Traditions-Kino auf den Pariser Champs-Elysées macht nach 90 Jahren dicht

Auf den Pariser Champs-Elysées hat am Donnerstag das Kult-Kino UGC Normandie nach 90 Jahren dichtgemacht - aus Sicht von Kritikern ein weiteres Zeichen dafür, dass es auf dem Prachtboulevard nur noch um Kommerz und Luxusartikel geht. (Sami KARAALI)
Auf den Pariser Champs-Elysées hat am Donnerstag das Kult-Kino UGC Normandie nach 90 Jahren dichtgemacht - aus Sicht von Kritikern ein weiteres Zeichen dafür, dass es auf dem Prachtboulevard nur noch um Kommerz und Luxusartikel geht. (Sami KARAALI)

Auf den Pariser Champs-Elysées hat das Kult-Kino UGC Normandie nach 90 Jahren dichtgemacht - aus Sicht von Kritikern ein weiteres Zeichen dafür, dass es auf dem Prachtboulevard nur noch um Kommerz und Luxusartikel geht. Bei der letzten Vorstellung wurde am Mittwochabend "La La Land" mit Emma Stone und Ryan Gosling gezeigt - eine Hommage an Hollywood-Musical-Filme vergangener Zeiten. Regisseur Damien Chazelle richtete eine Video-Botschaft an die Zuschauer in dem ausverkauften Saal.

Das Filmtheater begründete seine Schließung mit einer saftigen Mieterhöhung. Das Gebäude, in dem sich das Kino befand, gehört der katarischen Monarchenfamilie. Zuvor mussten auf den Champs-Elysées bereits die bekannten Kinos George V und Gaumont Marignan schließen. Kinositze, Dekoration und die großen Lettern der Fassade des UGC Normandie sollten am Donnerstag versteigert werden. Der Erlös soll für Filmvorführungen auf Kinder-Krankenstationen verwendet werden.

Der Filmjournalist Mehdi Omais sagte über das UGC Normandie: "Dieser Raum war eine Erweiterung meines eigenen Lebens, es war ein Freund und ein Verbündeter." Es sei "herzzereißend, es schließen und diese Straße einen Kino-Friedhof werden zu sehen".

Auch Kinogänger Yann Raffin empfand "Trauer" und "Ärger" über die Kino-Schließung. "Diese Avenue verwandelt sich in eine für Ultra-Reiche reservierte Straße", sagte er mit Blick auf die Champs-Elysées.

Im UGC Normandie hatten immer wieder glamouröse Premierenfeiern stattgefunden. Es war eines von mehreren Kinos, die den Prachtboulevard Champs-Elysées in den 60er und 70er Jahren zu einem Anziehungspunkt für Film-Fans machten. Für die Pariser hat die Straße schon seit längerem keine große Anziehungskraft mehr - auf der Einkaufsmeile breiten sich immer mehr Flagship-Stores aus und es sind vor allem Touristen unterwegs.

Paris bleibt aber weiterhin eine Stadt der Kinogänger: Es gibt hier mehr Kinos pro Kopf als irgendwo sonst.

yb/gt