Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Montag
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.
Dieser Newsticker wird fortlaufend aktualisiert.
Nach Angriff auf Militärzeremonie in Ukraine: 19 Tote bestätigt
Odessa: Russland greift Hafenanlagen und Museum an - Acht Verletzte
Selenskyj: Geben Putin nicht unsere Freiheit
Ukraine will Militärdienst reformieren
Weiter schwere Kämpfe um Awdijiwka in Ostukraine
Russland schießt Interkontinentalrakete von neuem Atom-U-Boot ab
Die aktuelle Newslage:
+++ Nach Angriff auf Militärzeremonie in Ukraine: 19 Tote bestätigt +++
Wenige Tage nach dem russischen Raketenschlag auf eine Zeremonie im ukrainischen Frontgebiet hat das ukrainische Militär die Zahl der getöteten Soldaten mit 19 angegeben. Derzeit finde eine Prüfung aller Umstände der Tragödie statt, schrieb die 128. Gebirgsjägerbrigade auf Telegram. Nach dem Angriff am vergangenen Freitag hatten ukrainische Medien zunächst von wohl mehr als 20 Toten geschrieben. Laut ukrainischem Militär schlug eine russische Rakete vom Typ Iskander ein, als die Soldaten gerade an einer Ehrung zum Tag der Artillerie teilnahmen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie Verteidigungsminister Rustem Umjerow kündigten eine Untersuchung an. In sozialen Netzwerken gab es scharfe Kritik an der Militärführung - es wurde kritisiert, dass eine solche Zeremonie im Frontgebiet überhaupt zugelassen war.
Kritisiert wurde auch, dass die Behörden und der Minister den verheerenden Angriff erst am Wochenende bestätigt hätten, nachdem die Informationen schon recht lange in sozialen Netzwerken und schließlich auch in den Medien kursierten. In der Heimatregion der Soldaten im Gebiet Transkarpatien wurde eine dreitägige Trauer angesetzt.
+++ Protest gegen Konkurrenz aus Ukraine: Polnische Lkw blockieren Grenze +++
Aus Protest gegen billigere Konkurrenz aus der Ukraine haben polnische Transportunternehmer mehrere Grenzübergänge in das Nachbarland blockiert. Wie die polnische Polizei der Nachrichtenagentur PAP mitteilte, ließen die Protestierenden am Montag zwar Pkw durchfahren, hinderten aber ukrainische Lastwagen an der Durchreise. Nur ein Lastwagen pro Stunde werde durchgelassen, hieß es.
Den Unternehmen geht es um die billigere Transportleistung der ukrainischen Konkurrenz. Die Blockierer fordern nach Angaben von PAP unter anderem, dass ukrainischen Transporteuren der Gütertransport nach und durch Polen nur mehr mit eigener Genehmigung erlaubt werden soll. Ausnahmen soll es lediglich für humanitäre Hilfen und Lieferungen für die ukrainische Armee geben. Auch sollten die Lizenzen überprüft werden, die nach Beginn der russischen Invasion im Nachbarland an neu gegründete ukrainische Transportfirmen vergeben wurden.
Zudem beklagen die polnischen Unternehmer ihrerseits Benachteiligungen in der Ukraine. Um von dort Waren nach Polen transportieren zu dürfen, müsse man sich in der Ukraine erst elektronisch registrieren. Das bedeute derzeit eine Wartezeit von bis zu zwölf Tagen. Auf der polnischen Seite gebe es hingegen keine solche Registrierungspflicht, beklagte einer der Organisatoren des Protests gegenüber der PAP.
Der ukrainische Botschafter in Polen, Wassyl Swarytsch, verurteilte die Protestaktion beim Kurznachrichtendienst X als «schmerzhaften Stoß von hinten». Gefährdet seien auch die sogenannten «Solidaritätskorridore» für die erleichterte Getreideausfuhr in die EU und zu Ostseehäfen. Der Diplomat forderte das Ende der Aktion. Der ukrainische Grenzschutz warnte am Montag in Verbindung damit vor Verzögerungen an drei größeren Grenzübergängen zu Polen.
Blokowanie dróg do przejść granicznych 🇵🇱 z 🇺🇦 w Hrebennym, Dorohusku, Korczowej przez polskich przewoźników to bolesny cios w plecy Ukrainy, cierpiącej od agresji rosyjskiej. Zagrożone są korytarze solidarnościowe między Ukrainą a UE. Apelujemy o zaprzestanie blokady granicy!
— Vasyl Zvarych (@Vasyl_Zvarych) November 6, 2023
+++ Odessa: Russland greift Hafenanlagen und Museum an - Acht Verletzte +++
Die russische Armee hat die südukrainischen Regionen Cherson und Odessa in der Nacht zum Montag mit Raketen- und Drohnenangriffen überzogen. Besonders die Hafenstadt Odessa geriet dabei ins Visier der Angreifer: Bei Drohnenangriffen auf Hafenanlagen und Raketenbeschuss der Innenstadt wurden nach Angaben des Militärgouverneurs Oleh Kiper mindestens acht Menschen verletzt. In der Innenstadt wurden zudem 20 mehrstöckige Wohnhochhäuser und das Nationale Kunstmuseum beschädigt. Das zum UNESCO-Weltkulturerbe deklarierte Museum begeht an diesem Montag sein 124-jähriges Bestehen.
Moskau soll nach Angaben des ukrainischen Militärs Marschflugkörper vom Typ Oniks, Raketen vom Typ Iskander-M und sogenannte Kamikaze-Drohnen iranischer Bauart von der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus abgefeuert haben. Demnach seien 15 von 22 Drohnen abgefangen worden.
Auch die südukrainische Region Cherson wurde zum Ziel russischer Angriffe. Verletzt wurde in der Nacht dort jedoch niemand. Nach Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko warfen die Russen in den vergangenen 24 Stunden 87 gelenkte Flugbomben über der Region ab - eine Rekordmenge seit dem Beginn der russischen Invasion vor mehr als 20 Monaten. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
+++ Kasachstan kündigt Putin-Besuch an +++
Die zentralasiatische Republik Kasachstan erwartet den russischen Präsidenten Wladimir Putin an diesem Donnerstag zu einem Besuch. In der Hauptstadt Astana werde Putin sich mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew treffen und «Fragen strategischer Partnerschaft» besprechen, teilte das kasachische Präsidialamt am Montag mit. Erst Anfang Oktober war Tokajew zu Putins 71. Geburtstag in Russland gewesen.
Das ölreiche Nachbarland Kasachstan ist für Moskau angesichts des eigenen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der deshalb verhängten westlichen Sanktionen besonders wichtig geworden. Zwar ist die Ex-Sowjetrepublik traditionell ein Partner Russlands. Zugleich aber äußerte sich Präsident Tokajew in den vergangenen Monaten immer wieder verhalten zum Krieg gegen die Ukraine und bekräftigte, sein Land unterstütze das Sanktionsregime der EU und anderer Staaten. Darüber hinaus suchen westliche Länder zunehmend die Annäherung mit der zentralasiatischen Republik: Erst Anfang November etwa war Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zu Besuch in Astana.
Für Putin ist der Besuch in Kasachstan eine weitere Auslandsreise, nachdem der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) im März wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hatte. Ebenso wie Kirgistan und China, wohin Putin im Oktober reiste, hat aber auch Kasachstan das so genannte Römische Statut des IStGH nicht ratifiziert, weshalb dem Kremlchef dort keine Festnahme droht.
+++ Selenskyj: Geben Putin nicht unsere Freiheit +++
Trotz militärischer Rückschläge und Ausrüstungsdefizite hält die ukrainische Führung am Ziel der vollständigen Befreiung des Landes von den russischen Besatzern fest. «Wir sind nicht bereit, dem verdammten Terroristen Putin unsere Freiheit zu geben», sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag in einem NBC-Interview über Kremlchef Wladimir Putin. Zugleich rief er seine Landsleute auf, zusammenzuhalten und zuversichtlich zu bleiben.
«An die Ukraine zu glauben bedeutet zu wissen, dass die Ukraine und die Ukrainer ihre Unabhängigkeit bewahren können, sie bewahren werden und sie zurückerhalten werden», sagte er am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. «Aber genau wie nach dem 24. Februar (dem Beginn der russischen Invasion 2022) kann dies nur gemeinsam geschehen - und nur gemeinsam, in Einigkeit, in Sorge um den Staat, um die Menschen neben Ihnen, um die Ukrainer, wo immer sie sind.»
+++ Bryan Adams erschüttert über Kriege: Geschichte wiederholt sich +++
Rockmusiker Bryan Adams (64) stimmen die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten nachdenklich. «Es ist natürlich erschütternd, was gerade passiert und es frustriert mich, dass man so hilflos ist», sagte Adams der Deutschen Presse-Agentur. «Gleichzeitig kann ich mich als zweifacher Vater auch nicht einfach zurücklehnen und nichts dazu sagen. Aber wie sagt man heutzutage etwas, ohne gecancelt zu werden? Es ist sehr schwer.»
Der kanadische Sänger («Run To You», «Summer Of 69») veröffentlichte im Frühjahr die Antikriegs-Ballade «What If There Were No Sides At All». «Ich habe das Lied schon vor ein paar Jahren geschrieben, als es einen anderen Zusammenstoß im Nahen Ost gab. Ich habe mich gefragt, warum das immer weitergeht. Es nimmt kein Ende.»
Adams sang bereits 1991 den Antikriegs-Song «Don't Drop That Bomb On Me». Er habe das Gefühl, er müsse als Künstler etwas zu dem Thema sagen. «Aber es hat sich nichts geändert. Man könnte meinen, dass wir aus der Geschichte lernen. Stattdessen wiederholt sich die Geschichte immer wieder.»
+++ Selenskyj beklagt russische Lufthoheit +++
Selenskyj beklagte Defizite in der Flugabwehr seines Landes sowie die Lufthoheit der russischen Streitkräfte. «Russland kontrolliert den Himmel», sagte er im Interview des US-Sender NBC. Die Ukraine brauche eine bessere Luftverteidigung, sagte er mit Blick auf die von ihm geforderten Kampfflugzeuge aus westlicher Produktion. «Gebt uns die Mittel, uns mit Russland am Himmel zu messen.» Die ukrainische Armee benötige auch Drohnen und Waffen zur Abwehr solcher Flugkörper.
Sobald am Himmel eine Art Gleichgewicht hergestellt sei, könnten die ukrainischen Bodenstreitkräfte vorrücken. «Wir können nicht einfach angreifen wie die russischen Streitkräfte», sagte Selenskyj, denn Russland werfe seine Soldaten ohne Rücksicht auf eigene Verluste in den Kampf. «Wir brauchen unsere Soldaten.»
Selenskyj bekräftigte seine Position, dass es mit Russland aktuell keine Verhandlungen geben könne. «Es gibt keinen Dialog mit Terroristen», betonte er. «Ihr Wort ist nichts wert, sie wollen nur zerstören und töten.» Die Ukraine werde ihren Kampf gegen Putins Truppen fortsetzen.
+++ Ukraine will Militärdienst reformieren +++
Inmitten des Verteidigungskriegs plant der ukrainische Verteidigungsminister Rusten Umjerow eine komplette Reform des Militärdienstes innerhalb der nächsten fünf Jahre. Nach dem am Sonntag veröffentlichten Konzept, das «eine strategische Vision für die Entwicklung der militärischen Personalpolitik» darstelle, sollen die ukrainische Streitkräfte künftig zu einem Vertrags-Militärdienst übergehen. Bei Rekrutierung und späterer Laufbahn der Soldaten soll deren vorherige Ausbildung berücksichtigt werden. Auch eine berufliche Gleichstellung der Geschlechter innerhalb der Streitkräfte werde angestrebt.
Ziel des Konzepts sei, den Personalbedarf der - Russland zahlenmäßig weit unterlegenen - Streitkräfte zu decken. Daneben soll es der ukrainischen Armee möglich werden, «sich in den euro-atlantischen Sicherheitsraum zu integrieren und die Interoperabilität der ukrainischen Streitkräfte mit den Streitkräften der Nato-Mitgliedstaaten zu gewährleisten».
+++ Weiter schwere Kämpfe um Awdijiwka in Ostukraine +++
Russische Truppen unternahmen derweil nach Angaben ukrainischer Militärs am Sonntag erneut mehrere Vorstöße in Richtung der ostukrainischen Stadt Awdijiwka. Dabei seien über 400 russische Soldaten getötet und zwölf gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden, teilte der für diesen Frontabschnitt zuständige Kommandeur Olexandr Tarnawskyj auf Telegram mit. Die russischen Angriffe, unterstützt von Kampfflugzeugen und Artillerie, seien abgewehrt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nahe Awdijiwka verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zu den von Moskau unterstützten Separatisten. Aktuell ist die zu großen Teilen zerstörte Stadt bereits von drei Seiten von russischen Truppen umgeben. Die russisch kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk liegt nur wenige Kilometer südlich von Awdijiwka.
Am Sonntagabend wurde auch die Hafenstadt Odessa im Süden des Landes angegriffen. Nach Angaben des ukrainischen Fernsehens wurde die Flugabwehr aktiv, um russische Luftangriffe abzuwehren. Zu etwaigen Schäden oder Opfern der Angriffe lagen zunächst keine Angaben vor.
+++ Russland schießt Interkontinentalrakete von neuem Atom-U-Boot ab +++
Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben erfolgreich eine mit Atomsprengköpfen bestückbare Interkontinentalrakete vom Typ Bulawa (Nato-Code: SS-N-32) getestet. Die Rakete sei unter Wasser von dem neuen Atom-U-Boot «Zar Alexander III.» aus dem östlich von Finnland gelegenen Weißen Meer abgeschossen worden und auf einem Übungsgelände der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka eingeschlagen, teilte das Ministerium am Sonntag mit.