Laborversuch: Gen-Mutation sorgt für Fettleibigkeit

Eine bestimmte Gen-Mutation könnte Schuld daran sein, dass manche Menschen einfach nicht satt werden. Zu dieser Erkenntnis sind amerikanische Wissenschaftler nach einem Experiment mit Mäusen gelangt. Damit eröffnen sich neue Wege, gegen Fettleibigkeit anzukämpfen: Spezielle Medikamente könnten künftig den Appetit kontrollieren.

Manche Menschen haben einen scheinbar unstillbaren Hunger. Dr. Baoji Xu vom Georgetown University Medical Centre hat gemeinsam mit seinem Team herausgefunden, warum das so ist. Während eines Experiments mit Mäusen stießen die Forscher auf eine bestimmte Genmutation, die verhindert, dass die Nachricht „Genug gegessen!“ ans Gehirn weitergeleitet wird. Das berichtet das Wissenschafts-Magazin „Nature Science“ auf seiner Webseite. Das Gen, von dem hier die Rede ist, heißt BDNF-Gen (von engl.: „Brain-derived neurotrophic factor“) und ist für die Lebensfähigkeit, Entwicklung und Ausbildung von Nervenzellen verantwortlich.

Hunger und Sättigungsgefühl werden durch ein kompliziertes Zusammenspiel hormoneller und neuronaler Signale gesteuert. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die beiden Hormone Leptin und Insulin. Sie werden nach dem Verzehr einer Mahlzeit im Körper freigesetzt und aktivieren Nervenzellen im Hypothalamus. Diese Nervenzellen sind für das Sättigungsgefühl verantwortlich.

Bleibt nun diese Aktivierung aus, kann das Verlangen nach Nahrung nicht befriedigt werden. Xu und sein Team haben festgestellt, dass dies bei Mäusen der Fall war, die mit einer bestimmten  BDNF-Mutation geboren wurden. „Stimmt mit dem BDNF-Gen etwas nicht, können die Nervenzellen nicht miteinander kommunizieren, und die Signale, die von Leptin und Insulin ausgehen, bleiben ohne Wirkung – und so wird der Appetit nicht kontrolliert“, erklärte Xu gegenüber der britischen Zeitung „The Independent“. Die Forscher schließen aus dem Untersuchungsergebnis, dass die Mutation für bestimmte Fälle von Fettleibigkeit verantwortlich ist.

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„Diese Entdeckung eröffnet möglicherweise neue Strategien, mit Hilfe des Gehirns das Körpergewicht zu kontrollieren“, so Xu weiter. So könnte es möglich sein, mittels Medikamenten die Funktionstüchtigkeit des mutierten BDNF-Gens wieder herzustellen und so gegen Übergewicht anzukämpfen. Für einige fettleibige Menschen könnte diese Entdeckung demnach der erste Schritt in eine schlanke Zukunft sein.