Uefa-Pläne für Deutschland - Vegane Kost, Unisex-Toiletten, Meldestelle – so „woke“ wird die Fußball-EM 2024

Für die kommende Fußball EM gelten besondere Regeln.<span class="copyright">Getty Images</span>
Für die kommende Fußball EM gelten besondere Regeln.Getty Images

Die UEFA verfolgt eine klare Strategie zur Förderung von Klimaschutz, Diversität und Nachhaltigkeit während der Fußball-EM 2024 in Deutschland. Mit welchen Maßnahmen wird versucht, die gesetzten Ziele zu erreichen?

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, heißt es oft. Das hat man – zumindest in Bezug auf die deutsche Nationalmannschaft – bereits bei der WM 2022 in Katar gesehen, als sich das Team um Kapitän Manuel Neuer mehr für Regenbogen-Armbinden und politisch korrektes Auftreten interessierte als für seine eigentliche Aufgabe: Spiele zu gewinnen.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass der Sport bei Großturnieren immer mehr in den Hintergrund gerät und stattdessen von gesellschaftspolitischen Debatten etwa über Klimaschutz und Menschenrechte überlagert wird. Die Vorbereitungen auf die Fußball-Europameisterschaft 2024 , die in einigen Monaten  in Deutschland angepfiffen wird, verstärken diesen Eindruck.

Die UEFA will in Deutschland die „nachhaltigste Europameisterschaft aller Zeiten“ veranstalten

Der europäische Fußballverband UEFA hat eine Strategie entwickelt, mit der er die EM 2024 „zur nachhaltigsten Fußball-Europameisterschaft aller Zeiten“ machen will. Das Turnier soll ein „Vorbild für globale Veranstaltungen dieser Art“ werden. Fragen des Umweltschutzes gehörten zu den „wichtigsten Prioritäten für die Organisation der Veranstaltung“, heißt es unmissverständlich.

Auf 36 Seiten skizziert die UEFA ihre Pläne. Zu den Zielen und Maßgaben gehören unter anderem:

  • Die Einrichtung von geschlechtsneutralen Toiletten in  allen Stadien, sogenannten Unisex-Toiletten. Diese können von allen Personen genutzt werden, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Zugehörigkeit. Eine Geschlechtertrennung findet hier nicht statt.

  • Das Angebot von veganem und vegetarischem Essen in allen Stadien. Überall soll es „gesunde Optionen für Lebensmittel und Getränke“ geben.

  • Zigaretten-Verbot in den Stadien („Nichtraucherpolitik“).

  • Das strikte Wassersparen etwa in Toiletten. Dort soll möglichst „Grauwasser“ verwendet werden, also fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, das durch Aufbereitung erneut genutzt werden kann.

  • Die Senkung des Stromverbrauchs und der Einsatz erneuerbarer Energien in den Stadien. So soll die Dauer der Flutlichtbeleuchtung vor und nach dem Spiel verkürzt werden, ebenso wie der Stromverbrauch im Internationalen Medienzentrum.

UEFA will für Umwelt- und Klimaschutz das „Bewusstsein schärfen“

  • Die Vermeidung bzw. Reduzierung von Abfall . So soll es in und um die Stadien verpackungsfreie oder verpackungsarme Produkte sowie wiederverwendbare Becher oder umweltfreundliche Becher geben.

  • Die Reduzierung der CO2-Belastung durch Zuschauer, Organisatoren und Teams durch klimaschonende Anreise zu den Spielorten mit Zug, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrad.  Die Mannschaftsflotten (Autos, Busse, Transporter) müssen emissionsarm sein. Im Konzept steht: „Jede Mannschaft muss einen Plan zur Reduzierung der Emissionen umsetzen.“

  • Alle Stadien sollen über eigene Fahrrad-Abstellplätze verfügen und Fußwege ausweisen, damit möglichst viele Zuschauer zu Fuß oder mit dem Rad ins Stadion kommen.

  • Die Vorbeugung und Bekämpfung aller Formen von Diskriminierung in den Stadien. So sollen „Meldestellen“ für Mitarbeiter, Freiwillige und Zuschauer eingerichtet werden.

  • Die Förderung von „Diversität und Inklusion“ bei der Einstellung von Arbeitskräften und Freiwilligen für die EM. Es soll das Motto gelten „Gleicher Zugang und gleiche Chancen“ für alle. Eingestellte Mitarbeiter müssen „Vielfalt und Integration befürworten“.

  • Die Einführung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Kampagne. Man will bei allen EM-Teilnehmern und Zuschauern das „Bewusstsein schärfen“, Umwelt und Klima zu schützen. Zur Abfederung der „unvermeidbaren Emissionen im Zusammenhang mit dem Turnier“ soll Geld in einen Klimafonds investiert werden.

  • Das konsequente Eintreten für Menschenrechte . Die UEFA wolle sich „bemühen, das EM-Turnier in Übereinstimmung mit den internationalen Menschenrechtsprinzipien zu organisieren“.

Nancy Faeser voller Lob für die UEFA-Pläne

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die bei der Fußball-WM in Katar mit der „One Love“-Armbinde als Symbol für Toleranz und gegen Diskriminierung aufgetreten war und dafür auch massive Kritik erntete, begrüßte die UEFA-Pläne: „Ich freue mich sehr, dass wir entlang dieser Werte eine nachhaltige EURO 2024 ausrichten werden.“

Schon 2021 hatten UEFA und Deutscher Fußball-Bund (DFB) einen ähnlichen Aktionsplan vorgestellt. Darin werden unter anderem „Gesunde Speisen und Getränke“ während der EM empfohlen. Konkret: „Alkoholfreie, vegane, gluten-, laktose- bzw. nussfreie Speisen“.

Bei der Entwicklung der EM-Strategie wolle man sehr eng „mit bestimmten Interessenträgern“ zusammenarbeiten, was von „herausragender Bedeutung“ für ein Gelingen des Turniers sei, heißt es in dem Papier.

Unter den aufgeführten „Interessenträgern“ befinden sich Verbände und Organisationen wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, der Naturschutzbund Deutschland, die Stiftung Weltethos, der Rat für Nachhaltige Entwicklung, der Deutsche Naturschutzring, der Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen sowie die Bundeszentrale für politische Bildung.