Uli Hoeneß und die Schattenseiten seines Standes


Der frühere Fußballmanager wurde erpresst – ein perfides Spiel mit seiner Verurteilung als Steuersünder. Doch Hoeneß hat zuvor durch sein Verhalten den Zorn und den Neid so vieler Menschen auf sich gezogen.



Ein Kommentar von Jan Rübel

Prominente sind Zielscheiben – diese unangenehmen Nebenwirkungen öffentlichen Lebens hat Uli Hoeneß am vergangenen Wochenende kennen gelernt. Der frühere Fußball-Manager ist erpresst worden. Den kriminellen Versuch vereitelte die Polizei. Weil der 62-Jährige wegen schwerer Steuervergehen demnächst eine dreieinhalbjährige Gefängnisstrafe antreten muss, hatte ihm ein Erpresser nach Angaben der Polizei „Schwierigkeiten“ angedroht – er habe Einfluss auf den Haftverlauf.

Zum Glück war es mit den kriminellen Qualitäten des Übeltäters nicht weit her. Aus dem Polizeibericht: „Gegen 20.45 Uhr nahmen Zivilkräfte der Polizei in München-Sendling einen 50-jährigen Tatverdächtigen aus München bei der vereinbarten Geldübergabestelle fest. Beim Fluchtversuch mit einem Fahrrad stürzte der Mann alleinbeteiligt.“

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Ein armseliger Erpressungsversuch. Doch wie passt dieser Aufreger zusammen mit der von Hoeneß beantragten Verlegung in ein anderes Gefängnis? Wohl gar nicht, er hat die Verlegung sehr wahrscheinlich schon vorher beantragt.

Die Fakten: Weil die für ihn vorgesehene Justizvollzugsanstalt Landsberg wegen der vielen Medienanfragen einen „Tag der offenen Tür“ veranstaltet hatte, hat Hoeneß nach Angaben des Magazins „Focus“ Einspruch gegen seine Verlegung dorthin gestellt. Seine Privatsphäre sei verletzt, es herrschten nun Sicherheitsbedenken und außerdem könnten Wärter oder Häftlinge bestochen werden, um Interna aus Hoeneß’ Knastleben auszuplaudern. Das ist alles Kokolores. Wo der immer-noch Herrscher des fast besten Fußball-Clubs der Welt auch hinverlegt würde – seinen Status als Person öffentlichen Interesses würde er nicht verlieren. Überall werden die Augen auf ihn gerichtet sein, „Tag der offenen Tür“ hin oder her.

Hoeneß ist wieder der Dünnhäutige

Womöglich geht es Hoeneß nur um eine Verlegung in eine modernere Einrichtung, Landshut wurde ins Gespräch gebracht. Doch Gefängnis bleibt Gefängnis. Und wenn er seine Taten tatsächlich bereut, sollte Hoeneß sich wirklich das Büßergewand anziehen. Schließlich bleiben Zweifel, dass es beim Prozess mit rechten Dingen zugegangen ist, bestehen: Allzu schnell hatte das Gericht geurteilt, die Ermittlungsakten gar nicht zu Ende studieren lassen und somit womöglich das ganze Ausmaß der Steuervergehen von Hoeneß nicht genau erfasst. Doch leider zeigt Hoeneß schon jetzt wieder jene Seite, die man weniger an diesem Idol mag: seine Dünnhäutigkeit.

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Bereits kurz nach Urteilsspruch beendete Hoeneß sein vorher selbst auferlegtes Schweigen und griff die Medien scharf an. Den Angriffsmodus beherrscht der ehemalige Stürmer wie nur wenige. Doch seine Strategie der maximalen Gegenwehr könnte ihm langfristig schaden.

Er könnte ein Vorbild abgeben


Denn Hoeneß könnte aus dieser Affäre eigentlich als Gewinner hervor treten. Als Geläuterter, der ein Vorbild in Sachen Respekt vor dem Gemeinwohl und den Finanzbehörden abgibt. Doch sein Verhalten konterkariert das. Will Hoeneß so in Erinnerung bleiben? Vielleicht will der frühere FCB-Präsident seine Vergehen so schnell wie möglich vergessen machen. Aber das wird ihm so nicht gelingen. Ein reiner Tisch sieht anders aus.

Dass Mancher aus der Verurteilung von Hoeneß Kapital schlagen will, ist unredlich. Geht es gar ins kriminelle, muss die Polizei jeden Versuch vereiteln. Umso mehr muss Hoeneß geschützt werden – hat er doch durch sein Verhalten den Zorn und den Neid so Vieler auf sich gezogen. Ein neuer Knast aber hilft da nicht. Im Gegenteil.

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