Bizarrer Namensstreit: Aus Jonas soll ein Yunes werden

Bereits kurz nach der Geburt bereut ein Paar den gewählten Vornamen des Sohnes. Ein Gericht muss vermitteln

Die Wahl des Vornamens ist für viele werdende Eltern eine schwierige Entscheidung. Wochenlang brüten sie über Vorschlägen, wie das Kind heißen soll. Ist der Name erst einmal eingetragen, lässt er sich kaum noch ändern. Das musste jetzt auch eine Familie aus Hagen feststellen.

Die Eltern wollten ihren eineinhalb Jahre alten Sohn von Jonas in Yunes umbenennen. Doch die Mitarbeiter des Hagener Standesamts weigerten sich. So landete die Sache vor dem Verwaltungsgericht in Arnsberg. Namensstreitigkeiten sind dort nichts Ungewöhnliches, wie Pressedezernent Klaus Buter bestätigte. Rund 20 Fälle würden im Jahr bei ihnen landen. Meistens sei es jedoch der Nachname, der Anlass zur Klage gebe. Der Fall des kleinen Jonas mutet besonders kurios an.

Warum waren die Eltern plötzlich so unzufrieden mit der eigenen Wahl? Die Familie stammt ursprünglich aus Marokko. Die Mutter arbeitet als Ärztin, sie und ihre beiden Kinder haben die doppelte Staatsbürgerschaft. Deshalb wählte sie Vornamen, die in beiden Ländern gebräuchlich sind.

Die Verwandten in Marokko können mit “Jonas” nichts anfangen

Die Tochter nannte sie „Lina“, ein Mädchenname, der auch in Marokko gebräuchlich ist. Doch bei ihrem Sohn machten die Eltern einen Fehler. Sie hielten Jonas und Yunes für identische Namen und nahmen an, dass nur Schreibweise und Aussprache etwas voneinander abweichen würden. Erst bei einem Besuch in Marokko stellten sie ihren Irrtum fest.

Für die Verwandten dort war der Name Jonas nur „eine unbekannte Worthülse“. Yunes kannten sie als islamischen Propheten des Koran. Mit dem biblischen Jonas, der im Alten Testament von einem großen Fisch verschluckt wird, verbanden sie nichts. Die Mutter war geschockt.

Eine Namensänderung ist keine einfache Sache. Die gesetzlichen Auflagen sind streng. Der Vorsitzende Richter wies darauf hin, dass Eltern die Pflicht hätten, sich vorher zu informieren. Trotzdem schlug das Gericht einen Kompromiss vor: Jonas durfte um den Zweitnamen Yunes ergänzt werden. „Die Kläger waren zufrieden“, sagte Pressedezernent Buter. Mit ihrem Jonas Yunes – ohne Bindestrich geschrieben – kehrten sie heim. Sie ließen die Klage fallen, müssen aber die Kosten des Verfahrens tragen. (clu)

Foto: TongRo Images/Thinkstock

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