"Vereint im Schutz der Demokratie": Lang und Laschet geben sich bei "Caren Miosga" harmonisch

Moderatorin Caren Miosga (Mitte) sprach mit ihren Gästen Ricarda Lang (links) und Armin Laschet über den Islamismus und andere Bedrohungen für die Demokratie. (Bild: NDR / Thomas Ernst)
Moderatorin Caren Miosga (Mitte) sprach mit ihren Gästen Ricarda Lang (links) und Armin Laschet über den Islamismus und andere Bedrohungen für die Demokratie. (Bild: NDR / Thomas Ernst)

Nach dem Mord an einem Polizisten in Mannheim geht es am Sonntagabend in der ARD-Talkshow "Caren Miosga" um die Frage, was die Politik gegen die wachsende Brutalität in der Gesellschaft tun kann. Dabei demonstrieren Ricarda Lang und Armin Laschet eine ungewöhnliche Einheit.

Zwei Gäste bei "Caren Miosga" am Sonntagabend. Sie jung, er nicht mehr. Sie grün, er Christdemokrat. Sie Parteivorsitzende, er war es mal. Klingt nach vielen Unterschieden. Doch sie haben auch eine Gemeinsamkeit: Shitstorms. Er hat polarisiert, als er Kanzlerkandidat der Union war: Armin Laschet. Sie polarisiert noch immer: Ricarda Lang. Sie sprechen vor allem über ein Thema: Was tun gegen wachsende Gewalt in der Gesellschaft?

Die beiden scheinen sich gut zu verstehen: Viel Streit gibt es nicht. Beide verurteilen den Mord an einem Polizisten in Mannheim während einer islamkritischen Veranstaltung am Wochenende. Ein 25-jähriger Islamist ist als Tatverdächtiger festgenommen worden.

"Wir haben es mit einem schrecklichen Vorfall zu tun", sagt Armin Laschet. Toleranz sei nun der falsche Weg, fügt Ricarda Lang hinzu. "Der Islamismus ist der Feind einer freien Gesellschaft, und genau als solcher muss er auch behandelt und bekämpft werden, sicherheitspolitisch und gesamtgesellschaftlich." Es gebe in Deutschland zwei Probleme, die gleichermaßen bedrohlich seien: Islamismus und Rechtsextremismus. Wegen der Diskussion über den Rechtsextremismus habe man sich bisher möglicherweise zu wenig um den Islamismus gekümmert, sagt Lang. Laschet stimmt ihr zu und fordert: "Wir dürfen jetzt nicht den gleichen Fehler machen und den Islamismus unterschätzen, der immer aggressiver auftritt."

Armin Laschet warnte vor den Folgen der öffentlichen Streitereien innerhalb der Regierungskoalition: Diese könnten das Vertrauen der Bevölkerung in Mitleidenschaft ziehen. (Bild: NDR / Thomas Ernst)
Armin Laschet warnte vor den Folgen der öffentlichen Streitereien innerhalb der Regierungskoalition: Diese könnten das Vertrauen der Bevölkerung in Mitleidenschaft ziehen. (Bild: NDR / Thomas Ernst)

Lang: "Wir sind beide vereint im Schutz der Demokratie."

In den letzten Wochen haben brutale Angriffe auf Politikerinnen und Politiker zugenommen. Am Samstag wurde der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter bei einer Wahlkampfveranstaltung von einem Mann attackiert, der zur Querdenkerbewegung gezählt wird. Er habe Kiesewetter als "Kriegstreiber" beschimpft, heißt es.

Lang und Laschet zeigen sich betroffen. Beide hatten inzwischen mit Kiesewetter Kontakt. Lang nennt ihn "Einen der fairsten Kollegen, die ich im Bundestag kennen gelernt habe." Sie sieht eine besondere Form der Enthemmung in der Gesellschaft. "Das richtet sich nicht gegen eine Partei, das richtet sich nicht gegen einen Politiker, sondern am Ende richtet es sich gegen die Art und Weise, wie Demokratie funktioniert: Dass wir freie Wahlen haben, wo jeder seine Meinung äußern und auch für seine Meinung werben kann."

Diese Verrohung habe erst vor einigen Jahren angefangen, so Laschet. Sie hänge unter anderem mit der Verrohung der Sprache in den sozialen Netzwerken zusammen. "Aber dann ist das auch die Art, wie wir untereinander diskutieren. Da hat es vertieft mit Corona begonnen. Das Abwägen war nicht so gefragt. Wir müssen zu einer Diskussionskultur kommen, in der man auch sagen kann: Ich sehe das aber anders." Lang fügt hinzu: Sprache habe Einfluss auf den Umgang untereinander, könne aber auch zu Gewalt führen. Sie fordert, im Umgang untereinander auf persönliche Beleidigungen zu verzichten und stattdessen über politische Punkte zu streiten. "Wir sollten miteinander als Demokraten sagen: Wir sind getrennt in den Farben, in vielen Inhalten. Aber wir sind beide vereint im Schutz der Demokratie. Das ist auch eine eigene Verantwortung."

Ricarda Lang sieht den Islamismus neben dem Rechtsextremismus als zweitegrößte Bedrohung für die deutsche Demokratie. (Bild: NDR / Thomas Ernst)
Ricarda Lang sieht den Islamismus neben dem Rechtsextremismus als zweitegrößte Bedrohung für die deutsche Demokratie. (Bild: NDR / Thomas Ernst)

Laschet warnt vor öffentlichem Streit in der Ampel

Doch nicht nur der Streit zwischen der Regierung und der Opposition führe zu Ärger in der Bevölkerung, sondern auch der Streit innerhalb der Regierungskoalition. Das hat Lang erkannt. In der Bevölkerung entstehe oft der Eindruck, es gehe in der Politik nur um gewinnen oder verlieren, um die Frage, wer den Punkt mit nach Hause gebracht habe und ob der Punkt rot, grün oder gelb sei. "Wenn wir das Spiel so weiterspielen, dann verlieren wir Vertrauen. Denn für die Bürger ist Politik kein Spiel." Laschet fügt hinzu: "In einer Regierung muss jeder dem anderen etwas gönnen." Laschet war in Nordrhein-Westfalen Regierungschef einer schwarz-gelben Koalition. "Wenn der FDP-Wirtschaftsminister gut dastand, dann habe ich mich gefreut, weil ich wusste: Am Ende nützt es uns allen, wenn die Regierung als gut wahrgenommen wird."

Dahin möchte Lang in der Ampelkoalition kommen. Denn: "Wir haben Kräfte in diesem Land, die leben von nichts als von Angst, Hass und der Hetze, die daraus folgt. Und was man denen am besten entgegensetzen kann sind Lösungen."