Grundschülerin in Lebensgefahr: Waffe eines Neunjährigen ging los

Es war ein ganz normaler Schultag, und bald sollte der Schlussgong ertönen. Doch kurz, bevor die Drittklässler einer Grundschule im US-Bundesstaat Washington, ihr Klassenzimmer verlassen konnten, fiel plötzlich ein Schuss. Er traf ein achtjähriges Mädchen und verletzte es lebensgefährlich. Das Unfassbare: Der Schuss hatte sich aus der Waffe eines neunjährigen Mitschülers gelöst. Der Junge hatte sie offenbar im Rucksack in die Schule mitgebracht. Eltern, Lehrer und Behörden fragen sich nun: Wie konnte das passieren?

13.30 Uhr, die Eltern warteten vor der Armin Jahr Elementary School in Bremerton auf ihre Kinder. Doch die Wartezeit sollte sich verzögern. Denn kurz vor Schulschluss ging in einem Klassenzimmer ein lebensgefährlicher Schuss los – und traf die achtjährige Amina B.. Die Schule wurde abgeriegelt. Um die Schüler zu schützen, schlossen die Lehrer sie daraufhin in den Klassenzimmern ein. „Sie wurden alle unter dem Lehrertisch zusammengedrängt, und alles war sehr leise“, sagte die Mutter eines Schülers gegenüber der Zeitung „The Seattle Times“. Gegen 14 Uhr durften die Schüler die Klassenzimmer verlassen.

Amina wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen per Hubschrauber ins Harborview Medical Center gebracht. Dort stellten die Ärzte fest, dass die Kugel das Mädchen zunächst am Arm gestreift und dann in den Bauch getroffen hatte.

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Die Polizeibeamten von Bremerton gehen davon aus, dass der Schuss versehentlich gefallen ist. Nach Informationen der Beamten hatte ein neunjähriger Schüler die geladene Handfeuerwaffe in seinem Rucksack mit in die Schule gebracht. Der Schuss hatte sich wohl im Rucksack des Jungen gelöst. Er wurde nach dem Vorfall in eine Jugendvollzugsanstalt gebracht, wo eine Untersuchung zum Tatbestand des unerlaubten Waffenbesitzes und der Körperverletzung läuft.

Die Eltern der Grundschulkinder fragen sich nun vor allem eines: „Wie um alles in der Welt kann ein Neunjähriger eine Waffe in die Finger kriegen?“, so eine Mutter gegenüber der Zeitung. Daran, dass Amina absichtlich getroffen wurde, glaubt offiziell niemand – eher, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Fest steht: Im US-Bundesstaat Washington, wo sich das Drama ereignete, herrschen relativ laxe Gesetze, was den Besitz von Waffen anbelangt. Erst kürzlich veröffentlichte die Gun-Control-Aktivistengruppe Brady Campaign einen Bericht, in dem der Staat in der Kategorie Kindersicherheit null Punkte erzielte.

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Die Grundschule ist mittlerweile wieder geöffnet, wie die stellvertretende Schulamtsleiterin Linda Jenkins mitteilen ließ. Dave Boynton, Mitglied des Schulausschusses sprach von einem Einzelfall und kündigte an, der Beirat werde sich um die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen kümmern, sobald die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sind. „Im Augenblick befassen wir uns mit dem Kind und wie es ihm geht. Selbstverständlich ist das eine Tragödie.“

33 Tode durch Gewaltverbrechen an Schulen

Erst am Mittwoch hatten das amerikanische Bildungsministerium und das Justizministerium vermeldet, dass die Zahl der Gewaltverbrechen an US-Schulen abgenommen hat. Im Schuljahr 2009/2010 wurden 33 Todesfälle durch Gewaltverbrechen festgehalten – die niedrigste Zahl, seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1992.

Aminas Zustand ist noch immer kritisch. Doch ihre Großmutter Cindy Kocer glaubt daran, dass alles wieder gut wird: „Sie wird durchkommen“, sagte sie dem Nachrichtenkanal „King 5“. Dennoch bat sie ihre Bekannten darum, für ihre Enkelin zu beten.