Bayerns wilde Transfer-Woche

Die Defensive des FC Bayern bleibt eine große Baustelle. Mit Min-Jae Kim (Südkorea) und Noussair Mazraoui (Marokko) muss der deutsche Rekordmeister zu Beginn des neuen Jahres zwei Defensiv-Stützen jeweils zum Asien- und Afrika-Cup abstellen, Matthijs de Ligt kehrte nach einer Verletzungspause erst kürzlich zum Team zurück.

Auch deshalb ist der FC Bayern auf der Suche nach einem neuen Verteidiger und Defensivabräumer. Lag der Fokus zu Beginn der Saison noch auf der Verpflichtung eines defensivorientierten Sechsers (Holding Six), genießt bei FCB-Sportdirektor Christoph Freund und Trainer Thomas Tuchel die Verpflichtung eines Verteidigers nun höchste Priorität.

„Der Zeitplan ist schon überschritten. Der Wunsch war 2.1.!“, stellte Tuchel nach dem 1:1 im Testspiel gegen Basel fest: „Ich weiß, wie schwierig es ist im Winter. Die Wintertransferphase ist kompliziert, sehr viele gute Vereine in der Champions League haben ihre eigenen Ziele. Wir schauen auf einem Niveau, das uns weiterhilft. Deshalb ist es sehr schwierig.“

Seit Neujahr hat das Wintertransferfenster geöffnet, bis zum 1. Februar haben die Verantwortlichen in Europas Top-Ligen noch Zeit, gewünschte Kaderveränderungen vorzunehmen. Beim FC Bayern kursierten in den vergangenen Tagen und Wochen mehrere potenzielle Neuzugänge für die Defensive - aber auch ein möglicher prominenter Abgang wurde am Dienstag heiß diskutiert. In der laufenden Woche geht es besonders rund, beinahe stündlich ploppen frische Transfer-Meldungen zum deutschen Rekordmeister auf.

SPORT1 ordnet die Chancen des FCB bei den einzelnen Akteuren ein und erklärt, bei welchem Spieler es schon bald schnell gehen könnte.

Araujo bleibt Bayerns Wunschspieler

Ein Name, der im Zuge der Suche immer wieder fällt, ist Ronald Araujo. Der uruguayische Nationalspieler des FC Barcelona ist absoluter Wunschspieler des FC Bayern, wie SPORT1 schon im Dezember berichtete.

Der 24-Jährige ist gelernter Innenverteidiger, kann aber auch hinten rechts spielen. Ein Spielertyp, der Benjamin Pavard ähnelt. Den Franzosen haben die Bayern im Sommer 2023 nach Mailand ziehen lassen, nachdem dieser recht offensiv seinen Wechsel gefordert hatte.

Einfach wird ein Transfer des Uruguayers jedoch nicht - und preiswert in keinem Falle. Araujos Vertrag in Katalonien läuft noch bis 2026, angeblich steht eine Ablöse von mindestens 60 Millionen Euro im Raum. Auf die wird der finanziell angeschlagene Top-Klub aus Spanien sicher pochen, zumal das gut gefüllte Festgeldkonto des FC Bayern auch international bekannt ist.

Außerdem soll Araujo keine Anstalten machen, Barcelona bereits im Winter verlassen zu wollen. Erst im Sommer wäre ein Transfer wahrscheinlicher, das löst Bayerns aktuelle Probleme in der Defensive jedoch nicht.

Palhinha-Deal droht erneut zu scheitern

Sein Transfer stand im Sommer vergangenen Jahres quasi schon fest. Joao Palhinha war am Deadline Day bereits in München zum Medizincheck und sollte Tuchels gewünschte „Holding Six“ werden. Weil Fulham aber keinen Ersatz finden konnte, platzte der Wechsel des Portugiesen.

Palhinha will nach Sky-Informationen weiterhin zum FC Bayern, auch SPORT1 berichtete zuvor von einer mündlichen Einigung zwischen beiden Parteien. Doch auch ein Winter-Deal droht zu scheitern, da Fulham nicht von seiner hohen Ablöseforderung abrücken will.

Da der 28-Jährige seinen Vertrag bei Fulham zwischenzeitlich sogar verlängert hat, dürfte nichts unter einer Ablöse von 60 Millionen Euro gehen. Für die Bayern ist diese Summe derzeit zu viel Geld - auch weil die Verpflichtung eines Verteidigers im Moment Priorität genießt.

So soll die Baustelle eines neuen Sechsers erst im Sommer wieder Thema werden - auch, weil sich der Sechser-Markt im Winter als äußerst schwierig darstellt.

FC Bayern: Dier-Verpflichtung bahnt sich an

Bei einem anderen Londoner Klub ist der FC Bayern hingegen wohl fündig geworden. Eric Dier von Tottenham Hotspur hat das Interesse des FCB auf sich gezogen, der Engländer hat in London noch Vertrag bis Sommer dieses Jahres.

Nach Sky-Informationen hängt ein Transfer nun lediglich am FC Bayern. Mündlich soll man sich mit Dier über einen Vertrag bis 2025 bereits einig sein, ein offizielles Angebot ist bei Tottenham jedoch noch nicht eingegangen. Wartet der FCB noch ab, ob er eine bessere Option findet?

Sportdirektor Freund wollte sich nach dem Testspiel beim FC Basel „nicht an Spekulationen beteiligen, aber dass wir mit einigen Spielern im Austausch sind und einige Gespräche führen aktuell, das ist Fakt.“

Dier spielt seit 2014 für die Nordlondoner und kennt Bayern-Superstar Harry Kane aus dem Klub und der Nationalmannschaft bestens.

Für die Spurs wäre ein Abschied Diers kein erheblicher Rückschlag, schließlich spielt der 29-Jährige in den Planungen von Spurs-Coach Ange Postecoglou nahezu keine Rolle. Ganze vier Saisoneinsätze verbuchte der Ex-Nationalspieler für Tottenham in der laufenden Premier-League-Saison.

Bedient sich Bayern bei PSG?

Ebenfalls im Fokus des FC Bayern: Nordi Mukiele von Paris Saint-Germain. Der Franzose soll laut übereinstimmenden Medienberichten aus Deutschland und Frankreich das Interesse der Münchner geweckt haben, Bayern soll bereits erste konkrete Schritte für eine Verpflichtung unternommen haben.

Wie der langjährige Bayern-Reporter Patrick Strasser für den Sportbuzzer berichtet, hat der FCB für den ehemaligen Leipziger bereits ein 25 Millionen Euro schweres Angebot abgegeben. In Paris besitzt Mukiele noch einen Vertrag bis 2027.

Das Problem der Bayern: PSG will Mukiele nicht zwingend abgeben - auch vor dem Hintergrund, dass er als wichtiger Ergänzungsspieler angesehen wird und den für den Afrika-Cup abgestellten Achraf Hakimi ersetzen soll.

Wie RMC-Journalist Fabrice Hawkins deutlich machte, würde Paris Mukiele nur ziehen lassen, wenn zeitgleich ein gleichwertiger Ersatz gefunden werden kann - ein Unterfangen, was schon im Sommer den Transfer von Palhinha verhindert hatte.

Mukiele bestritt von 2018 bis 2022 bereits 100 Bundesligaspiele für RB Leipzig und kann sowohl als Rechtsverteidiger als auch als Innenverteidiger eingesetzt werden. In der französischen Sportzeitung L‘Équipe ist auch von einem Leihgeschäft mit Kaufoption die Rede.

Junger Rumäne auf der Bayern-Liste?

Oder gibt es einen Überraschungs-Coup an der Säbener Straße? Der FC Bayern steht laut Informationen der italienischen Zeitung Gazzetta dello Sport kurz vor einer Verpflichtung des rumänischen Innenverteidigers Radu Dragusin vom CFC Genua.

Transferexperte Fabrizio Romano kann dies bestätigen und berichtet, dass der Rekordmeister ein Angebot von rund 30 Millionen Euro abgeben hat. Dies sei etwas mehr, als es der stärkste „Konkurrent“ Tottenham geboten hat.

Genua sei offenbar bereit, beide Offerten anzunehmen und möchte die Entscheidung beim Spieler lassen. Laut Sky ist Bayern-Sportdirektor Christoph Freund von den Qualitäten des 21-Jährigen überzeugt.

Dragusin stand bislang in allen 19 Serie-A-Spielen über die volle Distanz auf dem Platz und sammelte bereits zwölf Länderspiele für Rumänien. In Genua hat der Innenverteidiger noch einen Vertrag bis 2027. Mit 21 Jahren wäre er auch ein Transfer mit Option.

Was passiert mit Kimmich?

Und da wäre noch das Gerücht, das am Dienstag die Runde machte: Laut der französischen Tageszeitung L‘Équipe ist PSG an einer Verpflichtung von Joshua Kimmich noch in diesem Winter interessiert.

„Der Hauptstadtklub sieht in Kimmich den perfekten Spieler, um seinen Kader zu komplettieren“, berichtete das Blatt. Laut Sky wurden darüber hinaus „bereits externe Berater eingeschaltet, die zwischen PSG und der Kimmich-Seite, sowie den Bayern vermitteln und erste Informationen einholen sollen.“

Eine Möglichkeit wäre laut L‘Équipe, dass ein Transfer von Kimmich mit Mukiele verrechnet wird, für welchen Bayern bereit sein soll, rund 25 Millionen nach Frankreich zu überweisen.

Dass Kimmich, dessen Vertrag im Sommer 2025 endet, tatsächlich im Winter wechselt, ist nach SPORT1-Informationen allerdings unrealistisch.