TV-Kolumne „Politik vor Ort“ - Bei Trump, Wagenknecht und ihrem Styling gibt Baerbock die Achselzuck-Ministerin

Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen), spricht beim Talkformat „Politik vor Ort“.<span class="copyright">dpa</span>
Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen), spricht beim Talkformat „Politik vor Ort“.dpa

Gerne gibt sie anderen Regierungen ungefragt Ratschläge. Ebenso gerne weicht die Grüne Annalena Baerbock aus, wenn es um die aktuelle Wahlschlappe ihrer Partei geht. Lieber spricht sie über Kinder, das Trampolin und eine ihrer alten Jacken.

Gerade haben die Grünen ein spektakulär schlechtes Ergebnis bei der Europawahl vorgelegt, vor allem bei den Jüngeren und Erstwählern verlor die Partei dramatisch. Auch die Bewertungen für einzelne Regierungsmitglieder sind nicht schmeichelhaft. Mehr als Hälfte der Deutschen sehen etwa die Arbeit der grünen Außenministerin Annalena Baerbock sehr negativ.

Ist Olaf Scholz inzwischen ein Konjunktiv-Kanzler, der einfache Fragen mit Vorliebe kryptisch beantwortet, kann man Annalena Baerbock getrost als Achselzuck-Außenministerin titulieren. Kritik prallt an ihr ab – und wird meist noch mit einem Gegenvorwurf gekontert.

Das Trampolin hat es gezeigt: Wer hoch springt, fällt schnell wieder tief

Das wirkt arrogant. Dabei müsste Baerbock bei ihrer Sportlerlaufbahn auf dem Trampolin eines gelernt haben: Wer hoch springt, fällt schnell wieder tief.

Über den Sport spricht sie übrigens gern. Über die Mentalität, die sie dabei gewonnen hat. Sogar über Fußball redet sie. Der motiviert sie sogar zu einer klaren Aussage. Wie geht am Samstag das Spiel Deutschland gegen Dänemark aus? „2:0 für Deutschland.“ Wenigstens da eifert Achselzuck-Außenministerin nicht dem Konjunktiv-Kanzler nach.

Eine zweite direkte Antwort hat die grüne Ministerin noch: „Hält die Ampel durch?“, ist die Frage. „Natürlich!“, sagt Baerbock.

Der Zauberstab von Trump und der Slalomlauf von Baerbock

„Politik vor Ort“ heißt der Talk, den der ARD-Sender NDR als Livestream überträgt. Annalena Baerbock soll auch Fragen beantworten, die das Publikum zuvor eingereicht hat. Das könnte eine Chance sein, sich „vor Ort“ vor den Wählern zu positionieren.

Tatsächlich gerät es bei ihr, um im Sport zu bleiben, zu einem Slalomlauf. Was sagt die Außenministerin zum US-TV-Duell in der Nacht zuvor zwischen Biden und Trump? „Wir mischen uns nicht ein in Wahlkämpfe.“

Kann Trump den Krieg in der Ukraine wirklich beenden, wie er im Fernseh-Duell behauptet hat? „Wenn er einen Zauberstab hat“, weicht Baerbock aus und kurvt hinüber ins große Allgemeine.

Am meisten interessiert die Fragensteller der Krieg in der Ukraine. Wann werden die Friedensverhandlungen fruchten? Baerbock holt zu einer langen historischen Einordnung aus. Um dann doch nur sagen zu können: „Man weiß es nicht.“

Koalition mit Sahra Wagenknecht – darüber macht sich Baerbock keine Gedanken

Und weiter geht der sportlich flexible Auftritt der Achselzucken-Außenministerin. „Xi als Diktator zu bezeichnen“, fragt Moderatorin Eva Quadbeck, „ist Ihnen das rausgerutscht?“ Baerbock macht die Teflon-Figur: „Es gibt Momente, in denen man Dinge mal laut oder leise formuliert.“

Wie analysiert die Außenministerin die Europa-Pleite der Grünen? Auf die Frage nach der Wahlschlappe geht Baerbock lieber gar nicht ein. Wenigstens erfährt der Zuschauer von ihr, dass die Rechtsextremen nicht in die Mehrheit gekommen sind.

Eine Frau aus dem Publikum will da mehr wissen. Baerbock versucht es: „Ein Punkt, und der beschäftigt mich sehr: Wie können wir gerade bei jungen Menschen erreichen, dass sie merken, wir machen schon das Richtige.“ Würde sie eine Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht wagen? „Da hab‘ ich mir noch nie Gedanken gemacht.“

Bei TikTok haben die Grünen komplett versagt

Nur an einem Punkt nimmt sie die Kritik offen an. Aber da geht es ja auch nur um die Kommunikation, und die ist nach Darstellung der Ampelregierung schuld, dass die großartige Politik nicht als großartig wahrgenommen wird. „Wir haben vollkommen den Diskussionsraum verloren“, sagt die Außenministerin über TikTok, „dann sind die Debatten auch verloren.“

Nicht auf Knopfdruck weinen und das teure Styling

Die Moderatorinnen versuchen, zumindest noch etwas über den Menschen Baerbock zu erfahren. Warum sie geweint habe, als Marcel Reif im Bundestag über das Schicksal seines jüdischen Vaters in Nazi-Deutschland gesprochen hat? „Ich bin ein Mensch, ganz einfach“, gibt Baerbock zur Antwort und sagt weiter: „Wenn ich auf Knopfdruck weinen könnte, wäre ich Schauspielerin geworden.“

Wobei der Mensch Baerbock sich für seine Auftritte in der Öffentlichkeit aufwändig inszenieren lässt. Ob ihre hohen Ausgaben fürs Styling gerechtfertigt sind, will man wissen. Der Zuschauer sieht dazu ein Foto.

Der Mensch Baerbock mutiert schnell wieder zur Achselzuck-Ministerin. „Wenn ich die Jacke da sehe“, sagt sie und es klingt durchaus schnippisch: „Diese Jacke habe ich schon seit zehn Jahren.“