Nach vier Jahren: Mutter löst Rätsel um Tod ihres Sohnes

Vier Jahre lang kämpfte die Britin Dorothy Daly für ihren verstorbenen Sohn. Der 24-jährige Glen kam 2009 auf der griechischen Insel Kreta ums Leben. Er soll die Kontrolle über sein Moped verloren und unter einen Lastwagen gerutscht sein, so die offizielle Version der Behörden. Doch Daly wollte nicht daran glauben, setzte alles an die Aufklärung. Jetzt wurde der Fall neu aufgerollt und der Lastwagenfahrer wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.

Gegenüber der Polizei hatte Lastwagenfahrer Stefanis Konstantinos ursprünglich ausgesagt, dass Glen Daly auf Kreta im Juni 2009 die Kontrolle über sein Moped verloren hatte. Daraufhin sei der 24-Jährige unter die Räder von Konstantinos‘ Lastwagen geraten. Doch Dorothy Dalys glaubte nicht, dass sich der Verkehrsunfall ihres Sohnes auf diese Weise ereignet hatte.

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Tony Atkins, der mit Glen gereist war, erzählte eine andere Version des Unfalls: Konstantinos soll mit seinem Lastwagen rücksichtslos vor Dalys Moped ausgeschert haben. Nach der Kollision sei der 46-Jährige noch aus seinem LKW gestiegen und habe das Motorrad von der Straße gezogen. Dann sei er davongefahren – ohne Hilfe zu holen. Wiederholt bat Daly sowohl die britischen als auch die griechischen Behörden, den Fall wieder aufzunehmen, doch stets wurde ihre Bitte abgelehnt.

Also startete die Mutter von drei Kindern von ihrem Wohnort in Grays, Essex, ihre eigenen Ermittlungen – auf eigene Kosten und mit dem Einsatz ihrer gesamten Ersparnisse in Höhe von 15.000 Pfund. 500 Anrufe und Anfragen machte sie bei der griechischen Presse. Dalys inständige Bitte an die Medien: Ihr bei der Suche nach dem Arzt zu helfen, der ihrem Sohn am Unfallort zur Seite gestanden hatte. Laut Aussage von Konstantinos habe es sich bei diesem um einen Ausländer gehandelt. Doch er war Grieche, wie die Recherchen Dalys ergaben. Damit konnte sie die erste Lüge des Lastwagenfahrers beweisen.

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Dann wagte die Frau, die als Vollzeit-Pflegekraft arbeitet, einen mutigen Schritt: Sie untersuchte die Leiche ihres Sohnes auf eigene Faust noch einmal. Bis auf die Kopfverletzung, an der er gestorben war, fielen ihr keine Kratzer oder sonstige Verletzungen auf. Daraus folgerte sie, dass Glen bei einem Frontalzusammenstoß ums Leben gekommen war – und nicht, wie Konstantis behauptet hatte, weil er durch Eigenverschulden die Kontrolle über sein Moped verloren hatte.



Auch stellte Daly ein Dossier zusammen, in dem sie 24 Verkehrsdelikte des Mannes dokumentierte. „Jedes Mal, wenn ich etwas herausfand, war das wie ein weiteres Puzzlestück“, erklärte Daly gegenüber Yahoo!. Mit den gesammelten Informationen konnte die Frau die griechischen Behörden dazu bewegen, den Fall wieder aufzurollen. Vergangenen Monat wurde Konsantinos zu einer 23-monatigen Haftstrafe wegen fahrlässiger Tötung und Fahrerflucht verurteilt. Auch ein Ladenbesitzer, der zugunsten von Konstantis gelogen hatte, musste sich vor Gericht verantworten.

Nun könne ihre Familie mit der Trauer um Glen beginnen, so Daly. „Die Menschen erwarten, dass man es nach vier Jahren gut sein lässt.“ Doch das Ganze habe ihr keine Ruhe gelassen. „Jetzt beginnt hoffentlich der Trauerprozess.“ Mit der Verurteilung des Mannes habe sie ihr Ziel erreicht. „Wir wollten nie eine Entschädigung, wir wollten nur Gerechtigkeit für unseren Sohn.“

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