Küssen und Gesundheit

Auch wenn man es derzeit in vielen Teilen Deutschlands nur schwer glauben kann: Der Frühling ist im Anmarsch. Wenn sich die Sonne endlich zeigt und das Thermometer steigt, kommen die "Frühlingsgefühle" schneller als man erwartet. In Parks und auf den Wiesen bedeutet das: Küssende Paare wohin das Auge blickt! Grund genug, sich mit Fakten rund ums Küssen und die Gesundheit auseinanderzusetzen: Ist Küssen gesund? Wie sieht es mit der Übertragung von HIV aus und was ist eigentlich diese Kusskrankheit im Jugendalter?

Hat man sein Leben außerhalb eines Klosters verbracht, verteilt ein Mensch während der Zeit auf der Erde durchschnittlich 100.000 Küsse. Mit anderen Worten: 100.000 Mal beschleunigter Herzschlag, 100.000 Mal Glücksgefühl und 100.000 Mal Speichelaustausch. Aber ist das auch gesund?

I. Küssen ist gut für die Abwehrkräfte

Küssen ist nicht nur die Hauptsache während der schönsten Nebensache der Welt, sondern hat einen weiteren erfreulichen Nebeneffekt. Wer viel küsst, tut etwas für sein Immunsystem! Der Grund: Bei einem innigen Kuss mit viel Speichelaustausch gelangen Bakterien und Viren von einem in den anderen Mund. Was hier zunächst alles andere als reizvoll klingt, führt zu einer positiven Reizung der Abwehrkräfte: Unser Immunsystem lernt beim Küssen die Krankheitserreger kennen und kann dann in Zukunft besser gegen sie ankämpfen. Mit anderen Worten: Küssen ist eine Reiztherapie für unser Immunsystem und hält dadurch die Abwehrkräfte auf Trab.

Doch nicht nur das. Glückshormone wie Serotonin, die beim Küssen ausgeschüttet werden, sind Balsam für die Seele : Serotonin steigert das Wohlbefinden und baut negativen Stress ab. Man fühlt sich gesund und glücklich – das kurbelt die Abwehr zusätzlich an.

II. Erkältungs-Viren werden nicht zwangsläufig durch Küssen übertragen

"Nicht küssen, wenn die Nase läuft! Schließlich werden ja über den Speichel die Erkältungsviren direkt weitergegeben!“ - offenbar nicht zwangsläufig: Glaubt man US-Forscher Eliot Dick, kommt eine Übertragung von Erkältungsviren durch das Küssen sogar nur äußert selten vor.

Der Schnupfenexperte stellte fest, dass beim Küssen zwar Erkältungsviren über den Speichel übertragen werden, diese gelangen jedoch beim Schlucken sofort in den Magen und werden dort durch die Magensäure unschädlich gemacht. Viel gefährlicher seien hingegen Anniesen oder Anhusten des Partners, denn so gelangen die Erreger durch die Luft direkt in die Atemwege. Bei einer Grippe mit Fieber oder einer bakteriellen Hals- und Mandelentzündung sollte man aber trotzdem lieber auf das Küssen verzichten.

III. Es gibt eine Infektionskrankheit mit dem Namen "Kissing-Disease"

Die sogenannte Kusskrankheit (englisch Kissing Disease) ist besser unter dem Namen "Pfeiffersches Drüsenfieber" bekannt. Die Bezeichnung Kusskrankheit hat sich übrigens durchgesetzt, weil sie sehr häufig Teenager trifft, die im Schwall ihrer Hormone ausgiebig küssen. Der Erreger der Krankheit, das Epstein-Barr-Virus, wird dabei durch Kontakt mit infiziertem Speichel sehr leicht weitergegeben: In Europa sind bis zum 30. Lebensjahr 95 Prozent der Menschen mit dem Virus in Berührung gekommen.

Die Symptome der Kusskrankheit? Nach Infektion treten nach ca. drei Wochen grippeähnliche Beschwerden mit geschwollenen Halslymphknoten auf. Man fühlt sich schlapp und abgeschlagen, bei vielen kommt eine Mandelentzündung hinzu, die mal leicht, mal schwer verlaufen kann. Medikamente gegen die Kusskrankheit gibt es übrigens keine und auch eine Impfung wurde bisher nicht entwickelt.

IV. Das HIV-Ansteckungsrisiko beim Küssen ist nur theoretisch gegeben

Die Übertragung von HIV, dem Erreger der Immunschwächekrankheit AIDS, ist beim Küssen zwar theoretisch möglich, in der Realität jedoch sehr unwahrscheinlich. Der Grund: Die Übertragung des HI-Virus kann beim Küssen nicht über den Speichel, sondern nur über Blut erfolgen.

Zwar befinden sich die HI-Viren gelegentlich auch im Speichel von HIV-positiven Menschen, doch die Konzentration ist so gering, dass zwei Liter Speichel mit dem Betroffenen ausgetauscht werden müsste, um sich mit HIV anzustecken. In der Realität ist das nicht möglich.

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) könnten in der Theorie aber offene, blutende Verletzungen im Mund oder an den Lippen beim Zungenkuss zu einer Ansteckung mit HIV führen. Weltweit wurde dies aber bisher in keinem Fall als Übertragungsweg nachgewiesen. Das Fazit der BZgA deshalb: „Kein Risiko bei Küssen."

V. Karies ist eine Infektionskrankheit und kann durch Küssen übertragen werden

Ein gesunder Mund und eine gute Zahnhygiene sind beim Küssen ein Muss. Viele Menschen wissen in diesem Zusammenhang nicht, dass Karies eine ansteckende Infektionskrankheit ist. Die Bundeszahnärztekammer weist hier darauf hin, dass die Bakterien, die für Karies und Zahnfleischentzündung verantwortlich sind, beim Küssen übertragen werden. Bei zusätzlich schlechter Mundhygiene können sich diese Bakterien dann nach einem Kuss ungebremst vermehren.

Auf das Küssen verzichten sollte man deswegen aber noch lange nicht: Als Hauptgrund für die Löcher in den Zähnen ist nach wie vor die Mundhygiene, nicht das Küssen selbst. Mit anderen Worten: Beim Küssen können Kariesbakterien zwar übertragen werden, eine gute Mundhygiene macht den Keimen dann aber den Garaus.