Allüberall Prinzen und Prinzessinnen: Märchenhaftes TV zum Weihnachtsfest

Prinz Philip ist von dem rosafarbenen Schleier getäuscht und ahnt nicht, dass sich Irm (Julia Windischbauer), die falsche Braut, darunter verbirgt... (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)
Prinz Philip ist von dem rosafarbenen Schleier getäuscht und ahnt nicht, dass sich Irm (Julia Windischbauer), die falsche Braut, darunter verbirgt... (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)

Märchen sind etwas für Jung und Alt. Es stellt sich natürlich dennoch die Frage, ob sie immer noch zeitgemäß sind. Das Gute ist: Das Fernsehen erfindet die guten, alten Geschichten immer wieder neu. Was ist auch dieses Jahr über die Feiertage im TV überhaupt geboten?

Neben selbstgebackenen Plätzchen und duftendem Glühwein halten auch die Märchen während der Feiertage wieder Einzug in die Wohn- oder Kinderzimmer. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen fühlt sich in dieser Hinsicht seit Jahren verpflichtet. Vor allem das Erste tut sich diesmal hervor und schöpft über die Festtage aus dem Vollen. Gezeigt wird so einiges aus dem Repertoire der beliebten "Sechs auf einen Streich"-Reihe mit Märchen-Neuverfilmungen. Seit 2008 modernisierten einzelne ARD-Sender sage und schreibe ganze 54 fabelhafte Klassiker und inszenierten die Geschichten neu, wie beispielsweise "Sechs auf einen Streich: Nussknacker und Mausekönig" (ARD, Samstag, 24. Dezember, 11.30 Uhr) oder "Sechs auf einen Streich: Die Sterntaler" (ARD, Sonntag, 25. Dezember, 12.40 Uhr). Es ein "hartnäckiges Missverständnis, dass Märchen nur für Kinder gemacht seien", betonte der ehemalige ARD-Programmdirektor Volker Herres einst.

Dieses Jahr stockt das Erste seinen Bestand auch wieder mit zwei neuen Märchen auf: Am ersten Weihnachtsfeiertag können sich alle Tierliebhaber auf das Abenteuer von "Zitterinchen" (Sonntag, 25. Dezember, 14.40 Uhr) freuen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag rundet die ARD die Festtage mit "Sechs auf einen Streich: Die Gänseprinzessin" (Montag, 26. Dezember, 14.40) ab.

In der brandneuen Version von "Zitterinchen" verzichten die Drehbuchautoren Anja Kömmerling und Thomas Brinx darauf, aus dem kleinen gleichnamigen Hund eine verzauberte Prinzessin zu machen - wie es im Original der Fall ist. Resi (Zitterinchen) darf im Film einfach nur ihr kluges Köpfchen beweisen und sorgt dabei für so manch eine überraschende Wendung. Annika Krüger (30) spielt an der Seite des kleinen Kläffers die erschüchterte und unsichere Alma. Die etwas kräftigere Brünette frönt ihrer Kunst und der Malerei. Diese Leidenschaft bringt sie schließlich auch an den Hof des Prinzen Philip (Aram Arami).

In "Zitterinchen", einem Märchenfilm aus der ARD-Reihe "Sechs auf einen Streich", spielt Resi den gleichnamigen Hund und fungiert als Liebesbotschafter. Hundeliebende Schauspieler und ein Trainer machten den Dreh möglich. (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)
In "Zitterinchen", einem Märchenfilm aus der ARD-Reihe "Sechs auf einen Streich", spielt Resi den gleichnamigen Hund und fungiert als Liebesbotschafter. Hundeliebende Schauspieler und ein Trainer machten den Dreh möglich. (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)

"Jede Frau kann eine Prinzessin sein"

Die Schauspielerin blickt voller Stolz auf die Dreharbeiten zurück: "Bei diesem Film entspricht nicht nur 'Alma' nicht diesem klassischen Schönheitsideal der schlanken Prinzessin, auch Prinz Philip sieht nicht aus wie der klassische Prinz." Es sei heutzutage besonders wichtig, mehr Realität in diese Art von Filmen einfließen zu lassen, betont sie. "Ich finde es enorm wichtig, die Kinder schon früh mit diesem Thema zu konfrontieren", erklärt Krüger. Jede Frau könne eine Prinzessin sein. Und genau das sei die Botschaft des Märchens.

Aber wie das mit den Prinzen so ist: Er scheint vorerst nur Augen für die Schwester von Alma zu haben. An Christine (Flora Li Thiemann), einer schlanken, blonden und etwas naiven jungen Frau, ist er brennend interessiert. Zitterinchen fungiert brav als Kurier zwischen dem vermeintlichen Liebespaar.

Prinz Philips Leidenschaft ist die Wissenschaft, allem voran die Botanik. Er sammelt exotische Pflanzen und arbeitet hart an einem Almanach. Thüringen, wo der Familienfilm gedreht wurde, bot beeindruckende Kulissen: Die Orangerie des Belvedere in Weimar wurde kurzerhand zum imposanten Pflanzen-Refugium des Prinzen, und der Botanische Garten Jena diente mit seiner Artenvielfalt als Leitmotiv für die einnehmende Romanze. Gedreht wurde auch auf den Dornburger Schlössern und auf dem Schloss Crossen.

Bei "Sechs auf einen Streich: Die Gänseprinzessin" (ARD, Montag, 26. Dezember, 14.40) bauten die Drehbuchautorinnen Katrin Milhahn und Antonia Rothe-Liermann das Original der Gebrüder Grimm "Die Gänsehirtin am Brunnen" aus. Die Handlung spinnt sich um die Frohnatur Prinzessin Polly (Mina Christ), die ihr Königreich von der omnipräsenten Trauer um den verschwundenen Prinzen erlösen muss. Und eine magische Alte (Leslie Malton) gibt dem jungen Abenteurer Leif ihre Lebensweisheiten mit auf den Weg: "Jeder muss seine Last auf den Rücken nehmen!" Sie stellt ihn - getreu der Originalfassung - auf die Probe.

Bei Christine (Flora Li Thiemann) scheint es sich auf den ersten Blick um die Prinzessin zu handeln. Doch "Zitterinchen" bricht mit den konventionellen Schönheitsidealen... (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)
Bei Christine (Flora Li Thiemann) scheint es sich auf den ersten Blick um die Prinzessin zu handeln. Doch "Zitterinchen" bricht mit den konventionellen Schönheitsidealen... (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)

"In den entscheidenden Momenten des Lebens sind wir dann doch mutig"

Das Erste startet am Samstag, 24. Dezember, bereits am Morgen (9.00 Uhr) mit dem Märchenfilm "Zwerg Nase" (2007), in dem der heute 60-jährige Michael Markfort in die Rolle des ungezogenen, verwandelten Jungen Jakobs schlüpft. Es folgen weitere Klassiker aus der "Sechs auf einen Streich"-Serie, nur um dann Mittags (13.30 Uhr) den altbewährten Publikumsliebling "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (1973) zu zeigen, der zum Fest gehört wie die Plätzchen zum Glühwein. Wer an Weihnachten jedoch bis zum Hals in Vorbereitungen steckt und zwischen Gänsebraten und Blaukraut hin und herspringt, der kann sich auch am ersten Weihnachtsfeiertag gemütlich zurücklehnen: um 11.05 Uhr den Fernseher einschalten und der tschechischen Version von Aschenputtel frönen.

Das ZDF liefert indes eine klassische Inszenierung des verlässlichen Programmpfeilers: "Aschenputtel" (Samstag, 24. Dezember, 15.05 Uhr) läutet den märchenhaften Nachmittag ein. Direkt im Anschluss wartet der Sender mit einer Neuproduktion (2022) auf: "Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel" (16.30 Uhr) ist eine komplexe, romantische Fantasy-Komödie, die sich im Kern an Grimms Original "Der Froschkönig und der eiserne Heinrich" orientiert, von Drehbuchautor Max Honert jedoch etwas ausgestaltet wird...

Karoline Herfurth (38) fliegt am ersten Weihnachtsfeiertag dann als "Die kleine Hexe" (ZDF, 9,05 Uhr, 2017) mit langer Nase und roter Wallemähne auf ihrem Besen durch die Wohnzimmer. Frischen Wind in die gute Stube bringt der neue Film "Der Uhrmacherlehrling", eine tschechisch-slowakische Produktion. Wie so häufig steht auch hier das Liebesglück zweier junge Menschen aus unterschiedlichen Schichten im Fokus. Dennoch hebt es sich von hierzulande bekannten Märchenstoffen ab.

Überdies nimmt das Erste die drei Weihnachtstage als Anlass, die dreiteilige Märchenreihe "Pinochio" (2013) mit Mario Adorf in der Rolle des Geppetto und Aaron Kissiov (Pinocchio als Junge) zu zeigen - und zwar jeden Tag einen Teil um 7.00 Uhr (am Samstag schon um 6.55 Uhr).

Cäcilie Baronin von Talheim (Justine Hauer, rechts) hegt den Wunsch, ihre Tochter Irm (Julia Windischbauer) mit Prinz Philip zu verheiraten. Dafür schmieden die beiden zweifelhafte Pläne... (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)
Cäcilie Baronin von Talheim (Justine Hauer, rechts) hegt den Wunsch, ihre Tochter Irm (Julia Windischbauer) mit Prinz Philip zu verheiraten. Dafür schmieden die beiden zweifelhafte Pläne... (Bild: MDR/HR/RB/KInderfilm GmbH/Anke Neugebauer)