Nach Chaos in Gelsenkirchen - Und dann erklärt der England-Fan, warum die Bahn in Deutschland viel besser ist

England-Fans in Köln vor der Kulisse am Rheinufer: Jake, Alex, Ronny, Dan und Jonny aus Sutton im Süden Londons (v.l.).
England-Fans in Köln vor der Kulisse am Rheinufer: Jake, Alex, Ronny, Dan und Jonny aus Sutton im Süden Londons (v.l.).

Vor dem finalen Gruppenspiel gegen Slowenien erobern die englischen Fans Köln. Nach den Reisestrapazen von Gelsenkirchen verlieben sie sich in die Domstadt – und finden trotz der vielen Verspätungen Lob für die Deutsche Bahn.

Nur kurz sind die slowenischen Fans in der Überzahl. Einige Dutzend Fans besetzen am Dienstagmittag die Stufen des Kölner Doms und brüllen den Passanten, die gerade aus dem Hauptbahnhof kommen, ihre Parolen entgegen. Doch je weiter die Straßen in Richtung EM -Fanzone auf dem Heumarkt führen, desto mehr englische Fans hüllen die Altstadt in ihre Farben.

Die Hoffnungen der mitgereisten „Three Lions“-Trikot-Träger sind groß. Mit mehreren Freunden ist auch Dan aus dem Süden Londons an die Kölner Rheinpromenade gekommen; später werden sie im Stadion das letzte Gruppenspiel ihrer Mannschaft verfolgen.

„Mein Traum ist, dass wir das Finale gewinnen“, sagt er euphorisch. Seit Jahrzehnten warten die Engländer darauf, wieder einen Pokal auf die Insel zu holen. Nach dem WM-Titelgewinn 1966 scheiterten sie zuletzt bei der vergangenen EM 2021 im Heim-Finale an Italien.

Viele englische Fans sind begeistert vom Gastgeberland Deutschland

Nun soll es also auf dem Boden des sportlichen Rivalen in Deutschland klappen. Nach den ersten Städtetrips quer durch die Bundesrepublik zeigen sich viele englische Fans begeistert von ihrem Gastgeberland und insbesondere der Domstadt. „Ich liebe es hier, die Bars, der Fluss“, sagt Dans Freund Johnny.

Er besucht seit einigen Jahren jedes Spiel der Nationalmannschaft – egal ob in England oder auswärts – und hat auch die WM in Katar vor Ort mitverfolgt. „Dort waren nicht so viele Fans. Es hat sich nicht angefühlt, als gäbe es dort eine große Fußballkultur“, sieht er einen großen Unterschied. In den deutschen EM-Städten werde sofort deutlich, dass hier ein großes Sportereignis stattfindet.

Englandfans in Köln
Englandfans in Köln

 

Dan sieht hier einen großen Vorteil in der geografischen Lage Deutschlands. „Jedes Teilnehmerland ist hier vertreten, das ist eine gute Sache“, freut er sich über die Vielfalt unter den Fans.

„In England wäre es schwierig, nach 22 Uhr wegzukommen“

Nur das Reisen zwischen den Städten sei oft schwierig. „Wir hatten viele Verspätungen, aber dafür ist es günstig“, sagt Johnny. Um Geld zu sparen, hat sich die Gruppe 49-Euro-Tickets gekauft und reist ausschließlich im Nahverkehr.

Auch das Verkehrschaos nach dem Spiel in Gelsenkirchen erlebten die Freunde mit, mussten vom Stadion knapp sieben Kilometer zum Hauptbahnhof laufen. Doch immerhin sei dann noch ein Zug nach Osnabrück gefahren, wo sie übernachteten. „In England wäre es schwierig, nach 22 Uhr wegzukommen“, merkt Johnny an.

Diesen Eindruck bestätigt eine Gruppe direkt am Heumarkt. „Kein Zug war pünktlich“, sagt Mike und schiebt hinterher: „Aber sie waren sehr schnell.“

Auch Kollege Jack hält nur wenig von den heimischen Transportmitteln. Selbst die zweite Klasse in Deutschland sei noch besser als die erste auf der Insel. „Hier sind die Züge 20-mal besser als bei uns. In England ist das wirklich schlimm, wie in einem Entwicklungsland“, zieht er einen drastischen Vergleich.

„Das einzig Schlechte sind die Züge“

An der Philharmonie hat sich Luke aus Birmingham einen Schattenplatz gesichert, um sich von der drückenden Sommerschwüle zu erholen. Bier und Essen findet er fantastisch: „Das einzig Schlechte sind die Züge.“ Mit dem ICE sei er gut vorangekommen, doch vor allem der Nahverkehr von Koblenz nach Köln sei verspätet und verwirrend gewesen. „Es gibt nicht viel Personal an den Bahnhöfen, das man fragen kann“, so seine Erfahrung.

Seine Zeit in Köln beschreibt Bob als durchweg positiv, als er mit seiner Gruppe über die Rheinpromenade schlendert: „Ich liebe es hier. Es ist sehr sauber. Die Menschen sind herzlich und das Bier günstig.“

Besonders beeindruckt habe es ihn, den Kölner Dom mit eigenen Augen zu sehen. „Das war unreal“, staunt Bob noch immer über das massive Bauwerk. Nach dem ersten Besuch steht für Freund Jack fest, dass er Deutschland noch besser kennenlernen möchte. „Ich werde definitiv wiederkommen“, sagt er.