Zumutung für Zuschauer: Am Samstagabend sendeten ARD, ZDF und Dritte nur Wiederholungen

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Der MDR beglückte sein Publikum mit einer alten Schunkelsendung

Über 8,1 Milliarden Euro Gebühren haben die öffentlich-rechtlichen Sender 2015 kassiert. Allein die neun ARD-Anstalten konnten sich über 5,76 Milliarden Euro freuen. Dem ZDF blieben zwei Milliarden Euro, der Rest ging ans Deutschlandradio. Das Geld müssen die Bürger über eine sogenannte Haushaltsabgabe bereitstellen. In keinem Land der Welt verfügt der öffentlich-rechtliche Rundfunk über mehr Geld. Was bekommen die Beitragszahler dafür?

Schauen wir uns die erweiterte Primetime am gestrigen Samstagabend an: Die ARD wiederholte zwei Krimis aus den Jahren 2015 und 2005. Das ZDF wiederholte zwei Krimis aus den Jahren 2015 und 2014. Der WDR wiederholte eine Komödie und recycelte danach eine Comedy-Show. Der NDR malträtierte seine Zuschauer mit „Das Glück ist eine Insel“ von 2001. Der Bayerische Rundfunk beglückte mit „Hochwürden drückt die Augen zu“ aus dem Jahre 1971. Der SWR wiederholte eine Schlagersendung, der RBB verarztete sein Publikum mit dem „Bergdoktor“ und der einschlägig bekannte MDR holte die vier Jahre alte Schunkelshow „Das Beste aus 15 Jahre Krone der Volksmusik“ aus der Mottenkiste. Selbst Arte und ZDFneo glänzten mit Wiederholungen.

Nun kann man sagen: Selbst schuld. Wer sitzt Samstagabend schon zu Hause? Tatsächlich dürften es einige Menschen sein. Rentner, Kranke, Kinder oder Malocher, die sich nach einer anstrengenden Woche einfach unterhalten lassen wollen. Offensichtlich verachten die Programmplaner diese Leute.

Auch die Satire in der ARD ist nicht mehr das, was sie einmal war

Ebenso wenig wie im ZDF, wo die “heute-show” zunehmend schwächelt

„Demokratieabgabe“, hat WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn die Gebühr genannt. Gerne würde man von einem Mann, der Umfragen vorliest, wissen was Filme, wie „Vier Drillinge sind einer zuviel“ zur demokratischen Meinungsbildung beitragen. Würde Deutschland zur Diktatur, wenn der WDR und die anderen Sendern am Samstagabend nicht mehr ihre alte Soße aufkochen? Unwahrscheinlich.

Ja, Fernsehen kostet Geld und muss finanziert werden. Die meisten Menschen sind dazu bereit. Netflix, Amazon Prime Video oder HBO zeigen, dass Zuschauer für gutes Programm zahlen. Sogar freiwillig. Auf Amazon etwa, startete vor wenigen Tagen die zweite Staffel der großartigen US-Serie „Mr. Robot“ - eine spannend erzählte Gesellschaftskritik.

Selbstverständlich haben auch seichte Serien, vorhersehbare Filme und Volksmusik ihre Berechtigung. Und ja: Deutsche Sender haben ihre Perlen im Programm. Für manche ist das die „heute-show“, andere wollen auf Politmagazine oder Reportagen nicht verzichten. Das schlimme ist, dass ARD und ZDF ihre Zuschauer schon soweit konditioniert haben, dass diese dankbar sind für jede halbwegs anspruchsvolle Sendung. Aber wer zwangsweise Gebühren erhebt, kann nicht gutes Fernsehen als Ausnahme anbieten, sondern sollte es zur Regel machen. Und wer an einem Samstagabend Wiederholungen versendet, der braucht sich nicht zu wundern, wenn die Zuschauer irgendwann den Kanal voll haben.

Wie wäre es mit einer Neuauflage von “Wetten, dass..?”? Am Wochenende kehrte es - gewissermaßen - zurück:

Autor: Frank Brunner