Désirée Nick zum AfD-Erfolg: "Die Moral in Deutschland ist verkommen"

Désirée Nick bei einer Veranstaltung in Berlin

Désirée Nick (59) hat sich in ihrem neuen Buch "Säger und Rammler und andere Begegnungen mit der Männerwelt" (Heyne, 208 Seiten, 14,99 Euro) die Männer und ihre vermeintlichen Domänen vorgenommen. "Die Gesellschaft hat völlig neue Stilblüten produziert. Das habe ich mir zur Steilvorlage für ein satirisches Buch gemacht", sagt sie im Interview mit spot on news. Ernst wird sie, wenn es um die AfD und die Landtagswahlen am vergangenen Sonntag geht. "Es ist nun die Stunde der Wahrheit gekommen, jetzt sieht man, dass das verlorengegangene Qualitätsbewusstsein in Deutschland seine Spuren hinterlassen hat", meint sie zum Erfolg der AfD.

"Jeder darf überall seinen Mist dazugeben, jeder kann machen, was er will", so Nick weiter. "Wenn sich nur genug Leute für irgendetwas melden, dann ist es schon okay. Fazit: Die Moral in Deutschland ist verkommen. Total verkommen. Und was dazu wunderbaren Vorschub leistet, sind unter anderem auch die Netzwerke. Sonst wäre so etwas nicht möglich. Weil Bildung, Bewusstsein, Hintergrund fehlt und das Fundament für eine wirkliche Debatte nicht gegeben ist. Jeder Arsch kann posten, was er will. Und es gibt genügend Ärsche, die sich daran orientieren. Und dann wird der Dreck noch durch die Medien verbreitet. Gratulation!"

Die sozialen Medien machen also alles schlimmer? "Natürlich", meint die Entertainerin. "Horrormeldungen, Schreckensmeldungen, Polemik, Aufruhr, Volksverhetzung haben doch ein Podium wie noch nie bekommen. Ich sage immer, dass das wie mit einer Gabel ist. Ich bin nicht gegen die Netzwerke, aber mit einer Gabel kann man sich selber und dem gegenüber die Augen ausstechen oder man kann sie zum Essen benutzen. Und so werden die Netzwerke für das Böse, das Schlechte missbraucht. Man sieht es ja an diesem Ergebnis. Für mich ist das eine Bedrohung wie 1933."

Foto(s): ddp images