Morde offenbar schon 2002 unter Nazis bekannt

Der "Nationalsozialistische Untergrund" wurde einem Bericht zufolge schon vor zehn Jahren von einer Neonazi-Zeitschrift gefeiert. Ein heutiger NPD-Abgeordneter war dort zeitweilig Hersteller.

Die Mordserie der Zwickauer Zelle ist in Teilen der rechtsextremistischen Szene offenbar doch schon vor ihrem Auffliegen im vergangenen November bekannt gewesen: Bereits 2002 feierte die bei Neonazis populäre Zeitschrift "Der Weisse Wolf" den Nationalsozialistischen Untergrund, wie das Antifaschistische Pressearchiv (apabiz) recherchierte.

"Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen ;-) Der Kampf geht weiter", heißt es im Vorwort der Ausgabe 1/2002, Nr. 18. Die Bundesanwaltschaft sagte, sie gehe dem Hinweis nach.

Durch diesen Fund ist auch eine neue Verbindung des NSU zur NPD aufgetaucht. Denn als zumindest zeitweiliger "Verfasser und Hersteller" des "Weissen Wolfs" betätigte sich der heutige Abgeordnete der NPD im Schweriner Landtag, David Petereit. Das geht aus dem Impressum hervor.

Auch das Postfach, über das der "Weisse Wolf" damals erreichbar war, wird noch heute von Petereit für seinen Onlineversand genutzt.

Die neonazistische Publikation "Der Weisse Wolf" werde in Neustrelitz hergestellt und richte sich überwiegend an die Szene in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, berichtete der Schweriner Verfassungsschutz 2003. Doch den Satz mit dem "Dank an den NSU" haben die Ermittler offenbar nicht registriert – zumindest berichteten sie nicht davon.

Das Kürzel NSU sei in der Szene zuvor nicht aufgetaucht, heißt es in der apapbiz-Mitteilung: "Der Hinweis im 'Weissen Wolf' ist die erste uns bekannte Verwendung in Veröffentlichungen der Neonazi-Szene."

Tatsächlich wusste zumindest die Öffentlichkeit zu jener Zeit nichts über die mordende rechtsextremistische Terrorzelle. Dabei waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Grußwortes schon fünf Menschen mutmaßlich von den Thüringern Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos erschossen worden.

David Petereit war am Mittwochnachmittag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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