EM-Achtelfinale gegen Deutschland - Das Spielverderber-Potenzial der Dänen ist leider deutlich größer als alle wissen

Dänemark-Stürmer Morten Hjulmand feiert sein Tor gegen England<span class="copyright">Imago</span>
Dänemark-Stürmer Morten Hjulmand feiert sein Tor gegen EnglandImago

Dank des späten Treffers von Niclas Füllkrug gegen die Schweiz ging Deutschland einem ganz großen Namen im Achtelfinale aus dem Weg. Dafür wartet mit Dänemark ein unangenehmes Team, welches eventuell eine Schwachstelle des DFB-Teams ausnutzen kann.

Die Euphorie hierzulande ist nach dem Gruppensieg ungebrochen . Allerdings haben die Spiele gegen Ungarn und besonders die Schweiz aufgezeigt, dass Deutschland verwundbar ist. Der viele Ballbesitz, der meist zum Spiel der DFB-Elf dazugehört, kann sich gelegentlich negativ auswirken.

So gesehen gegen die „Nati“. Denn die Schweizer gingen nach einem Ballgewinn an der Mittellinie und einem anschließenden Gegenstoß über Remo Freuler und Dan Ndoye in Führung.

 

Der Ballverlust Deutschlands entstand infolge eines behäbigen Spielaufbaus – Toni Kroos spielte über ein paar Meter Jamal Musiala recht langsam an. Granit Xhaka gewann jedoch den Ball gegen Musiala, weil der Bayern-Profi kein ordentliches Tempo aufnehmen konnte und Xhaka in Musialas Rücken seine physische Überlegenheit ausnutzte.

Plötzlich ging der Schweizer Zug in Richtung des Tores von Manuel Neuer ab. Die mangelnde Präsenz im Mittelfeld, weil sich dort meist nur ein Sechser – in der Regel Robert Andrich – aufhält, machte es für Deutschland umso schwerer, den Gegenangriff der Schweizer zu stoppen.

Kroos sucht Musiala - eine wichtige Verbindung im deutschen Spiel<span class="copyright">Eckner</span>
Kroos sucht Musiala - eine wichtige Verbindung im deutschen SpielEckner

 

Zwischen der Partie gegen Ungarn und der gegen die Schweiz nahm Bundestrainer Julian Nagelsmann ein paar Änderungen hinsichtlich der positionellen Aufteilung im Spielaufbau vor. Im Duell mit den Ungarn stand Kroos entweder zwischen den Innenverteidigern oder wie gehabt auf der halblinken Seite, um damit vor dem gegnerischen Defensivblock die ersten Pässe zu spielen.

Gegen die Schweiz war dann Andrich des Öfteren zwischen den Innenverteidigern und dafür Kroos ein Stück weiter vorne positioniert.

An der grundsätzlichen Problematik, dass Deutschland im Spielaufbau eben nur einen zentralen Mittelfeldspieler aufbietet, änderte die Aufteilung gegen die Schweiz jedoch nichts.

Andrich stand auch deshalb zwischen Antonio Rüdiger und Jonathan Tah, weil er zusätzliche defensive Absicherung leisten sollte, nachdem die Schweiz einige Male gut ins offensive Umschaltspiel kam – inklusive im Vorlauf zum 1:0 durch Ndoye.

Dänemark spielt Pressing wie die Schweiz

Jetzt zu den Dänen: Die spielen ganz ähnlich wie die Schweiz in einer 3-4-3-Grundordnung und greifen ebenfalls mit drei Offensivspielern schon vorne an, um den Spielaufbau des Gegners sofort zu stören. Zudem schieben die dänischen Mittelfeldspieler vielfach durch.

Somit wird die DFB-Elf also einmal mehr vor der Aufgabe recht schweren stehen, nicht zu lange während der Spieleröffnung zu zögern und schnelle Passabfolgen zu spielen. Das wird sie eventuell mit einer komplett neuen Innenverteidigung machen müssen, weil Jonathan Tah gesperrt und Antonio Rüdiger angeschlagen ist.

Spielverderber Dänemark? Das Potenzial dafür ist da

Gewiss besitzt Deutschland mit Musiala, Florian Wirtz, Kai Havertz und Ilkay Gündogan eine hervorragende Offensivreihe, die gegen jedes Team in Europa für erhebliche Torgefahr sorgen sollte. Allerdings: Deutschland muss erstmal den Ball zu dieser Offensivreihe bringen und dabei das recht verwaiste Mittelfeld überbrücken. Das ist die große Herausforderung – besonders gegen Pressingteams wie Dänemark.

Von vielen werden die Dänen unterschätzt, sie holten keinen Sieg in der Gruppenphase, schossen nur zwei Tore. Aber ihr Potenzial als Spielverderber ist enorm, was auch daran liegt, da sie viele erfahrene Spieler im Kader aufbieten können (Namen wie Andreas Christensen, Jannik Vestergaard, Christian Eriksen oder Pierre-Emile Höjbjerg sind auch den meisten deutschen Fans bekannt).

Auch wenn die Dänen natürlich als Außenseiter ins Achtelfinalduell von Dortmund gehen, sind sie keineswegs zu unterschätzen und haben zumindest das Zeug dazu, an einem Abend der ganz große Spielverderber zu werden.