Zehntausende Demonstranten auf den Kanaren protestieren gegen Massentourismus

Auf den Kanarischen Inseln haben am Wochenende zehntausende Menschen gegen den Massentourismus demonstriert. Sie machten ihrem Ärger mit Sprechchören und Trillerpfeifen Luft, auf Transparenten standen Slogans wie "Respektiert meine Heimat". (DESIREE MARTIN)
Auf den Kanarischen Inseln haben am Wochenende zehntausende Menschen gegen den Massentourismus demonstriert. Sie machten ihrem Ärger mit Sprechchören und Trillerpfeifen Luft, auf Transparenten standen Slogans wie "Respektiert meine Heimat". (DESIREE MARTIN)

Auf den Kanarischen Inseln haben am Wochenende zehntausende Menschen gegen den Massentourismus protestiert. Unter dem Motto "Die Kanarischen Inseln haben Grenzen" gingen in den großen Städte der sieben spanischen Urlaubsinseln nach Angaben des Vertreters der spanischen Zentralregierung auf den Inseln am Samstag rund 57.000 Menschen auf die Straße. Sie machten ihrem Ärger mit Sprechchören und Trillerpfeifen Luft, auf Transparenten standen Slogans wie "Die Kanaren sind nicht zu verkaufen", "Tourismus-Moratorium" oder "Respektiert meine Heimat".

Die Polizei hatte zunächst von etwa 20.000 Protesteilnehmern gesprochen. Zu den Kundgebungen hatten rund 20 umweltpolitischen und sozialen Gruppen aufgerufen. Die Organisatoren der Proteste kritisieren, dass der Tourismus auf den Kanaren in seiner heutigen Form schädlich für die Inselbewohner und die Umwelt sei. Sie verlangen daher, dass die Behörden die Zahl der Touristen begrenzen und haben die Einführung einer Umweltsteuer sowie ein hartes Durchgreifen gegen den Verkauf von Immobilien an Nicht-Insulaner vorgeschlagen.

"Wir sind nicht gegen den Tourismus", sagte die Demonstrantin Rosario Correo dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVE. "Wir fordern nur, dass sie das aktuelle Modell ändern, das ein unbegrenztes Wachstum des Tourismus zulässt." Der Demonstrant Alfonso Boullon pflichtete ihr bei: "Die Regierung und die Regionalführungen der Inseln müssen dieses korrupte Modell eines niemals endenden Wachstums beenden, das auf der Zerstörung der Umwelt beruht und nur die Wirtschaft schwächt."

Konkret forderten die Demonstranten einen Baustopp für zwei neue Hotels auf Teneriffa, die größte und touristisch am stärksten erschlossene der sieben Kanareninseln. Außerdem verlangten sie, dass die Insulaner ein Mitspracherecht bei Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Tourismus bekommen.

"Wir haben genug von der Überfüllung, den niedrigen Löhnen, den fehlenden Häusern und davon, dass unser Land von Ausländern gekauft wird", sagte die 59-jährige Lehrerin Nieves Rodrigues Rivera gegenüber AFPTV. Der 22-jährige Student Antonio Samuel Díaz García beklagte, dass durch die steigende Zahl an Ferienwohnungen die Mieten in die Höhe getrieben würden.

Auf dem spanischen Festland fanden in der Hauptstadt Madrid und in der katalanischen Metropole Barcelona Solidaritätskundgebungen statt. Vergangene Woche waren mehrere Aktivisten der Protestbewegung "Kanaren-Ausverkauf" sogar in einen Hungerstreik gegen den Massentourismus getreten.

Auf den vor Nordafrika gelegenen Inseln mit ihren sonnigen Stränden und Vulkanlandschaften leben insgesamt rund 2,2 Millionen Menschen. Vergangenes Jahr besuchten 16 Millionen Touristen die Kanaren. Jeder vierte Bewohner der Inselgruppe arbeitet im Tourismus, der Wirtschaftszweig macht auf den Kanaren 36 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.

Auch für Spanien insgesamt spielt der Tourismus mit einem BIP-Anteil von immerhin 12,8 Prozent eine wichtige Rolle. Es ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt, vergangenes Jahr kamen 85 Millionen Touristen.

In den vergangenen Monaten haben allerdings die Proteste gegen den Tourismus im ganzen Land zugenommen. Die Behörden suchen daher nach Wegen, die Einwohner stärker vor den negativen Auswirkungen des Tourismus zu schützen, ohne die wichtigen Einnahmen aus dem Wirtschaftszweig zu schmälern.

ma/bfi