"Du wirst betrogen": Regisseur David Lynch kritisiert Film-Streaming auf Smartphones

"Wenn sie ihn auf ihrem Handy sehen, haben sie gar nichts gesehen", kritisiert Kult-Regisseur David Lynch in einem Interview die sich wandelnde Kinokultur und Film-Streamingdienste. Das Erlebnis sei einfach nicht dasselbe. Er spricht von einer "traurigen" Entwicklung. (Bild: 2019 Getty Images/Kevin Winter)
"Wenn sie ihn auf ihrem Handy sehen, haben sie gar nichts gesehen", kritisiert Kult-Regisseur David Lynch in einem Interview die sich wandelnde Kinokultur und Film-Streamingdienste. Das Erlebnis sei einfach nicht dasselbe. Er spricht von einer "traurigen" Entwicklung. (Bild: 2019 Getty Images/Kevin Winter)

"Das ist traurig": Kult-Regisseur David Lynch (77) echauffiert sich in einem seiner seltenen Interviews über die Angewohnheit junger Leute, Filme auf dem Handy zu streamen.

Die Generation Smartphone greift schon lange vermehrt auf Handy-Bildschirme zurück, um sich Filme und Serien anzuschauen. Darüber echauffiert sich nun Kult-Regisseur David Lynch (77) in einem seiner seltenen Interviews. Gegenüber dem französischen Magazin "Cahiers de Cinema" nimmt er kein Blatt vor den Mund und kritisiert die sich wandelnde Kino-Kultur: "Die Leute glauben, sie hätten einen Film gesehen. Aber wenn sie ihn auf ihrem Handy sehen, haben sie gar nichts gesehen."

Seine Meinung hat sich also in den vergangenen 20 Jahren kaum geändert. Bereits Ende der 2000er-Jahre prangerte der Regisseur im Bonusmaterial der DVD zu seinem letzten Film "Inland Empire" diejenigen an, die Filme auf winzigen Handy-Bildschirmen schauen: "Wenn man den Film auf einem Telefon abspielt, wird man ihn in einer Billion Jahren nicht erleben", betonte er damals. "Du denkst, du hast ihn gesehen, aber du wirst betrogen." Es sei einfach nur traurig, zu denken, man hätte einen Film gesehen, auf seinem verdammten Telefon - "Seien wir ehrlich."

David Lynch: "Es gibt immer noch Helden, die dafür kämpfen"

Unter Thriller-Fans gilt Lynch nach wie vor als Regie-Legende - auch wenn sein letzter Film bereits 17 Jahre her ist. Seinen Kult-Status erreichte er mit Produktionen wie "Twin Peaks" (1992), "Lost Highway" (1997) oder "Mulholland Drive" (2001) - viele seiner surrealen Werke haben bis heute Kultstatus. Dass immer weniger Menschen die Kinos stürmen und stattdessen auf Streaming-Dienste setzen, macht ihn traurig: "Spielfilme sind in einem schlechten Zustand, Serien haben ihren Platz eingenommen", sagt er mit Blick auf die sich wandelnde Branche: "Früher konnte man sich hinsetzen und tatsächlich die Erfahrung machen, in eine ganz neue Welt einzutauchen. Jetzt steht das alles in den verdammten Geschichtsbüchern", empört sich Lynch gegenüber "Cahiers de Cinema". Es sei erschütternd.

Zwar seien das Fernsehen und TV-Serien nicht "partout schlecht", der Abschied vom klassischen Kinobesuch falle ihm nichtsdestotrotz enorm schwer. "Das ist der schwerste Teil. Kunst und Schreiberei sind vorbei", konstatiert er. "Die Kinobesitzer ... machen aus Liebe zum Kino weiter. Es gibt immer noch Helden, die dafür kämpfen", bedankt er sich mit großen Worten.