Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Nachrichtenticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Russische Luft- und Artillerieangriffe auf Cherson

  • Umfrage: Mehrheit steht hinter Nein des Kanzlers zu Taurus-Raketen

  • Selenskyj: Müssen Terror weltweit bekämpfen

  • Putin: Russland verbessert Positionen im Kriegsgebiet in Ukraine

  • Grünen-Chef Nouripour: Beistand für die Ukraine nicht vergessen

  • London: Russische Schwarzmeerflotte in der Defensive

  • Ukraine erhält Patriots für Schutz Odessas

  • Selenskyj mahnt Vorbereitung auf den Winter an

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Russische Luft- und Artillerieangriffe auf Cherson +++

Die südukrainische Stadt Cherson ist am Sonntag wiederholt von russischen Kampfflugzeugen und Artillerie angegriffen worden. Die Stadt am Ufer des Dnipro werde von immer neuen Explosionen erschüttert, berichtete der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Roman Mrotschko. «Durch den feindlichen Beschuss wurden Elektrizitätsleitungen beschädigt und Häuser zerstört», schrieb er auf Telegram. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Russische Luftangriffe hatten am Morgen laut Mrotschko Objekte der Infrastruktur getroffen. Dadurch sei zeitweise die Versorgung mit Strom und Wasser ausgefallen.

Die russischen Streitkräfte hatten Cherson zu Beginn ihrer Invasion der Ukraine besetzt, mussten die Stadt dann im Verlauf einer Gegenoffensive russischer Truppen im Herbst vergangenen Jahres wieder räumen und sich über den Dnipro zurückziehen.

+++ Umfrage: Mehrheit steht hinter Nein des Kanzlers zu Taurus-Raketen +++

Eine Mehrheit der Deutschen unterstützt die Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), keine Marschflugkörper vom Typ Taurus in die Ukraine zu liefern. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur stellen sich 55 Prozent hinter das Nein des Kanzlers, nur 26 Prozent halten die Entscheidung für falsch.

Scholz hatte Anfang Oktober nach monatelanger Prüfung entschieden, vorerst keine der Präzisionswaffen mit einer Reichweite von 500 Kilometern in die Ukraine zu liefern. Er begründete das damit, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen werden könnte. Dahinter steckt die Befürchtung, dass auch russisches Territorium von den Taurus-Raketen getroffen werden könnte. Die Ukraine hatte bereits im Mai um die Waffen gebeten, um russische Stellungen weit hinter der Frontlinie angreifen zu können.

Die Union, aber auch einzelne Politiker der Koalitionsparteien Grüne und FDP hatten die Entscheidung kritisiert. Bei den Wählern aller im Bundestag vertretenen Parteien trifft sie aber überwiegend auf Zustimmung. Besonders groß ist die Unterstützung bei den Wählern der AfD (79 Prozent). Dahinter folgen die Anhänger der SPD (59 Prozent), FDP (57 Prozent), Union (53 Prozent) und der Linken (49 Prozent). Von den Wählern der Grünen halten 40 Prozent die Entscheidung für richtig und 34 Prozent für falsch.

Deutschland gilt als zweitwichtigster Waffenlieferant der Ukraine nach den USA und hat unter anderem bereits Kampfpanzer, schwere Artillerie und Flugabwehrsysteme für den Kampf gegen die russischen Angreifer zur Verfügung gestellt. In der Bevölkerung stößt das auf ein geteiltes Echo. 39 Prozent der von YouGov Befragten geht die militärische Unterstützung zu weit. 29 Prozent meinen, es würden genau im richtigen Ausmaß Waffen geliefert. 18 Prozent sind der Auffassung, die Bundesregierung sollte noch mehr Waffen bereitstellen.

+++ Selenskyj: Müssen Terror weltweit bekämpfen +++

Angesichts zunehmender internationaler Krisen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf weitere Unterstützung für sein von Russland angegriffenes Land gepocht. «Da sich der Terror weltweit ausbreitet, ist es wichtig, dass die Welt ein klares Signal sendet, dass die Terrorbekämpfung nirgends ins Wanken gerät», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Samstag. Er dankte mehreren westlichen Partnern, die in der vergangenen Woche Militärhilfe angekündigt hatten - darunter Belgien, das Kampfflugzeuge vom Typ F-16 zusagte.

Nach den Angriffen der Islamistenorganisation Hamas auf Israel ist in Kiew zuletzt die Sorge gewachsen, dass die internationale Unterstützung für die ukrainische Armee nachlassen könnte. Selenskyj warnte bereits in der vergangenen Woche bei einem Besuch in Brüssel davor, dass Russland das ausnutzen würde, um in seinem bereits seit fast 20 Monaten andauernden Angriffskrieg neue Kräfte zu sammeln.

+++ Putin: Russland verbessert Positionen im Kriegsgebiet in Ukraine +++

Kremlchef Wladimir Putin hat Kiews Gegenoffensive einmal mehr für «komplett gescheitert» erklärt und von einer Verbesserung der russischen Positionen in der Ukraine gesprochen. Auf dem gesamten Gebiet der «militärischen Spezialoperation», wie Putin seinen Krieg offiziell nennt, verbesserten die russischen Streitkräfte ihre Lage, sagte der Präsident dem Moskauer Staatsfernsehen. Die russischen Streitkräfte seien in einer Phase der «aktiven Verteidigung», sagte Putin in einem am Sonntag veröffentlichen Videoclip. Die Gefechte im Kriegsgebiet dauerten an.

Die Ukraine bereite an einzelnen Abschnitten der Front neue Kampfhandlungen und Offensivoperationen vor, sagte der Kremlchef. «Und wir werden darauf in entsprechender Weise reagieren», betonte er. Russland überzieht die Ukraine seit mehr als anderthalb Jahren mit einem beispiellosen Krieg.

Am Sonntag starben laut ukrainischen Angaben zwei Menschen durch russischen Beschuss eines Dorfes im Gebiet Charkiw in der Ostukraine. Der Generalstab in Kiew informierte über Dutzende Gefechte im Kriegsgebiet. Dagegen meldete das Verteidigungsministerium in Moskau den Abschuss von 27 ukrainischen Drohnen, die meisten davon in der russischen Grenzregion Kursk. Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Die Ukraine, die seit Beginn des russischen Einmarsches am 24. Februar 2022 um ihr Überleben und ihre Unabhängigkeit kämpft, verteidigt sich mit westlicher militärischer Unterstützung. Bei der laufenden Gegenoffensive will sie ihre von Russland besetzten Gebiete zurückerobern und hatte dabei auch vereinzelt Erfolge erzielt. Russland hatte sich unter Bruch des Völkerrechts die Regionen Saporischschja, Cherson, Luhansk und Donezk einverleibt, kontrolliert aber keines der Gebiete vollständig.

+++ Grünen-Chef Nouripour: Beistand für die Ukraine nicht vergessen +++

Auch Grünen-Chef Omid Nouripour mahnte, der Beistand für die Ukraine dürfe angesichts des Hamas-Angriffs auf Israel nicht vergessen werden. «Es gibt eine sehr große Sorge in der Ukraine, dass ihr Schicksal jetzt unter die Räder kommt», sagte Nouripour beim Parteitag der baden-württembergischen Grünen in Weingarten (Landkreis Ravensburg). Dies dürfe man nicht zulassen. «Der Beistand für Israel ist Verpflichtung - den Beistand für die Ukraine dabei nicht zu vergessen, ebenfalls.»

+++ London: Russische Schwarzmeerflotte in der Defensive +++

Die russische Schwarzmeerflotte setzt unterdessen laut britischen Erkenntnissen nach schweren Schlägen vornehmlich auf Defensive. «Sie hat viele ihrer prestigeträchtigen Bestandteile - darunter marschflugkörperfähige Schiffe und U-Boote - von Sewastopol in weiter östlich gelegene Operations- und Stützpunktgebiete wie Noworossijsk verlagert», teilte das britische Verteidigungsministerium mit.

Sewastopol auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ist eigentlich der Hafen der russischen Schwarzmeerflotte. Zuletzt war das Hauptquartier von ukrainischen Raketen getroffen worden, auch russische Kriegsschiffe in Sewastopol wurden immer wieder attackiert.

+++ Ukraine erhält Patriots für Schutz Odessas +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich in der von zahlreichen russischen Drohnen- und Raketenangriffen getroffenen Hafenstadt Odessa für die Waffenhilfe der Niederlande bedankt. Selenskyj erwähnte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem niederländischen Regierungschef Mark Rutte am Donnerstag vor allem die Stärkung der Flugabwehr und die erwartete Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen. Rutte versicherte in der südukrainischen Stadt, das von Russland angegriffene Land werde trotz des blutig eskalierten Konflikts im Nahen Osten weiter Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommen.

«Die Niederlande helfen der Ukraine beim Erhalt von Patrouillenbooten, damit das System des Getreidekorridors (im Schwarzen Meer) sicher bleibt», sagte Rutte im Hinblick auf den von Russland behinderten ukrainischen Getreideexport auf dem Seeweg. Der Niederländer besichtigte das bei einem russischen Luftangriff beschädigte Hotel Odessa am Hafen und ehrte gefallene ukrainische Matrosen mit Blumen. Außerdem besuchte er ein Militärhospital.

+++ Selenskyj mahnt Vorbereitung auf den Winter an +++

Selenskyj bedankte sich später auch in seiner täglichen Videobotschaft für die Flugabwehrwaffen vom Typ Patriot. «Es gibt eine Entscheidung bezüglich der Patriots - die Niederlande geben weitere Raketen», sagte Selenskyj am Freitag. Er habe mit Rutte bei dessen Besuch in Odessa auch über weitere Militärhilfe gesprochen. Bei den Gesprächen sei es speziell um den Schutz der Südukraine und der Getreidelieferungen über das Schwarze Meer gegangen.

Selenskyj nahm seine Botschaft in der Verklärungskathedrale auf, der größten orthodoxen Kirche in der Stadt, die im Juli 2023 durch einen russischen Raketenschlag schwer beschädigt wurde. Noch einmal mahnte er dabei an, den im Vorjahr durch russische Angriffe schwer getroffenen Energiesektor für den kommenden Winter zu wappnen. Zudem versprach er den «Wiederaufbau dessen, was durch russische Schläge zerstört wurde».

+++ USA: Nordkorea hat Moskau Waffen für Krieg gegen Ukraine geliefert +++

Nordkorea hat nach Angaben der US-Regierung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehr als 1000 Container mit militärischer Ausrüstung und Munition an Russland geliefert. Man gehe davon aus, dass Pjöngjang im Gegenzug auf hoch entwickelte russische Waffentechnologien baue, um das nordkoreanische Atomprogramm auszuweiten, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Nordkorea dürfte dabei vor allem auf Raketen, gepanzerte Fahrzeuge und Ausrüstung für die Herstellung ballistischer Raketen setzen, sagte Kirby. «Wir beobachten genau, ob Moskau Pjöngjang diese Materialien zur Verfügung stellen wird.» Man habe bereits beobachtet, dass Container von russischen Schiffen in Nordkorea abgeladen worden seien - möglicherweise mit ersten Materiallieferungen aus Russland. Gesichert sei das aber nicht, erklärte Kirby.

In der Vergangenheit hatten die USA und Verbündete wie Südkorea die beiden Staaten mehrfach mit Nachdruck vor einer Militärkooperation und Rüstungsgeschäften gewarnt. Jeder Waffenhandel Moskaus mit Pjöngjang würde gegen bestehende UN-Beschlüsse verstoßen, mahnten sie.

+++ Putin spricht nach neuem Pipeline-Schaden von Ablenkungsmanöver +++

Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnete derweil Spekulationen über eine Beteiligung Russlands an der Beschädigung einer Gas-Pipeline zwischen Finnland und Estland als Ablenkungsmanöver. «Diese Erklärungen werden nur getätigt, um den Terroranschlag, der vom Westen auf Nord Stream verübt wurde, zu vertuschen», sagte Putin auf einer Pressekonferenz in Bischkek am Rande des Gipfels der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS).

Wladimir Putin (Bild: Sputnik/Pavel Bednyakov/Pool via REUTERS)
Wladimir Putin (Bild: Sputnik/Pavel Bednyakov/Pool via REUTERS)

+++ Anwälte von Kremlgegner Nawalny in Untersuchungshaft +++

Einer der schärfsten Kritiker Putins und seines Propaganda-Apparats ist der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. Nun hat die Justiz in Moskau einem Medienbericht zufolge drei Anwälte Nawalnys in Untersuchungshaft genommen. Wadim Kobsew und Alexej Lipzer seien wegen des Verdachts der Bildung einer extremistischen Vereinigung bis 13. Dezember in Gewahrsam genommen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Freitag. Einige Stunden zuvor war schon Nawalnys ehemaliger Strafverteidiger Igor Sergunin mit der gleichen Begründung verhaftet worden. Bei allen drei Anwälten gab es zudem Hausdurchsuchungen.