Die wohl längste Scheidung der Welt

Der Rechtsstreit um die Scheidung eines Ehepaars in den USA dauert schon 17 Jahre (Symbolbild: thinkstock)

Vor 17 Jahren beschloss ein Ehepaar in den USA, sich zu trennen. Bis heute hält der Rechtsstreit um die Scheidung an - ein Rosenkrieg für die Geschichtsbücher. Richter sind angesichts des ungebührlichen Verhaltens beider Parteien erzürnt, zumal die Beteiligten Juraprofessoren sind. Der Mann jedoch sieht die Fehler auf der Seite des Gerichts.

Zehn Jahre hielt die Ehe von Christo Lassiter und Sharlene Boltz - die Fehde, die darauf folgte, war wesentlich dauerhafter. 17 Jahre lang streiten die beiden nun schon vor Gericht, in den Scheidungsakten sind mittlerweile mehr als 1.400 Einträge verzeichnet, berichtet „The Cincinnati Enquirer“. Viele davon betreffen den Streit ums Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Kinder des Paares, heute 17 und 20 Jahre alt - letzteres nach US-amerikanischem Recht fast erwachsen.

So ganz und gar nicht erwachsen verhielten sich dagegen offenbar die Eltern in dem Rechtsstreit um die Scheidung. Auch Geld soll immer wieder ein Streitpunkt zwischen Lassiter und seiner Ex-Frau gewesen sein. Die Scheidung selbst ist inzwischen vollzogen. Fünf Jahre dauerte es bis die formelle juristische Auflösung der Ehe vollzogen war – fünfmal so lange wie ein vergleichbarer Fall, bei dem Kinder involviert sind, so Rechtsanwalt George Maley aus Loveland. Wiederholt soll sich Boltz mit der Polizei wegen Lassiter in Verbindung gesetzt haben. Unter anderem sei er mit Unterhaltszahlungen im Rückstand gewesen, er wiederum behauptet, sie habe ihm Geld geschuldet.

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Viele Fragen rund um die Scheidung sind immer noch nicht vor Gericht geklärt. Der entsprechende Rechtsstreit zieht sich in die Länge, möglicherweise auch deshalb, weil sich die einstigen Eheleute selbst gut mit Rechtswissenschaften auskennen. Beide sind Professoren für Jura, er lehrt an der University of Cincinnati, sie an der Northern Kentucky University.

Doch gerade deshalb sollten Lassiter und Boltz mit gutem Beispiel voran gehen, beklagen die mit dem Fall betrauten Richter. Beide hätten Regeln gebrochen und das System missbraucht, lautet der Vorwurf. „Es ist beängstigend, dass beide gegenwärtig Jurastudenten die Grenzen und Ethik unseres Berufs lehren“, so Richterin Leslie Ghiz während einer Anhörung im Juli. Sie sollten sich zutiefst schämen, rügt Ghiz, und schlägt eine Mahnung durch die Anwaltskammer des US-Bundesstaates Ohio vor. Auch andere Richter verurteilten die Taktik des einstigen Ehepaars. Dieses Verhalten habe sich nachteilig auf die Lösung des Falls und auf das Wohlergehen ihrer Kinder ausgewirkt, um das es beiden angeblich in erster Linie gehe, heißt es in einem Schreiben des Berufungsgerichts von Ohio im Jahr 2002.

Lassiter hingegen kritisiert die Art und Weise, wie die Richter den Fall zwischen ihm und seiner Frau gehandhabt hätten. Seine Motivation bei dem Prozess sei stets gewesen, ein guter Vater zu sein. Auf Rache sei er nicht aus gewesen. Hätte sich ein Gericht eingeschaltet und die relevanten Aspekte sauber und früh geklärt, wäre es gar nicht zu dem umfangreichen Rechtsverkehr gekommen, behauptet er. Boltz äußerte sich bislang nicht gegenüber „The Cincinnati Enquirer“.

Vielleicht können die Richter den Rechtsstreit in wenigen Wochen beilegen. Die nächste Gerichtsverhandlung ist für den 6. September anberaumt. 

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