Wache fragt sie nach ihrer Puppe Senta. Die hat sie von einer alten Frau geschenkt bekommen, genau, Sie ahnen es schon – von Frieda. Senta ist eine Smart-Puppe. Sie kann nicht nur aufnehmen und “hören”, was in einem Zimmer gesprochen oder eben getan wird. Über eine App kann man auch etwas einsprechen – die Puppe “sagt” es dann in ihrer eigenen, weiblichen Stimme.

Im Gespräch mit der Psychologin finden die Komissare heraus, was in Lena, dem Kind, das den Mord an seinen Eltern überlegt hat, beschäftigt: Foto: <span>BR/Hendrik Heiden</span>
Im Gespräch mit der Psychologin finden die Komissare heraus, was in Lena, dem Kind, das den Mord an seinen Eltern überlegt hat, beschäftigt: Foto: BR/Hendrik Heiden

Frieda hat 24 Puppen in Österreich gekauft und sie an 23 Kinder verschenkt. Eine hat sie selbst behalten. Senta hat den Missbrauch an Lena über ihre Aufnahmefunktion gehört. Sie hat von Lena den Code der Alarmanlage abgefragt und ihr gesagt, dass in der Nacht der Weihnachtsmann kommen und sie von ihrem Leid – was sie nicht sagte, von ihren Eltern – befreien würde. Der Weihnachtsmann kam und hatte die Machete im Sack.

Wie im Gruselfilm und doch ganz anders

Frieda war Mitglied bei den Anonymen Opfern von Vergewaltigung. Hier finden die Kommissare Zugang zu einer Gruppe von Menschen, die teils durch Rachefantasien geleitet, ihrem Kummer Luft machen. Einen Mann erkennen sie von den Überwachungsaufnahmen aus dem Haus wieder: Hasko. Er gebärdet sich ähnlich wie der Weihnachtsmann. Und die Jagd nach ihm beginnt. Doch ist Hasko wirklich der wahre Täter? (Nein)

Der Münchner Tatort bedient zwar die vermeintlichen Klischees eines Gruselfilms, – Mann mit Maske, sprechende Puppe mit starren Augen – tut das aber so gekonnt, unterlegt mit theatralischer Musik, dass dem zart besaiteten Zuschauer schon ein kalter Schauer über den Rücken laufen kann. Die absolut radikale Gewalt bei der Ermordung zweier Menschen verbessert dieses Gefühl nicht gerade.

Am Ende ist nicht nur klar, dass die smart Puppe Senta aus gutem Grund nicht in Deutschland, sondern nur in Österreich verkauft werden darf, weil sie zu leicht manipuliert werden kann, sondern, dass auch Menschen sich für ein ehernes Ziel gern manipulieren lassen. Gern den Kopf hinhalten und sogar morden würden, um der Gerechtigkeit, ihrer Meinung nach, Genüge zu tun. Ein starker Tatort, in dem bis zum Ende nicht ganz klar ist, wer tatsächlich Haskos Komplize ist.

Auch diese Meldungen rund um den Tatort könnten Sie interessieren: