Wenn Erwachsene mit Babys sprechen: "Elterisch" ähnelt sich weltweit

Forschende haben Sprachbeispiele auf der ganzen Welt gesammelt und untersucht. Dabei haben sie herausgefunden, dass sich die Laute ähneln, wenn Erwachsene mit Kleinkindern kommunizieren.

Wenn Erwachsene mit Kleinkindern kommunizieren, verfallen sie häufig in einen ähnlichen Singsang
Wenn Erwachsene mit Kleinkindern kommunizieren, verfallen sie häufig in einen ähnlichen Singsang. Foto: Symbolbild / gettyimages

Universelle Sprache: Elterisch, oder auch Baby Talk, sprechen Menschen auf der ganzen Welt, wenn sie sich mit einem Kleinkind unterhalten. Dabei gibt es offenbar Parallelen zwischen Kulturen und Sprachen auf der ganzen Welt.

Großangelegte Studie

"Ohhh, hallooooiiii Babyyy! Soooo süüüß!" Wenn Erwachsene mit Babys und Kleinkindern kommunizieren, verfallen sie schnell in einen Singsang, der sich von der Alltagssprache mit Gleichaltrigen unterscheidet. Aber: Dieser Unterschied ist offenbar universell. Forschende haben jetzt gezeigt, dass sich der sogenannte Baby Talk auf der ganzen Welt ähnelt – von Kontinent zu Kontinent, von Kultur zu Kultur, von Sprache zu Sprache.

Unter der Leitung des Kognitionspsychologen Courtney Hilton haben über 40 Forschende 1.615 Aufnahmen von insgesamt 410 Erwachsenen aus sechs Kontinenten in 18 Sprachen gesammelt. Um ein möglichst breites Bild zu erhalten, wurden die Proband*innen aus unterschiedlichen Regionen ausgewählt: von ländlich bis urban, von abgelegen bis kosmopolitisch.

Schlaflieder gleichen sich

Ihre Studie haben die Forschenden vergangene Woche im Journal Nature Human Behavior veröffentlicht. "Wir neigen überall dazu, mit Babys in einer höheren Tonlage, aber auch mit einer viel größeren Varianz zu sprechen", erklärte Hilton kürzlich die Ergebnisse in der New York Times. So gleichen sich beispielsweise Schlaflieder, die Menschen auf der ganzen Welt für ihre Babys singen. Aber auch, wenn Erwachsene einfach drauflos brabbeln, ähneln sich Laute und Rhythmus.

Natürlich gebe es laut Hilton viele Unterschiede zwischen den Kulturen. Dennoch könnten seine Ergebnisse zeigen, dass Baby Talk ein- und dieselbe Funktion erfüllt – und das in unterschiedlichen Kulturen und Sprachen.

Können Menschen fremde Baby Talks erkennen?

Auch im Tierreich werden Laute genutzt, um Emotionen und Informationen zu vermitteln: von drohender Gefahr bis hin zu sexueller Anziehung. Menschen können die Tierlaute dabei intuitiv unterscheiden. Sie erkennen, ob ein Vogel traurig singt oder ein Schwein fröhlich grunzt. Aber können Menschen auch in ihnen unbekannten Sprachen erkennen, ob gerade mit einem Baby oder einem Erwachsenen gesprochen wird?

Das wollte das Team um Hilton herausfinden und hat deshalb ein Spiel programmiert: Who’s listening? Über 50.000 Menschen haben es online ausprobiert. Jede*r musste dabei im Vorfeld angeben, welche Sprache er oder sie spricht und woher sie stammen. Insgesamt kamen so 199 Sprachen zusammen aus 187 Ländern. In der Folge wurden ihnen dann Soundbeispiele vorgespielt. Sie mussten entscheiden: Waren die Laute an einen Erwachsenen oder an ein Kleinkind gerichtet?

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Das Ergebnis: Auch ohne eine Silbe zu verstehen, konnten die Spieler und Spielerinnen 70 Prozent der Laute korrekt zuordnen. Obwohl sich die Stile unterschieden, würde sich laut den Forschenden offenbar doch die "Essenz" des Baby Talks ähneln.

In einem Twitter-Thread, in dem Courtney Hilton die Ergebnisse seines Teams vorstellt, schreibt er dazu: "Auch wenn es Unterschiede und kulturelle Einflüsse gibt, zeigen sich doch diese gemeinsamen Merkmale. Wir vermuten, dass sie in unserer Biologie angelegt sind."

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