Nach der Geburt getrennt: Zwillinge finden sich nach 29 Jahren wieder

Sie wohnten nur 40 Kilometer voneinander entfernt. Doch es sollte fast 30 Jahre dauern, bis ein indonesisches Zwillingspaar endlich wieder zueinander fand. Die beiden Mädchen waren nach der Geburt getrennt und an unterschiedliche Adoptiveltern vermittelt worden. Als sie sich über Facebook fanden, stellten sie einige unglaubliche Gemeinsamkeiten fest.

Am 18. März 1983 erblickten Emilie und Lin in der indonesischen Stadt Semarang das Licht der Welt. Das örtliche Waisenhaus vermittelte die beiden Mädchen an unterschiedliche schwedische Adoptiveltern. In den Adoptionspapieren wurde mit keinem Wort erwähnt, dass Lin und Emilie zusammengehören. „Was ist mit der anderen, der Schwester?“, fragte der Taxifahrer, der Lin mit ihren neuen Eltern fortbrachte. Hellhörig notierte das Paar sich den Namen des anderen Mädchens. Bis sich Lin und Emilie aber endlich fanden, vergingen fast 29 Jahre.

Fehlerhafte Adoptionspapiere

Anhand des Namens, den ihnen der Taxifahrer mitgeteilt hatte, machten die Backmans zu Hause die Adoptiveltern von Emilie Falk ausfindig, die ebenfalls in Schweden lebten. Die beiden Paare trafen sich einige Male, als Lin und Emilie noch Babys waren. „Sie sahen sich die Adoptionspapiere an, aber sie fanden nicht, dass wir uns sehr ähnlich sind, und in den Unterlagen passte vieles nicht zusammen“, erzählt Emilie Falk der Nachrichtenagentur AFP. „Und damals gab es noch keine DNS-Tests.“ Unter anderem waren für die Mädchen unterschiedliche Väter eingetragen. Obwohl sie den Aufzeichnungen zufolge dieselbe Mutter hatten, beschlossen die Adoptiveltern, dass es sich dabei um einen Irrtum handeln musste. Allmählich verloren die Paare den Kontakt. Zwar hatten die Adoptiveltern den Mädchen schon früh die ganze Geschichte erzählt, doch Lin und Emilie vergaßen die vermeintliche Schwester über die Jahre. Während sie aufwuchsen, schienen beide kein großes Interesse an ihren Wurzeln zu haben.

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Gleicher Job, gleiches Hochzeitslied

„Aber als ich vor zwei Jahren heiratete, begann ich, über Familie und meine Adoption nachzudenken, und als ich meine Mutter danach fragte, erzählte sie mir die Geschichte noch einmal, und ich beschloss, nach Lin zu suchen“, so Emilie gegenüber der Nachrichtenagentur. Zuerst durchsuchte sie ein Netzwerk für indonesische Kinder, die von schwedischen Familien adoptiert worden waren – doch letztendlich fand sie ihre Zwillingsschwester im Januar vergangenen Jahres bei Facebook. „Ich wurde am 18. März 1983 in Semarang geboren, und der Name meiner leiblichen Mutter ist Maryati Rajiman“, schrieb Emilie. Und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Wow, das ist auch der Name meiner Mutter! Und das ist mein Geburtstag!“ Die beiden stellten fest, dass sie auch sonst viele überraschende Gemeinsamkeiten hatten: Zum Beispiel, dass sie nur 40 Kilometer voneinander entfernt in Südschweden lebten, beide als Lehrerinnen arbeiteten, mit einem Jahr Unterschied am gleichen Datum geheiratet  und dabei sogar zum selben Hochzeitslied getanzt hatten.

„Wir sind sehr neugierig, ob es sich dabei um DEN Taxifahrer handelt“

Ein DNS-Test brachte dann die Gewissheit. „Es war wirklich seltsam“, so Emilie. „Ich erinnere mich, dass ich im Auto saß, als Lin mich anrief, und als sie mir die Ergebnisse mitteilte, fing ich zu lachen an, weil es sich so komisch anfühlte. Plötzlich musste ich daran denken, dass wir uns eine Gebärmutter geteilt haben.“

Seitdem halten die beiden engen Kontakt und denken darüber nach, in Indonesien nach ihren leiblichen Eltern zu suchen – immerhin enthalten die Adoptionspapiere einige Anhaltspunkte wie den Hinweis, dass ihr Vater ein Taxifahrer war. „Wir sind sehr neugierig, ob es sich dabei um DEN Taxifahrer handelt”, spielt Emilie auf den Fahrer an, der Backmans Adoptiveltern damals vor dem Waisenhaus auf die Existenz ihrer Schwester aufmerksam gemacht hat. Bei so vielen schicksalhaften Zufällen wäre auch das möglich.