„So klingt Hass“: Vater verstößt Sohn nach Coming-out

Vor fünf Jahren fasste sich James ein Herz: Er sagte seinem Vater, dass er homosexuell sei. Er erhielt daraufhin einen bitterbösen Brief, mit dem dieser ihn verstieß. Jetzt hat der Mann, der nur seinen Vornamen preisgibt, das Dokument im Internet veröffentlicht. „So klingt Hass“, übertitelte er das Schreiben seines Vaters. Die Folge: James erhält Tausende von Kommentaren aus der ganzen Welt, die ihm Mut machen sollen.

„Im August 2007 hatte ich endlich all meinen Mut zusammengenommen, um meinem Vater zu sagen, dass ich schwul bin“, erzählt James unter dem Namen RegBarc auf dem Internetportal „Reddit.com“. „Als ich es aussprach, wurde es am anderen Ende der Leitung still und nach ein paar ‚Okays‘ beendete mein Vater das Gespräch. Ich beschloss, ihm Zeit zu geben, um die Nachricht zu verarbeiten.“ Eine Woche später, kurz vor seinem Geburtstag, habe er dann einen Brief seines Vaters erhalten, mit dem er seinen Sohn verstieß. Mit den Worten „So klingt Hass“ leitet James das Schriftstück ein, das ihn vor fünf Jahren nach seinem Coming-out erreichte – und das derzeit im Internet für großes Aufsehen sorgt.

Der Brief beginnt wie folgt: „Es ist schwierig, aber notwendig, diesen Brief zu schreiben. Ich hoffe, Dein Telefonanruf hatte nicht zum Ziel, meinen Segen für den unwürdigen Lebensstil einzuholen, den Du gewählt hast. Ich habe schöne Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, aber sie liegen alle in der Vergangenheit.“ Weiter weist der Vater seinen Sohn in dem Schreiben darauf hin, dass es keine weiteren Gespräche mehr zwischen ihnen geben werde. „Ich werde Dich nicht besuchen und ich will nicht, dass Du mein Haus betrittst“, heißt es darin. „Du hast Deine Wahl getroffen, auch wenn sie falsch ist. Gott hat diesen unnatürlichen Lebensstil nicht für uns vorgesehen.“ Der Brief endet mit den Worten „Ich wünsche dir einen schönen Geburtstag und ein schönes Leben.“

Mittlerweile hat James die Reaktion seines Vaters akzeptiert. Verstehen wird er sie wohl nie. „Ich habe nie Drogen genommen, war ein ausgezeichneter Schüler, ein gehorsames Kind (um einiges weniger problematisch als viele meiner Mitschüler), ich habe keinen Alkohol getrunken, bis ich 22 war, weil es mir Angst gemacht hat, und ich habe in meinem ganzen bisherigen Leben nur einen einzigen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung erhalten“, schreibt James auf „Reddit.com“.

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Mit der Veröffentlichung des Briefes wolle er nun darauf aufmerksam machen, mit wie viel Hass Homosexuelle noch immer konfrontiert werden.  Er fordert seine Leser dazu auf, Menschen aus ihrem näheren Umfeld zu unterstützen, denen Ähnliches widerfährt.

Der hasserfüllte Brief löste eine weltweite Welle der Unterstützung aus. In mehr als 800.000 Kommentaren zeigten ihm Internet-Nutzer ihre Solidarität, machten ihm Mut und empörten sich über die Worte des Vaters. „Diese Person ist nicht mehr dein Vater“, so einer der Kommentare. „Hör auf, ihm die Ehre zu erteilen, ihn als das zu bezeichnen.“ Ein anderer User schreibt: „Es hat mir das Herz gebrochen, das zu lesen. Kopf hoch! Es macht mich traurig, wenn Menschen der Ansicht sind, dass Schwulsein ein ‚falscher‘ Lebensstil ist.“


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